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Rundreise

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Einmal um den Comer See

Romantische Rundfahrt um den Comer See

Für alle, die eine Kreuzfahrt über den See vorhaben, ist es gut zu wissen, dass die schönsten Uferpartien zwischen Como und Domasco (53 km) liegen. Schiffe legen in Como ab und bedienen alle Fremdenverkehrsorte am See.

Fünf Kilometer von Como: Cernobbio. Ein Villenort mit Gärten im Überfluß; gilt als einer der elegantesten Lokalitäten für ein Rendezvous nicht nur in Italien sondern der ganzen Welt! Es auf keinen Fall versäumen, der Villa d´Este einen Besuch abzustatten. Sie wurde im 19. Jh. zum Hotel umfunktioniert.

In Moltrasio lohnt ein Abstecher zum uralten romanischen S. Ageta - Kirchlein, deren Turm sich für damalige Verhältnisse in luftige Höhen vorwagt. In Brienno scheint das malerische Fischerquartier übergangslos ins Seewasser abzufallen. Wer sich an romanischer Architektur gar nicht sattsehen kann, auf den wartet in Spurano ein kleines Juwel: San Giacomo unmittelbar am Ufer. Windschiefer Campanile und von kleinen Arkaden rhythmisch gegliederte Apsis. Ospedaletto seinerseits hat eine bemerkenswerte Kirche mit gotischem Glockenstuhl aufzuweisen, der auf romanischem Unterbau ruht.

27 km: Lenno. Hier beginnt die Tremezzina, ein schmaler Landstreifen entlang des Seeufers, häufig gerühmt als »Garten der Lombardei«. Tatsächlich liegen die Gärten so zahlreich und so gedrängt beieinander, dass man sie auf den ersten Blick für einen einzigen ausgedehnten Garten halten möchte, in dessen Mitte die schönsten Villen weit und breit ihre Pracht entfalten.

Am Ortsausgang von Ossucio, kurz vor Lenno, ein schlichtes Hotel, das von einem über siebzigjährigen Paar in Schuß gehalten wird. Das Essen ist seinen Preis wert, und für hinterher gibt´s sogar einen Billard-Tisch. Kinderleicht zu finden, da in der Nähe von Kirche und Fiedhof.
Zwischen Lenno und Azzano ein netter, nicht teurer Zeltplatz: Lavedo.

28 km: Azzano. Ein Stück oberhalb des Dorfes wandelt man auf den Spuren der Weltgeschichte: im Weiler Giulino di Mezzegra, neben dem Portal des Hauses Nr. 14, wurden am 28. April 1945 Mussolini und Clara Petacci erschossen – weil sie in Sünde miteinander lebten, warum sonst? Wen´s interessiert: mit dieser Hinrichtung war allen gedient. Den Rechten, weil bei einer gerichtlichen Verurteilung Mussolinis mit der italienischen Politik der zurückliegenden zwanzig Jahre abgerechnet worden wäre. Und den Linken, weil dieses nicht umkehrbare Ereignis es ihnen erlaubte, ihre revolutionäre Politik voranzutreiben. Nicht zuletzt den Alliierten fiel mit der Exekution ein Stein vom Herzen: mit einem lebenden Mussolini vor Gericht hätte niemand einen Blumentopf gewinnen können. Der war einfach zu verrufen, als dass man noch Kapital aus seiner Verurteilung hätte schlagen können. Nebenbei: die verschiedenen amerikanischen Kommandos mit dem Auftrag, den italienischen Duce dingfest zu machen, rissen sich dabei kein Bein aus. Und die Engländer dachten keine Minute an ein solches Unterfangen.

