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Der Dom

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Duomo zu Siena

Atemberaubend vom Dach bis zum Keller

Am höchsten Punkt der Stadt plaziert und beeindruckend allein durch seine Außenmaße. Das ganze Bauwerk ist in rosa Marmor gekleidet, abwechselnd in helle und dunkle Streifen. An der Fassade erkennt man sofort die beiden Epochen, deren Stile in der Bauweise ihren Niederschlag gefunden haben: im unteren Teil sind die drei Portale noch ganz romanisch, während es weiter oben eindeutig gotisch zugeht. Üppige Ornamente, kunstvolle Skulpturen und ein Feuerwerk mehrfarbiger Marmorsorten verschaffen dem Duomo zu Siena einen ersten Platz unter den italienischen Kathedralen. Der obere Fassadenteil erinnert übrigens an Orvieto und harmoniert auf wunderbare Weise mit den Proportionen der übrigen architektonischen Elemente: des Campanilen und der Kuppel. Dabei ist das Bauwerk in seiner heutigen Form im Grunde nicht mehr als das Querschiff der ursprünglich geplanten Kirche. Vom Dommuseum aus läßt sich noch der geplante Standort des Hauptschiffs erkennen (weitgespannte Bögen). Der gigantische Plan wurde um die Mitte des 14. Jhs aus zwei Gründen aufgegeben: erstens wütete die Pest in Siena und zweitens führten schwere technische Mängel dazu, dass die Stützpfeiler einbrachen, weshalb die Ratsherren 1357 die Arbeiten einstellen ließen. Die spinnen, die Italiener! Im Innern der Kirche gehört - neben dem zauberhaften Wechsel von hellen und dunkeln Marmorstreifen - der Fußboden zu den Hauptsehenswürdigkeiten Sienas: auf rund 3000 m¨ ist der Boden mit fast fünfzig Feldern aus Einlegearbeit und »Graffiti« bedeckt, die hauptsächlich biblischer Szenen darstellen. Wie sorgfältig alle Details herausgearbeitet wurden!

Linkes Seitenschiff: die im Luxus schwelgende Kapelle Johannes des Täufers weiß mit ihrem angeberischen Eingangsportal zu beeindrucken. An den fein gearbeiteten Sockeln entdeckt man einen Kentaur mit Dame, Widderköpfe, Greifen usw. Das Innere der Kapelle ist auch nicht gerade ärmlich und protzt mit einem bronzenen »Johannes der Täufer« von Donatello und einem kuriosen Fresko »Ritter mit Rüstung« von Pinturiccio. Die Fresken aus dem Leben des heiligen Johannes sind stark nachgedunkelt.

Vor der Kapelle schildern kostbare Pflasterbilder eine »Schlachtszene« und den »Kindermord zu Bethlehem« Ins Pflaster ist der von Donatello in Bronze gegossene Grabstein des Bischofs eingelassen. Auch die Kanzel von Niccolò Pisano und dessen Sohn Giovanni verdient, eigens erwähnt zu werden: ein Block aus weißem Marmor auf einem achteckigen Grundriß, von »ehn Porphyrsäulen gestützt (1265).

Manche Szenen ziehen unsere Aufmerksamkeit besonders lange auf sich: dank ihrer plastischen Harmonie, ihrer Ausdruckskraft, ja bisweilen sogar Gewaltsamkeit (wie etwa beim »Jüngsten Gericht« wo menschliche Körper zerrissen und zermalmt werden). Hierher gehört auch das erschrockene Zurückweichen der Umstehenden in der an Tragik kaum zu überbietenden Kreuzigungsszene.»

Chor: marmorner Hauptaltar aus dem 16. Jh. Am schönen Bronzetabernakel aus dem 15. Jh. gefielen uns die Kandelaberengel besonders. Beccafumi schmückte die Apsis mit Fresken. Am Fuß des Altars ist im Boden das Opfer Abrahams dargestellt. Einige der kostbar ausgestalteten Chorgestühle stammen aus dem 14. Jh., die mittleren aus der Renaissance.

Linkes unteres Kirchenschiff: zwischen Schriftenstand und Libreria Piccolomini steht ein schöner Renaissance-Altar. Die Madonna oben schuf Jacopo della Quercia, die Statuen in ihren vier großen Nischen sind ein Werk Michelangelos. Gleich rechts nach Betreten des Doms ein nicht minder kostbar mit Girlanden, Statuen usw. verziertes Weihwasserbecken und leuchtende Kirchenfenster (u.a »Das letzte Abendmahl« von 1549 in der Fassadenrosette).

Noch ein Wort zum Hl. Bernhard, dem Schutzpatron von Siena. Er war für seine Beredsamkeit berühmt, mit der er seine Zuhörer oft zu Tränen rührte. Man erzählt, dass nach seinen Predigten erbitterte Feinde einander in die Arme sanken und Spieler ihre Karten wegwarfen (Parenthese: seinerzeit galt das Spielen als ebenso verwerflich wie der Umgang mit leichten Mädchen Ende der kulturhistorischen Parenthese). Kurz, seine Überzeugungskraft war dergestalt, dass Pontifex Johannes XXIII. ihn zum Schutzheiligen der Werbefachleute erkor! Unglaublich, aber wahr. Unser Friedrich Schiller sah im heiligen Bernhard hingegen das Sinnbild der »dicksten Mönchsheit« (Briefwechsel mit Goethe)

Libreria Piccolomini (Bibliothek): Zutritt im linken Kirchenschiff, in der Zeit von Mitte März bis Ende Oktober von 9-19.30h; außerhalb der Feriensaison von 10-13h und von 14.30-17h. Eilige Besucher hasten nur allzuoft achtlos an dieser einzigartigen Freskensequenz, einem Werk Pinturicchio;s, vorüber. Dabei sind die Farben so unglaublich taufrisch. Dargestellt sind Episoden aus dem Leben des Kardinals Piccolomini, der unter dem Tarnnamen Pius II. auch das zweithöchste Amt der Katholischen Kirche bekleidete (das höchste ist das des Kirchenlehrers): u.a. »Piccolomini empfängt seinen Kardinalshut« »Er wird zum Papst gewählt« »Pius II. ruft eine Versammlung zusammen, um gegen die Türken zu ziehen« »Die Heiligsprechung der Hl. Katherina von Siena« Eine Augenweide auch die mit Miniaturmalerei versehen Evangelienbücher.

Taufkapelle (Baptisterium): unterhalb des Duomo, mit unvollendeter Fassade. Die gesamten Innenflächen bedecken Fresken. Das Taufbecken ist die Frucht des Zusammenwirkens gleich mehrerer namhafter »Paten« Ziborium von Jacopo della Quercia;, Bronzeflachreliefs vom Schöpfer der »Tore zum ParadiesDie Taufe Jesu«, Donatello; (»Festmahl des Herodes« und Giovanni da Torino; (»Geburt und Verkündigung des Hl. Johannes«.