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Ferrara

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Rosafarbene Museumsstadt

Heimat der berühmten Malerschule von Ferrara

Diese östlich der Rennstrecke Bologna-Padua-Venedig gelegene und von alten Stadtmauern behütete kleine Großstadt wird von Touristen immer ein bißchen vernachlässigt. Die wissen gar nicht, was sie versäumen! Die ganz in Rosatönen gehaltene Museumsstadt in einem der ertragreichsten Obstbaugebiete Italiens weist wegen ihrer ereignisreichen Geschichte unzählige, wunderschöne Bauwerke auf nebst einer besonders romantischen Atmosphäre. Vor uns sind übrigens schon zahlreiche Dichter wie Goethe, Montaigne, Stendhal oder Chateaubriand dem Charme Ferraras erlegen. Tun wir es unseren illustren Vorgängern gleich und lassen wir uns durch die Gassen der Stadt treiben, die etwas so Surrealistisches an sich haben, als hätten Chirico oder Delvaux sie gemalt.

Blick in die Geschichte

Kunstschätze und Berühmtheit verdankt Ferrara in erster Linie der Familie Este, welche die Region dreihundert Jahre lang, vom 13. bis zum ausgehenden 15. Jh., beherrschte. Dante hat dieses Herrschergeschlecht in seinem »Inferno« verewigt. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt in der Renaissance, als sich neben der berühmten Ferrara-Schule in der Malerei ein reiches literarisches Leben entfaltete. So schrieb beispielsweise Ariost in Ferrara seinen »Orlando Furioso« (»Der rasende Roland«), ein Standardwerk der Renaissance in vierzig Gesängen. Ferrara wurde Zeuge sagenhafter Feste in seinen Luxuspalästen sowie glanzvoller Theateraufführungen. Sogar die berühmte Lucrezia Borgia, ihres Zeichens natürliche Tochter des sittenlosen Papstes Alexanders VI., eilte nach Ferrara, um einen Herzog von Este zu ehelichen und fortan hier zu leben. An ihrem Hof gingen Literaten und Gelehrte ein und aus.



Der Niedergang der Stadt am Ende des 16. Jhs ging mit der allmählichen Versandung des Po und einem verheerenden Sumpffieber einher. Die von Este ließen sich in Modena nieder und Ferrara verfiel in eine dumpfe Lethargie, aus der die einstige Metropole selbst durch die Schrecken der napoleonischen Zeit nicht herausgerissen wurde. Am Anfang unseres Jahrhunderts waren Ferrara und Umgebung Schauplatz heftiger Landarbeiteraufstände. Der Faschismus faßte in der Region ebenso Fuß wie sein Widersacher, die Widerstandsbewegung. Auch unter den Bombenangriffen von 1944 hat die Stadt erheblich Federn lassen müssen.