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Sehenswertes

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Aufgereihte Sehenswürdigkeiten

Kathedralen, Gäßchen und verdammt alte Bauwerke

Einen Vorteil hat Mailand: alle Sehenswürdigkeiten liegen entlang einer Route, die man bequem in ein paar Stunden abspazieren kann. Ein Glücksfall für alle, denen es an Muße gebricht.

Von der Piazza del Duomo gehen wir am besten zuerst zum Verkehrssbüro und besuchen danach Kathedrale und Galeria Vittorio Emanuele, von wo aus wir zum Teatro alla Scala gelangen. Danach das Castello Sforzesco und als krönenden Abschluß die Santa Maria delle Grazie, um dort das »Abendmahl« Leonardo da Vincis zu betrachten.

Duomo: der Bau der Kathedrale begann 1393 im Auftrag eines Visconti, der fest entschlossen war, die Florentiner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die Fassade ist derartig extravagant, dass man ihr den Beinamen »Marmorigel« verlieh. Der offenkundige Größenwahn des Äußeren kontrastiert mit dem nüchternen und eher enttäuschenden Innenleben der Kirche. Überall verstreut stehen Statuen - insgesamt 2245! Ein Aufzug hievt Bequeme und Faule aufs Dach. Ein Spaziergang dort oben erinnert an eine Filmszene mit Delon-Girardot in Viscontis Schmonzette »Rocco und seine Brüder«. Wer seine Reisekasse schonen muß, kraxelt zu Fuß rauf - lächerliche 160 Stufen - und berappt nur die Hälfte. Los, schaffen wir!

Am Eingang bemerkt man auf dem Fußboden eine Mittagslinie und am Ende derselben, im ersten Bogen des rechten Seitenschiffs, ein Loch in der Wölbung, durch das in der Mittagszeit ein Sonnenstrahl einfällt.

Gehen wir auch mal nachts zur Kathedrale, wenn sie mit ihrer Vielzahl von Glockentürmchen im Scheinwerferlicht erstrahlt.

Duomo - Museum: Zutritt von 9.30-12.30 und von 15-18h. Montags geschlossen, sofern nicht gerade Feiertag ist. Zu finden im Erdgeschoß des Königlichen Palasts an der Piazza del Duomo.

Galleria Vittorio Emanuele II: Mailands berühmte Passage, die 1877 vollendet wurde, mündet auf die Piazza del Duomo. Das kuriose Gebilde in Kreuzform - der Erbauer fand übrigens den Tod, als er von einem Gerüst stürzte - ist im Sommer kühl und im Winter eisig. Unabhängig davon schiebt sich zu jeder Jahres- und zu jeder Tages- und Nachtzeit eine dichte und turbulente Menschenmenge hindurch, die beflissen die dortigen Cafés, Restaurants und Luxusgeschäfte heimsucht. Unbedingt mal einen Blick auf die Mosaiken im Inneren des Cafés gleich links am Eingang der Galleria werfen.

Teatro alla Scala: einer der Wallfahrtsorte der Musikwelt, wenn auch äußerlich eher unscheinbar. Ihrer Bestimmung übergeben wurde die Scala 1778 mit einer Oper von Salieri, dem Erzrivalen Mozarts zu jener Zeit. Für einen Sänger galt es schon immer als Apotheose, sich dort produzieren zu können. Liebhaber klassischer Musik werden wohl alles Mögliche anstellen, um Karten für ein Konzert zu ergattern. Kartenverkauf täglich außer Montag von 10-13h und von 15.30-17.30h. Mit etwas Glück und je nach Zahl der verfügbaren Plätze kann man sogar zwischen 17.30 und 22h noch Karten für die Vorstellung vom selben Abend habhaft werden.

Links neben der Fassade der Scala liegt der Eingang zum Museum und zum Foyer. Geöffnet von 9-12h und von 14-18h; von November bis April sonntags geschlossen, von Oktober bis März samstags schon ab 16 Uhr kein Zutritt mehr. Kenner werden erbeben vor den ausgestellten Kostümen und Masken, die einmal die gefeierten Größen des Gesangs und des Theaters gekleidet haben.

Neben der Scala beginnt die Via Manzoni. In Nr. 29 das Grand Hotel, in dem Giuseppe Verdi seine letzten Atemzüge tat. Nach der Überlieferung wurde die Straße mit Stroh abgedeckt, damit der Maestro durch den Lärm der Kutschen und das Pferdegetrappel nicht inkommodieret würde.

