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Andere Viertel

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Bonfim: Viertel der Kirchen

Armbänder als Glückbringer

Schiffsprozession für „Boa Viagem“

Ein paar Strände, volkstümliche Wohnviertel und vor allem eine berühmte Kirche. Von Lapa aus nach Bonfim steigt man in den Bus »Ribeira/Lapa« und in Höhe der Wallfahrtskirche wieder aus.

Igreja N.S. do Bonfim: populärste Kirche in ganz Bahia. Von ihrer Gemeinde wird jedes Jahr am zweiten Sonntag nach dem Dreikönigsfest die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Prozession von N.S. do Bonfim durchgeführt, eines der schönsten Beispiele für die Vermischung von Katholizismus und Candomblé. Die Kirche wurde eigens zur Aufnahme der gekreuzigten Jesusfigur aus Setúbal (Portugal) errichtet.

Die kleinen, bunten Stoffarmbänder, welche die Kinderschar den Fremden am Kircheneingang unbedingt verpassen wollen, entsprechen einem genau festgelegten Ritus. Sie sind genauso lang wie der Armabstand der Jesusfigur am Kreuz. Während man sich die Stoffstreifen ums Handgelenk schlingt und drei Knoten macht, muß man sich drei Dinge wünschen. Wenn das Armband eines Tages verschlissen ist und reißt, gehen diese Wünsche in Erfüllung. Wir haben da ein wenig nachgeholfen ... In der Regel von dienstags bis sonntags zwischen 6 und 12 Uhr und zwischen 14 und 18 Uhr.

Die Fassade, mit weißen Azulejos und Lichterketten verziert, erlaubt es den Bewohnern Salvadors, den Zeremonien auch von weitem zu folgen.

Im Inneren sind die Seitenschiffaltäre fein gearbeitet und vergoldet. Nicht schlecht auch die Gemälde Franco Velascos, des großen bahianesischen Künstlers. Bemerkenswert ist auf dem dritten Altar, auf der rechen Seite, die Statue N.S. da Boa Morte in ihrem Sarg aus Silber.

An der Decke perspektivische Malereien vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Im Chorraum: hier befindet sich die prächtige Christusstatue aus Sétubal auf einem von korinthischen Säulen gestützen Thron.

Hübsch anzusehen sind die Kommoden in der Sakristei und die gut erhaltenen Azulejos an den Flurwänden. Auf der rechten Seite des Chores, in der Sala dos Milagres (»Saal der Wunder«): Opfergaben in Form von Votivbildern und sonstigen, aufgrund eines Gelübdes gestifteten Weihegaben. Dieser Raum zeugt von der inbrünstigen Verehrung des Senhor do Bonfim durch das Volk. Von der Decke baumeln – wie in unzähligen portugiesischen Kapellen auch – Wachsfiguren: es handelt sich um Nachbildungen der vom Senhor geheilten Gliedmaßen und Körperteile. Im ersten Stockwerk ist noch ein winziges Exvoto-Museum mit Skulpturen, naivem Schmuck etc. zu besichtigen.

Igreja de Boa Viagem: am Largo de Boa Viagem; nach Norden hin, dem Verlauf der Bucht folgend. Schmuckes Kirchlein, das außer seinen Azulejos nichts Großartiges zu bieten hat. Am 1. Januar wird hier immerhin eine wichtige Zeremonie abgehalten: die Ankunft des »Gottes der Seefahrer« im Rahmen der Festa dos Navegantes, mit bunter Schiffsprozession vom alten Hafen beim Mercado Modelo, Jahrmarkt, Capoeira und Batuque.

Forte do Monte Serrat: einige hundert Meter von der Kirche Boa Viagem entfernt. Die Feste wurde 1586 errichtet und im 17. und 18. Jahrhundert viele Male umgebaut. Mit ihren kuppelgedeckten Schilderhäusern gilt sie als besterhaltene in Bahia. Außer der Sicht auf den Hafen, von der Spitze der Halbinsel bis Boa Viagem, nichts Besonderes.

Vitoria, Graça und Barra

Von der Oberstadt aus quält sich der Bus die zu den Stoßzeiten geschäftige und lärmende Avenida 7 de Setembro entlang bis zum Campo Grande. Dort besteigt man den Bus, der in die Wohnviertel und an die Atlantikküste rattert. Nicht versäumen, einer Vorführung im Theater Castro Alves beizuwohnen, um Tiefgang und Reichtum der brasilianischen Kultur richtig einschätzen zu können. An der Küste stellt das Gebäude Solar do Unhao, in der Av. do Contorno, ein anschauliches Beispiel kolonialer Architektur dar. Ein vornehmes Anwesen aus dem 17. Jahrhundert, Herrenhaus, Kirche, Unterkunft für die Sklaven und Pferdeställe umfassend. Apropos »Herrenhaus und Sklavenhütte«: genauso lautet der Titel des brasilianischen Standardwerks über die gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß von Gilberto Freyre. Aber zurück zu dem harmonischen Ensemble des Solars: es gibt ein gutes Beispiel ab, was man damals mit Geld und gutem Geschmack alles machen konnte – billige Arbeitskräfte natürlich vorausgesetzt ...

Sind jemandem die Schienen auf dem Boden aufgefallen? Mit deren Hilfe wurden entweder Handelswaren oder Sklaven befördert (wobei letztere nichts anderes darstellten, rechtlich gesehen also eine Sache waren, an der man Eigentum erwerben konnte). Der Solar wurde umgebaut, dient heute als moderne Kunstgalerie und beherbergt außerdem ein verflixt teueres Restaurant. Linker Hand ist eine traurig anzusehende Minifavela am Fuße eines Morros entstanden. Auf dem kurzen Strandabschnitt sind die Kinder König.

Vitória und Graça sind kaum von Interesse. Von dort kein Zugang zum Meer; stattdessen reihen sich reizlose Alt- und Neubauten aneinander.

Barra, ein schickeres Wohnviertel, hat sich erst vor kurzem der Elendsviertel entledigt, die sich auf den freigebliebenen Bauflächen festgesetzt hatten, indem dort einfach schicke Hochhäuser hingesetzt wurden (sicher nicht für die Armen!).

Am Fuß der Festung Santa Maria erstreckt sich der erste annehmbare Strand: Porto da Barra. Weiter entfernt, im äußeren Winkel Salvadors, erhebt sich das Forte do Farol da Barra. In seinem Inneren ist ein kleines Gewässerkunde-Museum untergebracht. Ein friedliches und angenehmes Örtchen. Der erste Atlantikstrand, unterhalb des Forts, ist ziemlich gefährlich.

Weiter unten dann die vornehmsten und sich in voller Entwicklung befindlichen Wohnviertel Ondina und Rio Vermelho mit ihren schönen Stränden, Hotels und Luxusrestaurants.