Geschichtlicher Überblick

1990 – bis heute

`90-91: die USA intervenieren massiv am Persischen Golf; die „Operation Wüstensturm“ (Desert Storm) gegen den Irak endet mit der Wiedereinsetzung der korrupten Herrscherfamilie in Kuweit.

1992: der Demokrat Bill Clinton gewinnt die Präsidentenwahlen. Die Nachtclubsängerin Jennifer Flowers hatte davor ein Werk über ihre zwölfjährige Beziehung zu Clinton präsentiert. „Wild Bill“ war zwar „defloriert“, wie die Washington Post befand, aber nicht zuletzt aufgrund des klugen Verhaltens seiner Frau Hillary schadet ihm die Veröffentlichung nicht, ähnlich wie sein Eingeständnis, es mit Maria-Juana getrieben, aber die wohligen Düfte nicht inhaliert zu haben. Anders verhält es sich mit seinem Ruf als Drückeberger vor dem Vietnamkrieg. Dies, die Öffnung der Armee für Homosexuelle und Mittelkürzungen schaffen ein gespanntes Verhältnis zum Militär. Bei Clintons erstem Truppenbesuch auf dem Flugzeugträger Roosevelt kam es fast zum Eklat, als Mannschaften und Vorgesetzte unverhohlen über ihren ungedienten Oberbefehlshaber herzogen.

1993: Die glücklosen Engagements der Vereinigten Staaten in Somalia mit zahlreichen Todesopfern und auf dem Balkan zeigen, dass sie nach dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten keine Rolle als „Weltpolizei“ mehr spielen wollen oder können - zumindest sollen erst einmal die innenpolitischen Versprechen Clintons erfüllt werden - sondern eher Lösungen über Konsultationen und Konsens mit ihren Partnern suchen.

Sommer: Clinton setzt mit knapper Mehrheit ein arg verwässertes Sparpaket durch, das 500 Milliarden $ in fünf Jahren einsparen soll. Wer über 200.000 $ per annum verdient, zahlt künftig 36 statt 31% Einkommensteuer. Von der angekündigten Energiesteuer bleibt eine lächerliche Anhebung des Benzinpreises um rund 2 Pfennig pro Liter. Steuererhöhungen sind in einem Land, dessen Abgeordnete direkt gewählt werden, kaum durchsetzbar. Gespart wird vor allem im sozialen Bereich, so z.B. bei der medizinischen Versorgung der Alten, während steuerliche Vergünstigungen für Ferienhäuser unangetastet blieben.

Hillary Clinton, tief verwurzelt in einem konservativ-protestantischen Elternhaus - auch Billy ist Baptist - rauscht als Tugend- und Moralapostel durch den Blätterwald und erstaunt die Amerikaner durch Umsichwerfen mit A.-Schweitzer-Zitaten und Namen aus der ersten Garde protestantischer Ideologie, was viele Landsleute erst mal im Lexikon nachschlagen läßt, wer denn nun die hochgerühmten Tillichs, Niebuhrs und Bonhoeffers eigentlich waren, ferner durch die Diagnose, dass die Amerikaner an einer „Schlafkrankheit der Seele“ litten, in einer „Sinnkrise“ steckten, von „Entfremdung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit“ gefangen seien, und eine Besinnung darauf vonnöten sei, dass alle als Teil einer „geistigen, auf ethischen Grundsätzen“ beruhenden Gemeinschaft“ mit einem „höheren Ziel“ verbunden seien. Sie erhebt die Forderung nach „sinnstiftender Politik“, weg von der raffgierigen reaganschen „me decade“, von der sie nicht schlecht profitierte, zur „Wir-Dekade“ der Neunziger, voller sozialem Engagement und Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft. Angeredet werden wollte sie lange Zeit mit Hillary Rodham Clinton, was ihr von Frauenverbänden viel Kritik eintrug und Billy viele Stimmen kostete. Wie auch immer: heute muß sie sich wegen der Wähler mehr auf „Damenjobs“ wie Besuche in Krankenhäusern und Schulen oder die Weihnachtsdekoration kümmern.
Am 19.4. geht das Anwesen religiös Verrückter in Waco in Flammen auf.