Castello Sforzesco: das Schloß der Familie Sforza ist ein gewaltiges Festungsviereck aus Backstein, begrenzt an den Fassadenenden von zwei runden Türmen. In dem Gebäude ein Museum für Skulpturen und Gemälde. Unbedingt die Pietà Rondanini, Michelangelos letztes Werk, anschauen. Sie ist unvollendet geblieben. So hat der Stein seinen rohen, felsigen Charakter bewahrt, wirken die menschlichen Figuren eher schemenhaft angedeutet als wirklich. Im ersten Stock eine Möbelsammlung, eine umfassende Keramikabteilung und ein gutbestücktes Musikinstrumentemuseum. Zutritt von 9.30-19h. Bleibt an montags und feiertags geschlossen. Eintritt frei.

Hinweis für alle, die sich Mitte August in Mailand aufhalten: hinter dem Castello findet dann ein großes Fest mit Gratisvorstellungen, Tanzveranstaltungen, preisgünstigen Freiluftrestaurants usw. statt. Des Volkes wahrer Himmel!

Santa Maria delle Grazie (Plan D2): Einlaß 9-13h, allerdings nur gegen einen saftigen Obulus. Die Kuppel, unglaublich fein gearbeitet, ist in sechzehn Rippen gegliedert und von einer Galerie umgeben. Sehenswert auch der harmonisch angelegte Kreuzgang.

Aber kommen wir nun zur Sache: Santa Maria delle Grazie ist deshalb so berühmt, weil sie unter ihrem Dach das Abendmahl Leonardo da Vincis, Cenacolo Vinciano, birgt. Linker Hand der Kirchenfassade der Eingang zum ehemaligen Refektorium des Dominikanerklosters, auf dessen Seitenwand Leonardo sein Meisterwerk malte. Leider hat es reichlich unter Salpetereinwirkung und dem letzten Krieg gelitten. Das Fresko stellt die um Christus versammelten zwölf Apostel dar, in dem Augenblick, als dieser verkündet, dass einer von ihnen ihn verraten werde. Daher die sichtlich aufgewühlten Gesichter der Tischgenossen, während der Mann mit der Frisbee-Scheibe unbewegt und beinahe gleichgültig verharrt - kein Wunder letztlich, hat ihn doch Gottvater, der er zugleich mit dem Heiligen Geist irgendwie auch sein soll, wissen lassen, dass er schließlich zum Himmel auffahren werde ... Dass wieder einmal keine Weibsbilder bei Tisch hocken, dafür können wir nun wirklich nichts. Von Quotenregelung war damals halt noch keine Rede. Da Vinci arbeitete übrigens zwei Jahre an diesem Werk. Er verwendete eine mit einem Mörtel aus Leim und Gips präparierte Wasserfarbe. Ein Hinweis auf die Erfindungsgabe des Meisters: die Mixtur stellt das Ergebnis seiner diesbezüglichen Studien dar. Die Sache hat nur einen Pferdefuß: die Farbe erwies sich als wenig haltbar und begann bereits fünf Jahre später zu blättern. Wäre heute wohl ein Garantiefall.

Pinacoteca di Brera: Via Brera 28. T. 80 83 87; zugänglich von 9-17h, außer an Montagen, die keine Feiertage sind, und an bestimmten Feiertagen. Kein geringerer als Napoleon gründete diese Pinakothek. In ungefähr vierzig Sälen sind Werke von Raffael;, Tizian;, Rubens;, Van Dyck;, Rembrandt; usw. zu bewundern. Auch einige Polyptychen seien hier genannt, wie der bemerkenswerte Leichnam Christi von Mantegna;, die Geißelung Christi von Donato Bramante;, das Emmausmahl von Caravaggio;, das ganz außergewöhnliche Triptychon Carlo Crivelli;s (aus dem Duomo de Camerino) und dessen Krönung der Hl. Jungfrau, sodann das nicht minder eindrucksvolle Polyptychon Vicenzo Foppa;s, Johannes der Täufer von Francesco del Cossa; ' bemerkenswert hier Pinselführung, Detailliebe und Reliefwirkung ' und schließlich die Madonna mit Heiligen und dem Herzog Federico da Montefeltro des genialen Piero della Francesca;.

