Marostica und seine erstaunliche Schachpartie

Schach als unblutige Alternative zum Duell

30 km nördlich von Vicenza. Wer zufällig am ersten Sonntag im September zugegen ist, kann Zeuge eines erstaunlichen Schauspiels werden: die Schachpartie, in ihrer Bedeutung und Form vergleichbar dem Palio in Siena oder der Giostra in Arezzo - das Spiel findet in allen geraden Jahren statt. Lebende Figuren in alten Kostümen bewegen sich nach dem Willen der Spieler auf einem riesigen Schachbrett, das sonst als Pflaster des Campo Grande vor dem Castello Inferiore dient, dem heutigen Rathaus aus dem 16. Jh., welches aussieht wie eine Filmdekoration.

Dieses Spiel soll an eine Schachpartie erinnern, bei der sich zwei junge Adlige - beide in die Tochter des Schloßherrn von Marostica, die schöne Lionora, verliebt - gegenüberstanden. Der Vater hatte nun beschlossen, sie demjenigen zur Frau zu geben, der die Partie gewönne (man beachte unsere schönen Konjunktive) - als unblutige Alternative zum Duell. Die Angelegenheit wurde am 12. September 1454 geregelt. Ganz unwahrscheinlich ist die Geschichte nicht, wenn sie auch viel von den folkloristischen Elementen besitzt, die mit den Ursprüngen von Sport und Spielen zu tun haben.