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Universal Studios

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Universal-Studios

Hier nun endlich eine jener Traumfabriken, die unser – europäisches – Unbewußtes und sicherlich auch einen erheblichen Teil unseres Bewußtseins kolonisiert hat.

Traum und Wirklichkeit

Dem Mythos vom Entdecktwerden bei einer Cola in Schwabs Drugstore und der Villa mit Pool, Butler und Chauffeur weicht leicht nüchterner Betrachtung beim Hinabspazieren des Hollywood Blvd., vorbei an Andenkenläden, Würstchenbuden und schäbigen Kinopalästen.

Der »Walk of Fame« ...

... bei der N. Highland Ave. beginnend, erweist sich eher als Mittel des Verkehrsbüros, den Wunsch der Neugierigen nach »Starhaftem« zu erfüllen. Aber die haben sich schon längst in Malibu, Beverly Hills und Bel Air abgeschottet. Egal: seit 1958 läßt man nun fleißig Sterne in den Gehweg ein, heute schon zweitausend Stück. Skandalöserweise hat man zwei Herrschaften schnöde übergangen: Clint Eastwood nämlich und Robert Redford!

Dafür wimmelt es nur so von drittklassigen Darstellern, deren Namen selbst notorischen Kinogängern nicht auf Anhieb etwas sagen dürften. Offensichtlich hat man in Hollywood was gegen Rebellen und aufsäßige Zeitgenossen. Allmonatlich wird ein neuer Stern verliehen. Wann und wo genau erfährt man, schriftlich oder telefonisch, bei der ...

  • ... Hollywood Chamber of Commerce: 6255 Sunset Blvd. (Suite 911), Hollywood CA 90028, T. 469-83 11;

    Die Studios ...

    ... kann man auch als ein paar elende Holzbaracken mit angegliedertem Freizeitpark beschreiben.

    Der Rundgang durch die Studios verheißt Einblick in die tägliche Arbeit, aber sitzen wir bitte keinem Schein auf: schließlich sind wir in Hollywood, Inbegriff der Illusionen. Die richtigen Dreharbeiten finden in schalldichten »Soundstudios« statt, während den Besuchern wahre Dreharbeiten vorgegaukelt werden. Natürlich könnte eine echte Produktion bei Kosten von 50.000 bis zu einer halben Million Dollar täglich wegen unterbrechender Besucherströme und störender Geräusche überhaupt nicht vorankommen.

    Die »Schauspieler« sind Angestellte der Touristikbüros, meist arbeitslose Schauspieler. Die tatsächliche Drehzeit beansprucht auch wesentlich weniger Zeit als Vor- und Nachbereitung. »Rainman« wurde in 65 Tagen gedreht, aber achtzehn Monate lang nach Annahme des Manuskriptes bearbeitet. Schnitt, Umschneiden, Ton, Musik und Effekte können noch länger dauern. »Old Gringo« hatte eine siebenjährige Vor- und eine eineinhalbjährige Nachbereitungszeit, wurde aber in drei Monaten abgespult.

    Künstlerisch anspruchsvolle Streifen sind bei den hohen Kosten kaum zu drehen. Gefragt sind die »Blockbuster«, die über 100 Millionen Dollar im Lande einspielen. Einem Kassenschlager folgt meist gleich eine Vermarktung unter »Teil II, III« usw. Hinter den Kulissen schuftet sich ein Heer von Mitarbeitern ab: Kameraleute, Statisten, Fahrer, Köche, Schreiner, Regieassisten, Stuntmen u.a., alle für diesen einen Film angeheuert und ohne feste Arbeitszeiten, ohne Rentenanspruch und außerhalb der Arbeitszeit auch ohne Versicherung. Die meisten überleben mit einem Zweitjob als Bedienung o.ä., und nicht wenige landen in der Prostitution.

    Für den Zuschauer wären tatsächliche Produktionen eher langweilig. Der Aufwand für manche sekundenlange Szenen sprengt alle Vorstellungen. Stundenlang werden Kabel verlegt, Kamerafahrten geprobt, die Beleuchtung aufgebaut, die Schauspieler geschminkt, der Hintergrund arrangiert usw. Selbst banale Szenen werden aus drei Blickwinkeln und vier Aufnahmen pro Einstellung aufgenommen, so dass zwölfmal derselbe Dialog zu hören ist.