Pinacoteca Ambrosiana: Piazza Pio X 2; U-Bahn »Duomo«; T. 80 01 46; Einlaß von 9.30-17h; jeden Samstag und an bestimmten Feiertagen geschlossen; sonntags gelten halbe Eintrittstarife. Zählt sicher zu den sehenswertesten Pinakotheken Europas und ist standesgemäß in einem Palais aus dem 17. Jh. untergebracht. Ohne uns als Lehrmeister aufspielen zu wollen: wer die Ambrosiana ausläßt, sollte für den Rest des Tages mit schlechtem Gewissen herumlaufen. Wir erklären auch, warum: z.B. wegen der Madonna del Baldacchino von Botticelli; (schon mal eine Jungfrau mit derart reinen Gesichtszügen gesehen oder einen so attraktiven Engel wie den auf der linken Seite?); wegen der Anbetung der Kinder von Ghirlandaio; und dem Polyptychon Vivarini;s. Eine Weile sollte man auch vor dem Gemälde Bergognone;s verharren, der Madonna mit Kind, und dem Tod der Hl. Jungfrau von Baldassare Estense. Sehenswert auch die flämischen und deutschen Meister, darunter Hans Müelich;. Bernard Van Orley; ist ebenso vertreten mit seiner Jungfrau am Brunnen wie ziselierte Schnitzreliquiare aus Knochen und eine ganze Reihe höchst allegorischer und einfühlsamer Landschaftsbilder Jan Brueghel;s (Allegoria del Fuoco). Am liebsten möchten wir alles aufzählen: die Werke Bernadino Luini;s; das Portät eines Musikers, welches Leonardo da Vinci; zugeschrieben wird (gleicht stilistisch, von dem berühmten Lächeln abgesehen, ganz der Mona Lisa); Giorgione, Bramantino u.a. Als »Nachtisch« empfehlen wir noch die Kartons Raffaels für die Fresken der Schule von Athen und jenen Saal, der ganz den Erfindungen Leonardo da Vincis gewidmet ist. Das Museum wird zur Zeit renoviert, sich daher erkundigen, ob eine Besichtigung möglich ist.

Filmmuseum: Via Manin 2 / B; T. 65 54 977; Zutritt von 15.30-20h. Gezeigt werden alte Vorführapparate; es flimmern aber auch historische Streifen über die Leinwand (Programm unter obiger Rufnummer erfragen).

Das war längst noch nicht alles in Sachen Museen. Ein Besuch lohnt auch im Museum für Zeitgenössische Kunst, für Naturgeschichte, für Wissenschaft und Technik usw. Nicht zu vergessen die Sammlung Poldi Pezzuoli.

Mittelalterliches Mailand: wie durch ein Wunder hat ein letztes Häuserquadrat die Bauwut der Immobilienhaie und die vielen Verwüstungen der Bombenangriffe im Jahre 1943 überstanden und widersetzt sich bis heute seiner Zerstörung: die Piazza Mercanti, nur ein paar Schritte vom Duomo. Hier befindet sich auch der Palazzo della Ragione, errichtet 1228. Der Erbauer hat sich zu Pferd auf einer der Säulen verewigt, zusammen mit lateinischen Versen, die seine Verdienste aufzählen (Erbauer des Palastes, zuverlässiger Lieferant von Häretikern für den Scheiterhaufen usf.). Gegenüber noch die Loggia degli Osii aus weißem und schwarzem Marmor vom Beginn des 14. Jhs. Die gotische Casa Panigarola schließt den Platz ab, in dessen Mitte seit dem 16. Jh. ein Brunnen plätschert.

Casa degli Omenoni: Nummer 3 in der Via Omenoni, Nähe Duomo. Kein alltägliches Wohnhaus aus dem 16. Jh., dessen Erdgeschoß acht mächtige Statuen von Antonio Abbondio; eine besondere Note verleihen.

Wer eine Vorliebe für gewundene alte Gäßchen hegt, wird sich in der harmonischen Via Morone zwischen Manzoni und Piazza Belgioioso wohlfühlen.

Ospedale Maggiore: zwischen der Via Festa del Perdono und der Via Sforza, südlich des Duomo. Ein derart stattliches profanes Gebäude gibt´s unserer Ansicht in ganz Mailand nur wenige. Heute beherbergt das Hospital aus dem 15. Jh. die Universität. Von der Festa del Perdono aus hat man den ältesten Teil mit eleganten Doppelfenstern im Blick.