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»Mexicali« und »Calexico«

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Ein kleiner vergessener Raubkrieg

Nach wiederholten, erfolglosen Kaufangeboten brachen die USA 1846/7 einen Krieg von Zaun und verleibten sich die Gebiete ein, immerhin ein Drittel des mexikanischen Territoriums. Ein Jahr darauf fand man das erste Gold, jenes Gold, das zu erbeuten die Spanier einst in die Neue Welt gezogen waren.

Denkwürdig bleibt der einzige militärische Einfall, den die Vereinigten Staaten erlebten: nämlich den durch Juan Cortina und seine Kämpfer, eines mexikanischen Offiziers, von seinen Landsleuten als Held und Guerillero verehrt, von den Amis als Terrorist und roter Räuber beschimpft, der die Grenzgebiete verunsicherte, das Kaff Brownsville besetzte und die mexikanische Flagge hisste.

1848 dann der Goldrausch. Zu Tausenden strömen die "Pioniere", oft ausgesprochenes  Lumpenpack, in dieses gelobte Land im Westen. Ein paar Jahre später überqueren die Chinesen den Pazifik, um Eisenbahnschienen zu verlegen. Dann ist die Reihe an die Schwarzen, die den rassistischen Südstaaten den Rücken kehren. Die jüngste Einwanderungswelle: Mexikaner (Latinos), die illegal auf der Suche nach Arbeit und einem Zipfel Glück die Grenze überschreiten.

Die US-Mexikaner, auch »chicanos«, wahrscheinlich von »mexicanos«, genannt, stellen zusammen mit anderen Lateinamerikanern in etwa die Hälfte der Bevölkerung von Los Angeles, heute schon zweitgrößte »mexikanische« Stadt, die sie ja auch mal war (los angeles = die Engel).

Der offensichtlichen Latinisierung des amerikanischen Südens mit zweisprachigen Schilder und einem Essenangebot mit Tacos, Burritos usw. entspricht der Amerikanisierung des mexikanischen Nordens, wo im letzten Winkel Hamburguesos und Hot Dogs erhältlich sind. »Mexicali« und »Calexico« lauten die Stichwörter. Monatlich gehen der Polizei an der 2000 Meilen langen Grenze 30.000 Illegale ins Netz. Seit Ende des letzten Jahrhunderts, als man Mexikaner anwarb, um die Schwarzen in der Landwirtschaft zu ersetzen, schob man mexikanische Arbeitskräfte je nach Bedarf hin und her. Während der Depression 1929-35 deportiert, holte man sie wegen Arbeitskräftemangels von neuem ab 1942 (Bracero-Programm, brazo = der Arm). Während des Koreakrieges 1951 verlängerte man ihre Verträge bis 1964, führte gleichzeitig aber mit der Anwerbung auch die »Operation Wetback« durch, mit dem Ziel, alle Illegalen abzuschieben. »Wetback« deshalb, weil viele den Grenzfluß Rio Grande durchschwammen.

Trotz Grenzzäunen steigt die illegale Zuwanderung. Da neueste Problem sind die vielen Kinder und Jugendlichen aus Mittelamerika und Mexiko selbst, die sich auf die Socken ins Gelobte Land machen. Knapp 60.000 erreichten die USA zwischen Oktober letzen Jahres und Ende Juli. Niemand weiß, wohin mit ihnen. Die Nationalgarde soll sie vom Grenzübertritt abhalten ...