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Architektur

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Einen Orden für ...

Lasser-Faire-Architecture

Galak - Danke für die Freude!

Heute verteilen wir einen Orden für ...

… für die Ordnung! Und dieser Orden geht nach Deutschland, dem Land der korrekten Angaben, der minutiösen Ausgaben und der geradlinigen Vorgaben.

Selbst angelsächsische oder skandinavische Länder können da nicht mithalten, was auch daran liegt, dass die Baumaterialien leichter und damit anfälliger sind. Den bombastischen Beton, die akkurate Falz und die bündige Leiste, die gibt es nur in Karlsruhe und Kassel. In Ecuador gibt es das, was es auch in Tunesien, Thailand und Turkmenistan gibt, nämlich ein Fünfe-gerade-sein-lassen, ein Hauptsache-Dach-überm-Kopf, ein Take it easy.

Das äußert sich in zerstörten Straßen, aufgerissenen Gehwegen, verranzten Blechkarren und vor allen Dingen behelfsmäßigen Behausungen. Das Abklebeband zur akkuraten Malerarbeit kennt man hier nicht, es wird gepinselt so weit das Auge reicht, und der ein oder andere Strich geht da gerne mal daneben. Fugen im Kachelwerk sind ja gut und schön, aber müssen die alle ordentlich gezogen sein? Und nen Boden legen, egal ob Estrich oder PVC, ist keine Angelegenheit fürs geometrische Raumverständnis, sondern funktioniert wie ein Besuch auf dem Ort der Stille. Fallen lassen, abputzen, abziehen - fühlt sich gut an, muss aber nicht gut aussehen. Der Putz, der Mörtel, die Fassade, die hochgezogene Mauer, sie alle fristen hier ein fragmentarisches Dasein, hier fällt was runter, da guckt was raus, am Liebsten Leitungen für Wasser, Strom und Gas. Kein Anblick für Ästhetiker, schon gar nicht für Silikon-Fanatiker, die mit der Kartusche in der Hand alles zudichten wollen.

Sollte das jemand in Quito versuchen, er wäre bis ins Jahr 4287 beschäftigt und würde doch nicht fertig, weil in der Zeit so viele neue, unfertige, das lethargische Loch in der Wand vorziehende Wohnungen gebaut würden, dass Kartuschen-Karlo nicht nachkäme und sich vor Gram suizidieren müsste.

Welche Qualität hinter Ordnung und Sauberkeit, welche hinter Laisser-faire und Praktikabilität steht, kann sich jeder beim nächsten Anblick einer weißen, ordentlichen, fleckfreien Mauer selbst fragen.

Dass Kartuschen-Karlo durch den massiven Zuwachs an Neuwohnungen zum Suizid gezwungen wird, liegt in erster Linie daran, dass Kinder hier so reichhaltig wachsen und gedeihen wie Äpfel in Tirol. Ein pfiffiger Spaziergang, gerne mit Pfeifliedern garniert, durch dieses oder jenes Viertel, beschert dem Betrachter mehr Schulen als in einer kompletten deutschen Gemeinde (samt Eingemeindeten). Da streunen und toben sie, lachen und spielen, versehrt mit ihren unterschiedlichsten, aber für ihr Colegio durchaus einheitlichen, Schuluniformen (gerne in Jogginghose - mir als Polen-Sympathisant überaus sympathisch, diese Kleiderwahl) und sorgen für Bevölkerungs-Wachstum, dass Mitteleuropa zur Zeit des alten Goethe schon nicht mehr gekannt hat.

Die guten Kleinen sehen natürlich niedlich aus, weil sie ja gute kleine Kinder sind, und gute kleine Kinder überall niedlich aussehen - muss aber nicht unbedingt heißen, dass sie dadurch besonders brav oder umgänglich sind.

Vielleicht bewirkt ja auch das Pausenbrot die in oder andere Aufgedrehtheit, das in der Regel aus Chips, Kleinkuchen oder der Extraportion Milch besteht. Macht Zucker nervös und unruhig? Trifft auch hier der anthropologische Grundsatz zu, je ärmer die Bevölkerung, so ungesünder die Ernährung, so weniger bewusst das medizinisch Selbstverständnis?

Jawoll, er tut es, mit Hola und Hallodrio. Verhältnismäßig viele dicke Menschen, vor allen Dingen Frauen (auch dies eine anthropologische Konstante, als Herd- und Heimhüterin noch mehr der unbewussten Schlemmerei zugetan), und Fettleibigkeit trotz Armut und dem ungezählten Straßenverkauf. Trotz ein Bier in der Kneipe für nen Dollar bestellen, mit nem Fünf-Dollar-Schein zahlen und ne Viertelstunde aufs Rückgeld warten, weil der Barkeeper, erst die ganze Straße nach so viel!!! Wechselgeld abklappern muss.

Zurück zur Schule: Nestle, die freundliche Schweizer Firma, die uns auch in Mitteleuropa mit kerngesunden Flocken ernährt, und gleichfalls für solcherart Ideen zuständig ist, Milch, Hafer und ein bisschen Honig in den Kühlschrank zu stellen (oii, herauskommt ein Riegel direkt aus Mutter Naturs Busen!), wirbt hier auf einem Monster-Riegel von Zucker und Fett, dem fantastischen Galak (weiße Schokolade mit Smarties! Hui, dulce dulce ihr Süßen!) folgendermaßen: " Lo Divertido de comer la leche" - das heißt so viel wie, die Freude am Essen von Milch.

Danke Nestle, für diese Extraportion Freude, auf dass wir die Welt verstehen und uns selbst etwas Gutes tun. Und wieder einmal ein Zeichen von globalisierter Gleichheit aller menschlicher Herzen, ich denke mit Lächeln an Milchschnitte, Anke Hubers Zähne und die Weisheit der Weißheit.

Für diejenigen Naschkatzen, die mal wieder richtig heiß gemacht worden sind: Bei Lidl gibt´s das teutonische Gegenstück, Weiße mit Smarties im 200-Gramm-Bomben-Pack und dazu frisch geputzte Böden und saubere Leitungen ...

Noch was zur Lage der Nation:

Heute ist schon wieder so heiß, der Himmel blau (mit den üblichen Wolkenbändern) und die ganze Stadt wird aufgrund der fehlenden Regentristesse sichtbar umringt von schönen, großen Bergen, die mit Irlands grün, Urwalds Bäumen und Colorados Gebirgsstruktur so aussehen, als dass ich nicht anders kann als versessen draufzustarren und mich per Traum auf eine kleine Reise dorthin zu begeben. Das grünste Grün am seidigsten Berghang zu kosten und wie ein Schaf herunter zu purzeln, trollend, lachend ...

Ja, per Traum. Spazierengehen funktioniert hier nicht, es sei denn man möchte ne Stunde durch Abgase laufen, um dann vor einem Zaun zu stehen, der die Grünbergigen Wunderwälder flankiert.

Immerhin, man hört, am Wochenende soll´s in die Natur gehen ...

Oh, wir sind gespannt.

Kinder riegelnde Grüße

und Kinder machende Aufmunterungen

aus Kinder-Stadt