29 km: die Villa Carlotta. Am Ortsausgang von Tremezzo. Dieser imposante Wohnsitz dient heute als Museum. Eintritt ziemlich hoch, keine Studentenermäßigung. Einlaß täglich von 9-18h. Die weltbekannten Gärten halten, was ihr Ruf verspricht, und verströmen im Frühling aus unzähligen Blüten tausend Düfte: Kamelien, Rhododendren, Baumfarne, Kakteen, Azaleen, Palmen, Magnolien usw. Das Museum zeigt einige Objekte, die das Ambiente solcher Villen zur Gründerzeit nachempfinden lassen. Hervorzuheben sind die Statuen Canovas, Amor und Psyche sowie die Reuige Magdalena. Auch die prächtigen Gobelins aus dem 18. Jh. ließen wir uns in unserem Wohnzimmer gefallen. Ferner sehenswerte Gemälde von Gainsborough; und Reynolds; und schließlich eine denkbar schlichte und geschmackvolle »Tischdekoration« von Eugène de Beauharnais (kennen wir auch nicht).

34 km: Menaggio. Gleichfalls ein kleiner Luftkurort, ganz angenehm mit einer langen Promenade.

Jugendherberge La Primula im Süden des Dorfes und gleich an der Straße: ein moderner Klotz. Toller Blick über den See; lieber kein Zimmer zur Straße hin nehmen; T. (0344) 323 56. Bei unserem letzten Besuch trug der umgängliche Herbergsvater noch einen Bart und sorgte für ein ordentliches Abendessen. Vielfältiges Freizeitprogramm und Velovermietung.
Camping Europa: Via Cipressi 12. T. (0344) 311 87. Gemütlicher, preiswerter Platz; am Seeufer wid´s gleichwohl arg eng. Der schmale Kieselstrand läßt auch keine ozeanischen Gefühle aufkommen.
Albergo Ristorante Il Vapore: Piazza T. Grossi, I-22017 Menaggio; T. (0344) 322 29. Ruhig gelegenes Hotel an einem Platz in Ufernähe. Ein Zimmer mit Aussicht verlangen. Freundliche Aufnahme und christliche Übernachtungstarife.
Ristorante Bellavista: Via IV Novembre 21; T. (0344) 321 36. Die Seeterrasse ist Ehrensache. Kein Billigladen, dafür aber korrekt und vortrefflich. Wenn jemand uns fragen würde: eine Vorspeise für zwei Personen und eine Portion Seefisch.
Ristorante Da Paolino: Piazza Cavour 4. Te. (0344) 323 35. Dienstags geschlossen. Für die familiäre Atmosphäre muß man schon ein paar Scheinchen mehr hinblättern. Auch hier leckere Fischspezialitäten frisch aus dem See.

41 km: Rezzonico. Nicht übermäßig teurer Zeltplatz mit schönem Blick. Gegen Strand und Bademöglichkeit ist nichts einzuwenden.
Empfehlenswertes Lokal, billig und von Touristen wenig heimgesucht: Trattoria dei Platani, Via Statale 41. Mittwochs bleibt die Küche kalt. Eine kleine Terrasse lädt zum Verschnaufen. Hinweis für alle, die aus Richtung Süden anfahren: unmittelbar am Tunnelausgang, hinter Aquaseria, rechts abbiegen in Richtung Rezzonico.
Kurz vor Domaso, in Gravedona , nicht achtlos an der Kirche Santa Maria del Tiglio vorübersausen. Hierbei handelt es sich nämlich ebenfalls um ein Kleinod romanisch-lombardischer Architektur.

53 km: Domaso. Einladendes Dorf unmittelbar am Wasser, von wo aus man den weitesten Fernblick über den See bis nach Belaggio schweifen lassen kann.
Jugendherberge, T. (0344) 851 92 und 960 94, gleich am See. Die Kantine – nicht zu verachten – serviert frischen Fisch und ausgezeichneten Wein, was selten genug in den Jugendherbergen dieser Welt vorkommt. Außerdem gibt´s Billard, einen Farbfernseher und eine Bar. Wer bietet mehr?

Alternativen sind die Zeltplätze Derserto, Paradiso und Europa – einer nach dem anderen bei kaum meßbaren Unterschieden.
Das Seeufer zwischen Colico und Lecco reißt uns nicht vom Hocker. Jene bedauernswerten Zeitgenossen, die auf nur zwei Rädern unterwegs sind, werden sich bald zwischen Bahnlinie, Fabriken und einem infernalischen Lkw-Aufkommen eingezwängt sehen.