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Kirchen und Museen

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Kirchen und Museen am Nordufer

Sehenswürdigkeiten aus alten Zeiten

Duomo: Zutritt von 7.45-13h und 15-17.30h. Der Höhepunkt der Pisaner Romanik wurde 1063 in Angriff genommen und im 13. Jh. vollendet. Die lange Bauzeit tat den harmonischen Proportionen keinen Abbruch, die mit 100 m Länge, 34 m Höhe und 35 m Breite ein lateinisches Kreuz bilden. Die aufwendige Fassade fand zu ihrer Zeit zahlreiche Nachahmer. Das sensationell Neue waren die von der Wand abgesetzten Arkaden, die ihr Rhythmus und Tiefe verliehen.

Auch im Inneren sorgen fortlaufende Arkaden und farbige Glasfenster für beschwingte Harmonie. Im rechten Querschiff ruht König Heinrich VIII. in seinem Sarkophag. In der Mitte thront »Maria im Glorienschein«. Die eingelegte Marmorbalustrade mit dem Bronzeengel im Chor ist ein Werk Giambologna;s. Im linken Querschiff, in der Apsis, das Mosaik aus dem 14. Jh. mit der »Himmelfahrt« und das Grab des Erzbischofs von Elci beachten.

Unangefochtenes Meisterwerk im Duomo ist die von Giovanni Pisano zwischen 1302 und 1311 gemeißelte Kanzel, in der die Spätgotik ihren letzten, übersteigerten Ausdruck findet. Löwen tragen korinthische Säulen, auf denen wundervolle Felder mit Szenen aus dem Neuen Testament ruhen. Neben der Kanzel die berühmte bronzene Lampe des Galilei aus dem 16. Jh. Ihr regelmäßiges Schwanken nahm stets dieselbe Zeit in Anspruch, was Galilei zu wissenschaftlichen Berechnungen der Schwingungsdauer veranlaßte.

Baptisterium: geöffnet von 9-18h. 1153 begonnen und im 14. Jh. fertiggestellt, was den Stilmischmasch von Pisaner Romanik im Erdgeschoß und Gotik weiter oben erklärt. Niccolò Pisano;, Schöpfer der Domkanzel, war zeitweise Bauleiter. Sein Sohn Giovanni, der schon den Duomo von Siena entworfen hatte, trat 1285 in Vaters Fußstapfen, um die Außenfassade zu gestalten. Richtfest konnte erst Ende des 14. Jhs mit Vollendung des Doms gefeiert werden.

Das Innere fällt mit seiner schmucklosen Kahlheit aus dem Rahmen. Das geheimnisvolle Licht beleuchtet nicht mehr als zwei Stockwerke mit Arkaden. Vom ersten Stock aus lassen sich die Taufbecken begutachten und man erkennt die kleinen Wellen am Grund des für Immersionstaufen geeigneten Beckens. Die Täuflinge kamen nicht etwa mit ein paar Weihwasserspritzern auf dem Kopf davon, sondern durften richtig untertauchen. Lästerzungen werden sagen, so habe der ganze Hokuspokus wenigstens einen hygienischen Nutzen gehabt ...

Die 1260 entstandene Kanzel von Niccolò Pisano gilt als Erstlingswerk der italienischen Gotik. Drei der Säulen werden von Löwen getragen. Die ganze Kanzel ist überhäuft mit tiefgründigen Symbolen: in den Ecken, über den korinthischen Kapitellen, kauern die Tugenden, darunter die von Herkules symbolisierte »Stärke« der »Glaube« die »Barmherzigkeit« usw. Auf den Relieftafeln so unverwüstliche Themen wie die »Kreuzigung« oder das »Jüngste Gericht«.

Camposanto: von 9-18h geöffnet. Der gigantische »Feldfriedhof« entstand im 13. Jh. als nüchterner, langgestreckter Marmorbau mit blindem Bogenwerk. Das Innere erinnert mit seinen spitzgiebligen Fenstern an Kreuzgänge. Durch die Fensteröffnungen fällt mildes Licht auf die fein gear

beiteten Grabsteine. 1944 geriet das Dach bei einem Bombenangriff in Brand und mehrere hundert Kilo Blei schmolzen. Fotos des Camposanto nach der Zerstörung zeigen, welch großartige Arbeit die Restauratoren seitdem geleistet haben. Kaum auszudenken, was passiert wäre, wenn die Bomben ein paar Meter weiter auf den Dom oder das Baptisterium gefallen wären.

Angeblich sollen nach der Eroberung des Heiligen Landes durch die Kreuzfahrer ganze Schiffsladungen Erde vom Golgatha nach Pisa geschafft worden sein, damit die adligen Familien nach ihrem Hinscheiden in heiliger Erde ruhen konnten.

