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Supermarkt

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Nach sieben kommt acht

Konsumstätte des Verderbens

Ohrwürmer gefällig?

"Bedenke: Die Aufmerksamkeitsspanne eines (Online-)Lesers beträgt laut Journalistenschule 8! Wörter."

… so der wohlmeinende Kommentar eines interessierten Reisebericht-lesers.

Upps, was soll ich machen? die acht Wörter sind schon passe ...;)

Aber, wer will sich denn schon als Online-Leser abstempeln lassen?!? Ihr seid doch literarische Kunstkönner, Sprach-Gourmets, und werdet als solche mit mehr als acht Wörtern fertig, wollt eintauchen in den Tiefen der Weltfremde und sprengt nebenbei die journalistischen Schulgrenzen!! dafür Applaus und eine kleine Randnotiz, verpackt als Frage:

Woher kommen, wohin gehen und wer sorgt eigentlich für Ohrwürmer??

Gestern im Supermaxi ...

Schlendere augenauf geruchgespitzt durch die reihen, starre fasziniert auf bunte Buchstaben und großartige Angebote - vom Ohrreiniger zum Waschmittel, vom Käse zum Joghurt erinnert hier in Quito alles an seinen kontinentalen Bruder im Norden - groß, bunt, marktschreierisch, gewusst wie Geld gemacht wird, in dem man die tief liegendsten Triebe des Konsumenten rücksichtslos anspricht - große Flaschen mit maximaler Sauberkeit, Megapacks, 3-Liter-Eimer usw. wer es als Equadorianer einmal zum Einkauf im Supermaxi gebracht hat, erlebt die faszinierende Welt der Weischspüler-Werbung hautnah. Keine Kaiser-Wilhelm-Gedenk-Layouts à la Persil, sondern Money, eyecatching and Dollares! Chevrolet ist das Auto der Wahl hier (egal ob 30 oder 3 Jahre alt), Coca Cola rules und wird zu jedem almuerzo (Mittagessen) kredenzt, egal ob gewollt oder nicht. Dass die Inflation nur durch Übernahme des Dollares verhindert werden konnte, tja, it´s a US-world ...

Und während ich also so nord-süd-amerikanisch parabelisiere, wie geschickt advertised hier doch alles aufgemacht ist, trällern mir die Supermaxi-Djs den einen oder anderen Klassiker ins Ohr ...
Geht überaus peaceful und smoothy los mit Crosby-Stills-Nash-and-Young genau zur Woodstock-Zeit, na so lässt sich doch beschwingt konsumieren, dann noch so´n paar Pop-Klassiker und ich bin mittendrin im Supermaxi. kein Vergleich zu: "und heute an unserer Wursttheke: leckere Schweinesülze in Aspik für nur 1 Euro 74. Haben Sie Lust auf Leberwurst, dann greifen Sie doch zu unserem frisch durchgewolften Kalb, heute nur 88 Cent pro 100 Gramm. etc." na danke schön, dann doch lieber Woodstock Klassiker in der neuen Welt.

Und was kommt da?

Urgh, Paul Anka "You fill up my senses" - den Schnulzsong kennt jeder "like a night in the forest, you fill up my senses, come fill me again" düdel düüüüüüüü ... uii, klebt ähnlich wie die Donuts und Cookies, die es US-typisch überall zu schmarotzen gibt, und war leider der letzte Song, der mir im Supermaxi geschenkt wurde, und den ich dann für 20 Stunden mit in mein Hirn nahm. Wie geht das? Warum habe ich dieses klebrige Zeug nicht mehr rausbekommen? Hab mich ständig gefühlt wie Lassie, der doch eigentlich durch die wilde Prärie streunen will, und stattdessen von tausend Kindern verhätschelt wird - ahh, eklige Annexion.

Nur gut, dass ich heut Mittag irgendwas über Led Zeppelin in der Zeitung gelesen hab, der Inhalt war nicht so wichtig, aber seitdem läuft "Your Time is gonna come" taromm taromm (großartiger Trommelwirbel von Bonzo Bonham), Page quietscht an der Gitarre, und noch mal "your time is gonna come" - haa - großartig!

Ohrwurm-Verfolgter grüßt die Wursttheke im Edeka