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Los Angeles

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Los Angeles (Vorwahl: 213)

Aufpassen: Vorwahl 310 (Malibu, Venice, Santa Monica) u. 818 für weitere Vororte! »Das Dorf unserer heiligen Frau, Königin der Engel« (El Pueblo de Nuestra Señora La Reina de los Angeles) hieß das auf Anordnung eines spanischen Provinzgouverneurs 1781 von einundvierzig Siedlern gegründete Nest, 640 km südlich von San Francisco und gut 200 km nördlich von San Diego, dessen Hauptachse die Oliverastraße war. Heute, auf »LA«, reduziert, ist mehr los:

... people are afraid to merge on LA freeways – jetzt wissen wir endlich, warum Bret Easton Ellis diesen Satz niederschrieb. Mit seinen in alle Himmelsrichtungen führenden Freeways breitet sich Los Angeles jedes Jahr weiter aus und überrollt dabei alles, was sich ihm in den Weg stellt. Die Stadt nimmt ein Gebiet ein, das sich, auf unsere Verhältnisse übertragen, zwischen Basel und Frankfurt erstrecken würde. LA ist dabei, sich zur Hauptstadt des »pazifischen Imperiums« zu entwickeln, das Japan, Korea, China und den Westen der USA umfaßt, und befindet sich schon heute im 21. Jh. – jedenfalls nach seinem eigenen Verständnis. Seit ihren Anfängen vor weniger als hundert Jahren hat diese Stadt keine Zeit vergeudet: sie erfand so unverzichtbare Dinge wie Roller-skates und Jacuzzi (Sprudelbad), Body-building und Hollywood, Mickey und E.T., nur nicht den Smog: diese Ehre gebührt nach wie vor London.

Bret Easton Ellis & die »brat pack«

Für Ellis und die New Yorker Schriftsteller Jay McInerny und Tama Janowitz hat sich übrigens die wenig schmeichelhafte Bezeichnung brat pack, Görenbande, eingebürgert. Ellis, Anführer dieser »Brut«, landete als Zwanzigjähriger durch die Beschreibung des saturierten Lebens der gelangweilten kalifornischen Jeunesse dorée mit »Less than Zero«, »Unter Null«, bei Rowohlt erschienen, einen Bestseller. Toll die Sprache – selten über zehn Wörter eines Vokabulars von vielleicht fünfhundert Wörtern in einem Satz – also auch ganz einfach auf Englisch zu lesen – alles ist great. Erinnert gerade an Bildzeitung und Tagesschau, wo ja auch keine Sätze mit mehr als zwölf Wörtern vorkommen dürfen. Adenauers deutscher Sprachschatz betrug übrigens rund 600 Wörter, der eines Normalsterblichen liegt bei etwa 2000 bis 5000 Wörter.

Andreas Kilb schreibt in der Zeit: »Seine Notizen aus dem beschädigten Yuppie-Leben sind banal bis an die Schmerzgrenze, aber immer markerschütternd richtig. Tama Janowitz hat das Milieu einfühlsamer, Tom Wolfe hat es bissiger beschrieben, aber Ellis geht bis zum bitteren Ende. Sein Roman ist so unerträglich wie die Leute, von denen er spricht.«

Ein Abendessen in einem Restaurant, das nicht Charaktere, sondern Armani-Sakkos, Ralph-Lauren-Hemden, Testoni-Schuhe und Hermès-Handtaschen bevölkern, besticht durch endlose Öde und Langeweile.


Von seinem dritten Buch, »American Psycho«, nahm sein amerikanischer Verlag Simon and Schuster Abstand, als sich wegen einiger, der Presse zugespielter, Auszüge zu Gewaltszenen eine beispiellose Pressekampagne entfaltete. Der »Nationale Frauenverband« rief zum Boykott auf, Buchhändler weigerten sich, den Titel anzubieten, im Buch genannte Firmen verwahrten sich gegen ihre Erwähnung und selbst Morddrohungen prasselten nieder. Auch Rowohlt winkte ab, weil der Titel angeblich nicht gefalle, so dass er bei Vintage bzw. Kiepenheuer herauskam. Inzwischen lief der Film bereits mehrmals im Fernsehen.