Während des letzten Krieges mußten zahlreiche Fresken dran glauben. Doch Wunder gibt es immer wieder. Eins der eindrucksvollsten, der »Triumph des Todes« (ausgerechnet!) entkam der Zerstörung und wird einem namenlosen Pisaner Meister des 14. Jhs zugeschrieben. In jener Zeit stänger Kriege und verheerender Epidemien kehrt das Todesthema in den Gedanken und Werken der Zeitgenossen ständig wieder. In der Hauptszene versinnbildlichen ein aufgeschwollener, ein verwesender und ein zum Skelett abgezehrter Leichnam die drei Stadien des Todes. Die naturalistische Darstellung wird nur von einer lieblichen Landschaft und den eleganten Gewändern gemildert. Ein Jäger schneuzt sich die Nase, während seine Gesellen mehr auf Haltung bedacht sind. Rechts erflehen die Armen, Krüppel und Leprakranken den Tod, der sich jedoch mehr für die sorglosen Knappen und Edelfräulein interessiert. Auch hier bildet der thematische Realismus einen merkwürdigen Gegensatz zur spielerischen Ausführung.

Im hinteren Teil des Raums geht das »Jüngste Gericht« als Breitwand-Cinecope-Spektakel über die Bühne. Links die Auserwählten, rechts die Verdammten, in der Mitte kleine skurrile Genreszenen, die man auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. So erteilt ein Chef-Engel einem seiner Unter-Engel den Befehl , ein Mädchen im letzten Moment aus den Klauen der Hölle zu befreien. In ihren Augen spiegelt sich eine Mischung aus Freude und ungläubigem Staunen. Dafür werden die anderen ohne Gnade und Barmherzigkeit dem Schwefelpfuhl zugeführt, darunter schöne Frauen, gekrönte Häupter, Priester und Mönche. Auch die Höllenszenen berühren mit ihrem schonungslosen Realismus und teuflischer Detailgenauigkeit. Grausamere Strafen sind kaum denkbar: die armen Sünder werden ausgeweidet, in Stücke geschnitten, von widerlichen Schlangen zernagt, gekocht, aufgespießt - Splatter-Fans kommen voll auf ihre Kosten.

Sinopie-Museum: südlich der Piazza del Duomo. Geöffnet von 9-13 und 15-18h. Nutzt die Räumlichkeiten eines Spitals aus dem 13. Jh. Sinopie nennt man eine Vorzeichnung mit rotbraunem Eisenoxid bei der Freskomalerei (nach der Sinopie ausführenden türkischen Schwarzmeerstadt Sinop). Als die Fresken beim Wiederaufbau des Camposanto freigelegt wurden, hat man die Sinopie darunter entdeckt. Sie erwiesen sich als künstlerisch wertvoll und von der Darstellung her als besonders gelungen. Nennen möchten wir hier nur die Vorzeichnungen für den »Triumph des Todes« das »Jüngste Gericht« und eine »Kreuzigung« von F. Traini.

Museo dell´Opera del Duomo: Piazza Arcivescovado. Neben dem Bischofspalais, Nähe Schiefer Turm. Einlaß von 9-13 und 15-18h. Hat sich in einem Kapuzinerkloster aus dem 17. Jh. eingenistet. Aus dem reichhaltigen Fundus seien nur folgende Kostbarkeiten erwähnt:

Raum 1: Skulpturenabteilung. Vor einem Marmoraltar mit Einlegearbeiten - auf die seltsamen Gewänder der Figuren achten! - stehen eine islamische Bronzewanne und ein Greif.
Raum 5: Werke von Giovanni Pisano.
Raum 6: Altar von S. Ranieri; (Anfang 14. Jh.) mit »Muttergottes und Kind«
Raum 7: Niccolò Pisano;. Grab eines Erzbischofs aus dem 14. Jh.
Raum 8: Bildhauerei des 15. und 16. Jhs. Grabdenkmal für Andrea Guardi; (feiner Faltenwurf der Figuren).
Raum 9 und 10: polychromer »ChristusMuttergottes« von Giovanni Pisano. Kirchenschatz und Reliquiar aus Limoges (12. Jh.). Wandteppich aus dem 14. Jh., mit Gold und Silber brodiert, sowie weitere alte Stoffe. Cappa und Meßgewand aus dem 15. Jh. Ziselierter Elfenbeinschrank. Noch eine schöne »Muttergottes« von Giovanni Pisano (1299), die sich durch eine besonders sorgfältige Ausführung auszeichnet. Weiteres frommes Gerät wie Relischreine, Ostensorien, ziselierten Ziborien und Buchdeckel aus Silber und Samt.

Erster Stock

Raum 11 und 12: religiöse Malerei, ein »Convito di Assuero« von Aurelio Lomi (1595), Teile eines Altars aus geschnitztem Holz, »Himmelfahrt Marias« von Francesco und Giuseppe Melani; (17. Jh.) und einige Monutalschinken.
Raum 13: Holzintarsien; »Himmelfahrt« aus dem 16. Jh.
Raum 14: liturgische Bilderhandschriften.
Raum 15 und 18: liturgische Gewänder.
Raum 19: Zeichnungen und Stiche von Carlo Lasinio, darunter eine »Apokalypse«
Raum 20-23: archäologische Abteilung mit römischer Kunst und etruskischen Graburnen.

Hier eröffnet sich auch ein ungewöhnlicher Ausblick auf den Dom und das Baptisterium.