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Downtown

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Los Angeles: Sehenswertes

Damit unsere geschätzten Leser sich nicht verirren, beginnen wir mit dem Nächstgelegenen und arbeiten uns dann zum Entferntesten vor.

Stadtmitte (Downtown)

Wie in den meisten amerikanischen Städten übernehmen auch hier Minderheiten, vor allem Schwarze und Mexikaner die Innenstadt immer mehr. Unser Urteil über die Downtown in LA: ziemlich verdreckt, abends zum Teil gefährlich und, ehrlich gesagt, nicht besonders sehenswert. Wie in allen Großstädten Amerikas (New York, Chicago, Washington, Boston, San Francisco etc.) bemüht man sich jedoch zur Zeit auch in Los Angeles darum, die Innenstadt wieder attraktiver zu gestalten. Dieser Prozeß ist zwar in Los Angeles noch nicht so weit fortgeschritten wie in New York, wo die »gentrification« schon als fast abgeschlossen bezeichnet werden kann, aber trotzdem haben an manchen Ecken die Wolkenkratzer schon einiges an Boden – oder besser an Luft – zurückerobert.

Der DASH dürfte allen Stadtpoeten entgegen kommen: für einen Quarter stehen drei Linien (A, B und C) zur Verfügung, die alle Sehenswürdigkeiten in der Downtown erschließen. An den Knotenpunkten kostenloses Umsteigen auf die Anschlußlinien. Die Karte mit den Linien von Exposition Park bis Chinatown verlangen. Auskünfte unter T. (1-800) 2-LA RIDE.

  • Hotel Bonaventura: 5th St. und Flower St. Dieses architektonisch ungewöhnliche Gebäude ähnelt im Baustil dem Hyatt in San Francisco und erinnert an die Szenerie der Science-fiction Filme aus den fünfziger Jahren. Spektakulärer Blick vom 35. Stockwerk, kostenloser Fahrstuhl; Panoramabar, die sich innerhalb einer Stunde um 360° dreht.
  • Museum of Contemporary Art (MOCA): 250 S Grant Ave., Höhe California Plaza, T. 62-MOCA-2. Tägl. von 11-18h geöffnet, Donnerstag und freitags von 11-20h. Donnerstags von 17-20h ist der Eintritt frei, ansonsten gibt es Studentenermäßigung. In diesem, 1986 vom japanischen Architekten Isozaki entworfenen, Museum ist man bemüht, keine etablierten Künstler auszustellen, sondern den neuesten Tendenzen, den verrücktesten Strömungen und den ungewöhnlichsten Werken Aufmerksamkeit zu zollen. Mit anderen Worten: hier wartet man nicht erst den Tod eines Künstlers ab, um den Wert seines Werkes anzuerkennen.

    In der ständigen Ausstellung sind Werke von Franz Kline, Tàies, Fautrier, Rothko (Untitled, Black on Dark Sienna on Purple, Red and Blue Over Red), Morris Louis (Pillar of Delay), Nicolas de Staël (Vue d´Agrigente, les Joueurs de Football), Skulpturen von Giacometti, Dubuffet, Alechinsky, Miró (Menschen in der Nacht) zu bewundern. Desweiteren Werke von Mondrian, Jackson Pollock u.a. Gut sortierter Buchladen mit Verkauf von Kunstgegenständen auf der Terrasse.

  • California Plaza: funkelnagelneuer, gelungener Komplex. Außer der ansprechenden Architektur des MOCA fällt besonders die gewagte Schrägform des Wells Fargo-Gebäudes ins Auge. Unweit von hier stellt der First Interstate Tower den höchsten Wolkenkratzer westlich von Chicago dar.
  • Museum of Neon Art (MONA): 704 Traction Ave. Öffnungszeiten: mittwochs bis samstags, 12-17h. Im Osten von Little Tokyo, im neuen Künstler- und Atelierviertel. Eher unauffällig kleines Museum, das im Gegensatz zu seiner protzigen, von Banken und Geschäftskomplexen geprägten Umgebung steht und das Leuchtreklamen in allen Größen ausstellt, von denen einige dem Broadway alle Ehre machen würden. Erstaunlicherweise stellte die Stadt für den Bau ein Prozent ihres Budgets zur Stadterneuerung zur Verfügung. Unterhalten wird das Museum jedoch mit Privatmitteln.
  • El Pueblo von Los Angeles: in der Olvera St., am nördlichen Ende der Main Street. Diese Straße säumen einige Lehmhäuser aus der spanischen Zeit. 1781 ließen sich hier vierundvierzig Farmer nieder und legten damit den Grundstein der späteren Stadt. Inzwischen ist El Pueblo ultra-touristisch, und die Läden sind mit hübschhäßlichen Souvenirs gestopft. Man läßt das Viertel entweder links liegen oder tröstet sich mit einem Essen bei Philippe the Original (s. Kapitel »Essen«).

