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Feste

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Der Karneval

Tanz, Musik, Tanz

Bei aller Gefahr der Institutionalisierung gehört der Karneval von Salvador doch weiterhin dem Volk auf der Straße. Die besondere Stimmung in der Stadt ergibt sich durch die aktive Teilnahme, nicht durch die Vorführungen allein. Die Bemühungen der Verantwortlichen, einen offiziellen Karneval auf die Beine zu stellen, stießen bisher auf den Widerstand der Bevölkerung.

Was das Fest als solches angeht, so ist pular (hüpfen, tanzen) das wichtigste Element. Seit der Zeit, da die von den Fesseln der Leibeigenschaft befreiten Sklaven ihrer Freude lärmend und lautstark Ausdruck verliehen, pflegen die Salvadorianer von den Straßen ihrer Stadt während der Karnevalstage Besitz zu ergreifen. Die Vergnügungen sind vielfältig, Verbote aufgehoben. Ergebnis: eine gründliche Abreaktion des Volkes. Besagt die bekannte Redensart nicht: Salvador de todos os Santos e de todos os pecados (»Salvador aller Heiligen und aller Sünden«)?

Einige Unterschiede zeichnen den Karneval Salvadors gegenüber jenem in anderen Städten aus. Hier wird die Samba de roda getanzt, eine Variante, bei der die Tänzer gemeinsam mit rhythmischen Körperbewegungen vorrücken und sich zurückziehen. Der Frevo, die Musik aus Recife, hält sich vom salvadorianischen Karneval auch nicht fern. Eines der beliebtesten Lieder war gegen Ende der achtziger Jahre z.B. der Frevo das diretas, gesungen vom allseits beliebten Sänger Moraes Moreira. Wie in Rio beherrschte das Thema der »direkten« Präsidentenwahl im Rahmen eines allgemeinen Wahlrechts (»Diretas já!«) damals den Karneval, genauso wie der »Gendarm FMI« die bevorzugte Zielscheibe der Menge war (FMI: brasilianische Abkürzung für den IWF, den Internationalen Währungsfonds). Die Afoxé, Gruppen der Candomblé-Anhänger, nehmen am Karneval teil, nachdem sie Exú (dem Teufel) ein Opfer dargebracht haben, damit er die Festlichkeiten nicht störe. Die Candomblé-Gruppen hissen Banner mit den Symbolen ihrer Riten. Schließlich ist noch das Trio elêtrico als eine typisch bahianesische Einrichtung zu erwähnen. Die Orchestermitglieder spielen im Stehen auf der Plattform eines riesigen, dekorierten und angestrahlten Lastwagens eine von Lautsprechern verstärkte und betörende Musik. Dahinter tanzen die Folioes (wörtlich »diejenigen, die sich amüsieren«) leidenschaftlich und besessen ihre Sambas. Der Karneval spielt sich auch auf verschiedenen Bällen in den einzelnen Stadtvierteln ab, wo Talent und Einfallsreichtum der Bahianesen in der Kostümgestaltung ihren Höhepunkt finden.

Der Bereich um die Trios elêtricos ist gefährlich; häufig brechen Streitigkeiten aus oder werden Zuschauer beraubt. Wir raten dringend, die Urlaubsgroschen anderswo als in den mit Sicherheit von fremden Händen durchwühlten Hosentaschen aufzuheben.

Volksfeste

Eines der schönsten ist sicherlich die Festa do Bom Jesús dos Navegantes: es stellt besonders einprägsam die Religionsverschmelzung – Synkretismus für die ganz Schlauen – in Bahia dar, wo Jesus (Schutzherr der Seefahrer) mit Lemanjá (der Meeresgöttin) verbunden wird. Am 31. Dezember trägt man die Statue von N.S. dos Navegantes in die Kirche Conceiçao da Praia in der Unterstadt. Am darauffolgenden Tag wird sie auf einem alten Schiff verstaut und reist mit einer Prozession im Schlepptau übers Meer bis nach Barra. Von dort wird sie in die Kirche von Boa Viagem zurückgebracht, begleitet von einem Dutzend blumengeschmücketer Boote. Die Töchter der Heiligen legen ihre wunderhübschen weißen Kleider an und werfen Blumen und Geschenke für Lemanjá ins Meer. Eine feierliche Messe schließt sich in Gegenwart einer großen Menge bei Ankunft der Schiffe an.

Festa do N.S. do Bonfim: bedeutendste religiöse Veranstaltung in Salvador. Der Senhor do Bonfim ist niemand anderes als Jesus alias Oxalá. Ein weiteres Fest, das von der gelungenen Verschmelzung katholischer Bräuche mit denen des Candomblé zehrt. Die Feierlichkeiten spielen sich am ersten oder zweiten Sonntag nach Epiphanias ab – Fest der Erscheinung des Herrn; in der katholischen Kirche zugleich Fest der Heiligen Drei Könige. Sehenswertes spielt sich am Donnerstag ab, wenn die Töchter der Heiligen durch die Stadt ziehen und Behälter mit Wasser und Blumen auf dem Kopf tragen, gefolgt von einer Riesenmenge. Ziel ist die Wallfahrtskirche N.S. do Bonfim. Dort oben angekommen, fallen sie mit Wassereimern und Schrubbern über den Kirchenvorplatz her, um den Eingang zur Kirche zu reinigen und somit Jesus/Oxalás Ankunft zu ermöglichen. Rund um die Kirche wird ein freudiges Fest gefeiert. Beleuchtete und schlicht bemalte Stände bieten die besten bahianesischen Speisen feil, die Menschen tanzen ... Die Stimmung ist unbeschreiblich. Am zweiten Sonntag wird die Statue von N.S. do Bonfim in die Kirche N.S. da Conceiçao nach Bonfim bugsiert. Das Fest verlagert sich ebenfalls in das ruhige Ribeira-Viertel und beginnt am nächsten Tag von neuem: Segunda Feira Gorda (Rosenmontag). Man kommt aus dem Feiern einfach nicht mehr raus!

Festa de Lemanjá: am 2. Februar, an den Stränden von Rio Vermelho. Ellenlange Prozession von Schiffen, die mit Gaben für die Meeresgöttin beladen sind. Ruhig mal versuchen, den Schiffen in einem Boot bis zur Opferstelle zu folgen. Nach diesem Fest jagt bis zum Karneval eine Veranstaltung die andere.

Wie in Recife auch finden im Juni zahlreiche Feierlichkeiten statt.

Festa de Santa Bárbara: vom 4. bis zum 6. Dezember. Volksfest mit allem, was dazugehört.