Eine Riesenüberschwemmung des Mississippi und seiner Nebenflüsse verwüstet den Mittleren Westen. Mississippi und Missouri vereinen sich statt bei St. Louis bereits 50 km weiter flußaufwärts. Kommt vom fleißigen Dämmebauen. Glücklicherweise beschreiben wir den Mittleren Westen ja eh nicht.

Heidi Fleiss, Tochter eines bekanntes Kinderarztes und Leiterin eines Call Girl Ringes, läßt Hollywood- und Popgrößen zittern. Nach ihren Lehrjahren bei der berüchtigten Puffmutter „Madame Alex“ in Hollywood plünderte sie die Kundendatei zwecks Aufbaus ihres eigenen Geschäfts. Angeklagt wegen Zuhälterei und des Besitzes von Kokain drohte die fleißige Heidi für eine Million Dollar alle Namen nennen zu wollen, was ihre Klienten wohl nur zu reger Sammeltätigkeit, also höherem Gebot, anregen soll.

Die „Operation Rescue“, ein Zusammenschluß von Abtreibungsgegnern, zieht mit Bibel, Gebeten und Morddrohungen gegen einschlägige Kliniken und Ärzte zu Felde. Zwei Ärzte in Florida werden von den militanten Abtreibungsgegnern Michael Griffin und Paul Hill erschossen.

Der Häuptling eines weiteren, für geschlechtliche Fragen zuständigen Vereins, Johannes Paul II., besucht seine sechzig Millionen Schäfchen und greift in die Abtreibungsdiskussion ein. Man sieht im Fernsehen, wie der fromme Mann sich im Walde ergeht, ganz in Weiß, gestützt auf einen Stecken, und in einem, von primitiven nomadisierenden Hirtenvölkern vor rund zweitausend Jahren verfaßten Werk blätternd, heute noch Quell aller Erleuchtung und ein Handlungsfaden für alle Probleme unserer Zeit. Ach, wenn der gute Hirte doch nicht bloß immer einen Rock trüge! Wir für unseren Teil trauen keinem derartig gewandeten Kerl, abgesehen von Schotten, denn die besitzen, wie ein Schnappschuß im Stern bei einer Wachablösung bewies, eindeutig männliche Attribute unter den Röcken. Große Pein bereiteten diesem Wanderer einige irregeleitete Seelenhirten, wie er Fachleute für Geschlechtsfragen und Ethik, denn zur Zeit seines Besuches standen ihrer vierhundert, die u.a. mit Knaben fehlten, vor Gericht. Uns deucht, seine Vorgänger hätten diese Teufelsbrut noch vor zweihundert Jahren per Schnelloxidation in den Himmel befördert - sofern die eigenen Pornographen nicht betroffen waren, versteht sich. Dies funktioniert seit der Aufklärung nicht mehr, weshalb auch alle Aufklärer und Wissenschaftler diesem Verein ein Greuel sind.

Herbst: Die USA gestatten die Steigerung der Milchproduktion mit Hilfe genmanipulierter Wachstumshormone. Abschluß des Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) mit Mexiko und Kanada.

Bei Wahlen gewinnen republikanische Kandidaten wichtige Gouverneursposten, so auch in New Jersey. In Virginia schlug ein christlicher Fundamentalist eine liberale Kandidatin. Der erste schwarze Bürgermeister New Yorks, David Dinkins, verliert zugunsten des Republikaners Rudy Giuliani, der für Gesetz und Sicherheit steht und sich als Staatsanwalt bei der Verfolgung der Mafia, der Millionärin Leona Helmsley und korrupter Politiker einen Namen gemacht hat.

1994: Die USA verzeichnen eine erhebliche wirtschaftl. Belebung. Ca. 1,6 Mio. neue Arbeitsplätze entstehen seit Clintons Wahl.
Nuklearabkommen mit Nordkorea
Juli: Clintonbesuch in Deutschland mit dem „Partnerschaft in der Führung“-Angebot an Deutschland