    Falls sich jemand hinwagen sollte: das Sepulveda House in der Olvera Street aufsuchen, in dem sich das Verkehrsamt befindet. Es hat von 10-15h, samstags bis 16.30h geöffnet; sonntags bleibt die Pforte geschlossen. Um 11 und um 14h wird ein Film gezeigt, und im Erdgeschoß befindet sich ein übersichtliches Museum. Hübsch eingerichtet mit nachgebauten alten Möbeln. Nebenan steht das Avila Adobe, LAs ältestes Gebäude aus dem Jahre 1818. Damals diente es als Rathaus. Während des mexikanisch-amerikanischen Krieges war es Hauptquartier der amerikanischen Truppen. Tägl. von 10-15h, am Wochenende bis 16.30h, montags zu.

    Weitere interessante Gebäude: die Masonic Hall (1858), das Fire House (1884) u.a. Sich das Faltblatt »El Pueblo de Los Angeles Historic Park« besorgen; ganz nützlich mit seiner Übersichtskarte. Und vor allem gilt es, zeitig vor dem Einfall der Touristen und derjenigen der »Händlern im Tempel« da zu sein.

  • Kostenlose Führungen: dienstags bis samstags um 10, 11, 12 und 13h. Treffpunkt am Docent Office, North Los Angeles St., nahe Fire House, T. 628-12 74.
  • Wer´s sich antun will, spaziere ins »Museum der Toleranz«, das Beit Hashoa Museum, wo die Hölle, alle möglichen Völkermorde betreffend (Armenier, Juden), laut »Spiegel« als »Erlebnispark« gestaltet wurde und eine »Ästhetisierung des Grauens« betrieben wird.

    »Ging es einst darum, an die Ermordeten zu erinnern, und die Überlebenden zu trösten, so kommt es heute nur darauf an, mit viel Aufwand, Pomp und Hightech makabre Kultstätten mit pseudopädagogischem Anspruch zu errichten«, heißt es weiter.

    Vorgeschichte ist, dass Präsident Carter in den Siebzigern F-15 Kampfbomber an Saudi-Arabien liefern wollte, was zu Aufruhr unter den amerikanischen Juden führte. Seine Beraterin, Ellen Goldstein, verfiel auf den glorreichen Gedanken, mit der Gründung eines »US Holocaust Memorial Council« die Gemüter zu beschwichtigen, der für eine Gedenkstätte in Washington sorgen würde, was dann auch geschah.

    Die eine Gedenkstätte bewirkte nun einen Trend zur »Amerikanisierung« der Judenausrottung. Ende der achtziger Jahre zählte man zwanzig örtliche Holocaust-Museen, 75 entsprechende Forschungsstätten, 34 einschlägige Archive, zwölf Denkmäler, fünf Büchereien sowie drei einschlägige Zeitschriften. Amerika erlebte einen Holocaustrausch. Zahlreiche Unis boten und bieten hochbeliebte »Holocauststudiengänge« an, bei denen sich mehr Studenten einfinden als bei Amerikanischer Geschichte. Es scheint, als käme es darauf an, das große Morden neu in Szene zu setzen, als wolle man sich ein Stück Geschichte aneignen, bei dem man lange Zeit desinteressiert abseits gestanden hatte.

    Wir haben noch keine nähere Angaben, vermissen auch ein kleines Museum über die Ausrottung der Indianer – so gut über zehn Millionen dürften´s gewesen sein, wenn man, wie im Vorspann geschätzt, 7 bis 15 Millionen bei der Ankunft der Weißen rechnet, denn die Ausrottung zog sich ja über mehrere Generationen hin – den Vietnamkrieg, die Sklaverei ...

    Was würde man über ein Mahnmal in Berlin zu Ehren südafrikanischer Apartheitsopfer denken, wenn nicht auch gleichzeitig Naziopfern gedacht würde? Eine Ersatzhandlung zur Ablenkung vom eigenen schlechten Gewissen, oder? Man schreibe uns also.

  • Chinatown: zwischen Hill Street und Broadway etwa im Bereich Hausnummer 945 Nord. Flaniermeile mit traditionellen Läden und »Wunschbrunnen«. Viel Volks. S. auch Kap. »Essen in Chinatown«.