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Geschichten

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Der Puff-Bus

Fress-Tempel Türsteher

Verkehrsraudis Fehlanzeige

Zum letzten Mal aufs Dach gestiegen, bei trübem Regenwetter Abschied von Pharao dem Großen genommen. Hatte diesmal ganz weihnachtlich Schokolade in der Tasche und zudem in Anbetracht allzu rührseliger Gemeinschaft ihm die Hand mit den Leckerlis freizügig vors Maul gehalten. Wäre beinahe schief gegangen: Der alte Gierbollen beißt raubtiermäßig fast den Finger ab, puhh, den Rest schnell ins Töpfchen.

Mampf, mampf, der Gute will mehr. Nee, hab nur noch ein paar Geschichten, mein Lieber, bevor ich dir ein letztes Mal die Lefzen lang ziehe.

Zum Beispiel vom Puff-Bus:

Puff-Bus? Pharao wedelt mit´m Schwanz und springt mich an. Ruhig bleiben, mein Lieber, das war so ...

In einem der zahlreichen, man schätzt 19000 in Quito, Busse stiegen wir als Erste ein, um auch schnell weiterzukommen. Denkste! Das Ding muss voll werden und so dürfen wir warten und haben genügend Zeit, das Interieur zu bewundern. Rote Vorhänge, zugezogen, mit Plüschbommeln zum Dranspielen, rote Sitze, und vorne überm Fahrersitz leuchten aus nicht rational erklärbaren Gründen beständig zwei rote Lampen im Sirenenrot. Heimelig, kuschelig, und unzählige Abziehbilder von Jesus und Maria ergänzen das skurrile Innere. Wenn hier nicht gleich die Hunderter übern Tisch gehen ...

An sich so ein subjektiv geschmückter Bus nichts Besonderes, wäre da nicht die exorbitante Parkstellung gewesen. Rückwärts im Hang, solamente Handbremse, und der Fahrer raus ausm Bus zum Quatschen mittem Kollegen. Da stehen wir also, fahrerlos, rückwärts am Berg und der Bus füllt und füllt sich. Die Prognose: Je mehr Leute einsteigen, um so schwerer wird´s, die laufen dann alle nach hinten und irgendwann hält das die Handbremse nicht mehr und es geht ganz fahrerlos in den Abgrund: Rumms. Ganz gefährliche Situation, Viertelstunde dauert´s, dann ist der Bus voll, unsere Nerven durchtrennt und dann macht´s auch letztlich RUMMS!!

Aah, wir fahren, der Typ hat sich irgendwie reingenwunden, los geht´s und die Verkäufer kommen rein und offerieren Puffreis. Hmmmh!

Wau!, grölt Pharao und will Puffreis, ich nach unten, hol einfache Schokolade, ohne Puff, ihm gleich, er mampft, ich erzähl weiter.

Als Nächstes vom Burger King und seinem Beschützer. Dazu muss man wissen, dass jeder amerikanisierte Laden, der abseits von Bretterbuden, einfachen Obstständen und Tante-Emma-Lädchen was auf sich hält und zugleich was feil bieten möchte, die entsprechende Angst vor falschen Freunden hat und sich nen Knarrenmann an die Tür stellt. Polierte Stiefel, Tarnanzug und irgendwelche Stöcke und Ballermann in Lederhalftern, dazu ne grimmige Fresse, werden Banken, Sport-, Möbel-, Schuh- und Modegeschäfte bewacht. Und: Essstuben, zumindest die gehobenen. Und da hier ein Mittagessen für nen schlappen Euro im Drei-Gänge-Menü über den Tresen geschoben wird, ist so ne Drei-Dollar-Kombi bei Fress-Donalds schon was besonders Teures. Und wenn man ganz viel Glück hat, so wie der Schreiber dereinst, geht man an nem stink-furz-Rindfleisch grillenden Burgerking vorbei und sieht Mister Macho mit nem Sturmgewehr, silbern, mich erinnernd an Opas Spazierstock, den Finger am Abzug, jederzeit bereit und ultragefährlich die Fleischbouladen bewachend. Großartig!!

Ich will Fleisch!, jault Pharao, ich nach unten, Rolle Schinken im Arm, ab in sein Maul. Japs, schnauft er und ist bereit für mehr:

Die Ich-Stärke oder der Mini-Bulldozer.

In Quito ist es ja üblich, dass ein Autoleben mehr wert ist als ein Menschen- oder Hundeleben, und genau so wie in der Türkei fahren die Autos dann auch bei allem über die Straße, was sich vor ihnen auftut. Sei es die Ampelfarbe Rot, sei es ein Tier, sei es ein Fußgänger, der den Zebrastreifen kreuzt. Da bleibt man einfach besser stehen und lässt das Schiff vorbei. Nach zwei Wochen war es dann aber zu viel der PS-Stärke und außerdem fühlt man sich ja langsam heimisch: Also, die alte Taktik anwenden: Innere Stärke evozieren, unbeugsame Absicht und den Zebrastreifen als das nutzen, wozu er geschaffen wurde - um mich als Fußgänger sicher über die Straße bringen. Lächelnd, selbstbewusst, grinsend beschreite ich meinen Weg und muss leider wegspringen, die Frau in dem alten Fiat, die so aussieht, als könnte sie niemanden was zu Leide tun, hätte mich überfahren, keine Frage.

Das kenn ich, winselt Pharao, und ich streichel ihm durchs Fell.

Pinkelpause, ruft er, und seiner Natur gehorchend markiert er meinen frisch gerinselten Bach nach ...