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Olinda

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Olinda: »Kulturerbe der Menschheit«

Als ehemalige pernambucanische Hauptstadt ist Olinda – neben Ouro Preto eines der Schmuckkästchen Brasiliens – dank seines Grüngürtels und vor allem dank der UNESCO, welche die Stadt zum »Kulturerbe der Menschheit« erklärte, von den architektonischen Übeln der Neuzeit weitgehend verschont geblieben. Ein Netz steiler und abschüssiger Sträßchen, von Gebäuden mit freundlich-bunten Fassaden aus der Kolonialzeit gesäumt, der unendliche Reichtum zahlreicher barocker Kirchen, die Anmut mauresker Springbrunnen machen Olinda derart gemütvoll und ursprünglich, dass man sich an den Bossa Nova erinnert fühlt.

Bitte kein Auto!

Hinzu kommt, dass sich in Olinda, aufgrund seines Sonderstatus, eine ganz besondere Lebensart entwickelt hat. Ein merkwürdige buntscheckiges Völkchen aus Musikern, Dichtern, Sonderlingen und lebenslustigen Zeitgenossen hat das Städtchen in einen angenehmen Aufenthaltsort verwandelt. Innerhalb Olindas ist Nichtanwohnern das Autofahren untersagt, um die voller Geschichte steckenden Pflastersteine und die Nerven der Passanten zu schonen. Olinda steckt voller Leben, auch wenn es tagsüber auf den ersten Blick vielleicht nicht danach aussieht. Es genügt, freitag- oder samstagabends in den Kneipen am Alto da Sé einzukehren, um sich davon zu überzeugen. Geschichte verpflichtet: hier hat man an einen alten, reizvollen Brauch wieder angeknüpft, die tropisch-sinnliche Serenade. Nicht zu vergessen auch der Karneval. Wer die hemmungslose Verrücktheit und die zügellose Gewalt des Karnevals von Rio fürchtet, wer sich von Exzessen des Aufmarsches in Salvador erschreckt abwendet und eigentlich »nur« auf der Suche nach einem kleinen, unverfälschten Volksfest ist, wo Freude und Vergnügen nicht gleichbedeutend sind mit Herzattacken oder nicht enden wollenden Trinkgelagen, der sollte nach Olinda kommen.

Der Karneval mal anders

Vielleicht ist der Karneval von Olinda tatsächlich der einzige in Brasilien, der ein anderes, vom Klischee abweichendes, fast alternativ zu nennendes Bild bietet. Obacht! Olinda hat etwas von der Göttin Lemanjá: wen es einmal in seiner Macht hat, den läßt es nicht so schnell wieder los. Und das könnte die Reiseplanung ins Schleudern bringen.

Aus der Geschichte

Da Olinda von Recife nur sechs Kilometer trennen, ist auch die Geschichte der beiden Städte eng miteinander verknüpft. 1537 von Duarte de Coelho gegründet, nahm Olinda einen raschen Aufschwung und errang eine für Pernambuco strategisch wie wirtschaftlich entscheidende Bedeutung. Zur ökonomischen gesellte sich bald die kirchliche Macht, so dass sich das Städtchen für von verschiedenen Orden (u.a. von Franziskanern und Karmelitern) am Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Klöster und Kirchen als Standort anbot. Olinda beherbergte schon früh den Besitzer der einzigen Capitania (Erblehen), die sich durch den Zuckerrohranbau entwickelte. Dieser Vorherrschaft setzten 1631 plündernde Holländer ein Ende, indem sie Feuer in der Stadt legen und dadurch einen Großteil ihrer Schätze vernichten. Doch der Glaube hilft nicht nur Berge zu versetzen, sondern auch dabei, Klöster und Kirchen voller Zuversicht – und diesmal feuerfest – wieder aufzubauen (die meisten der heute noch zu besichtigenden Baudenkmäler stammen denn auch aus dieser Zeit). Die führenden Zuckerrohranbauer lassen sich auf den sanften, das Meer überragenden Hügeln nieder und nehmen den Ausbau des späteren Hafens von Recife in Angriff. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: 1825 muß Olinda seinen Rang als Verwaltungshauptstadt an Recife abtreten. Ersteres sinkt für lange Zeit in einen Dornröschenschlaf, um heute – als Juwel, das sich aus der Kolonialzeit hinübergerettet hat – zu unserem größten Vergnügen wieder aufzuwachen.

Hilfreiche Adressen

Touristische Auskünfte erhält man in einer kleinen Buchhandlung auf dem Mercado da Ribeira.

Der Bus nach Recife fährt an der Praça do Carmo ab.

Notfalldienst: Tel. 429-02-77.