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Himmelszeichen

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Herr des Daches und Beschützer des Eigentums

Beobachtung von Sirius

Canopus, Chef des Himmels

Wenn ich in meiner urigen Unterkunft aufs Flachdach steige, treffe ich zuerst bellend, nach in der von mir gekonnten Schnuffelsprache gesäuselten Herzlichkeiten wedelnd, den edlen Pharao, ein Pitbull-Perro, wie beschrieben Herr des Daches und Beschützer des Eigentums. Mit Pharao blicke ich dann gemeinsam in den ecuadorianischen Nachthimmel und bin erst einmal mächtig enttäuscht. Das Streulicht dieses Abgas-Elektronik-Kolosses namens Quito ist so was von stark, das jedes deutsche Dorf das Zehnfache an Sternenpracht parat hält.

Während Pharao darauf wartet, dass ich ihm ein Leckerchen kredenze, es aber bei kräftigen Streichel-Massagen belasse, orte ich die Himmelslage.

Der Mond - du lieber guter großer Erdenpartner - sieht so aus, als hätte ihm ein Fußballer nen leichten 90-Grad-Stoss versetzt, er nimmt, nicht wie in Zentraleuropa von rechts ab, sondern von oben. So ähnlich ist es dem ganzen Himmel ergangen - um so viele Längengrade wie ich nach Süden geflogen bin, um so viele Winkelgrade hat sich das ganze Bild im 90-Grad-Winkel nach links verschoben, und ähnlich verschoben meine Wahrnehmung.

Also, mal ganz in Ruhe, was kann man noch sehen? Gut, die Pleiaden, das scheinbare Siebengestirn, helfen als erste Orientierung, sie sind einfach zu schön und zu deutlich, als das man sie auch hier verpassen könnte. Von da aus seh ich Stier (Aldebaran im Narranjita-Orange), Widder und Fische als Band über dem Himmel liegen. Kassiopeia, das Himmels-W kopfüber im Norden, kurz vorm Versinken, vom großen und kleinen Bär ist hier nichts zu sehen, dafür zentral am Himmel Adler und Schwan. Alles aber irgendwie milchig, Stadtlicht-mäßig versaut und ohne die Kraft, die ich mir erhofft hatte. Pharao winselt ...

Aber dann - was klebt denn da für ein Brummer mächtigst am Westhimmel?

Na klaro, der hellste Stern des Himmels, der seit Jahrtausenden alle Völker zu Spekulationen und zu gekonnten Traumreisen (siehe die Dogen in Nordafrika) animiert. Sirius, 7 Millionen Lichtjahre (oder schlappe 70 Billionen Kilometer - Hee, das müsste doch in einem Menschenleben machbar sein!) entfernt, doppelt so groß wie der Mars, der rot neben dem Mond Cocktails schlürft.

Tipp: Sirius auch in Deutschland sehen, das belebt die Winterabende und animiert zur Unendlichkeit.

Und endlich, endlich, was Neues tief im Südwesten, fast so hell wie Sirius, das zweithellste Gestirn des Himmels, von Deutschland aus niemals zu sehen, Canopus im Sternbild Schiffskiel.

Schiffskiel? Tja, während die alten Babylonischen Brüder ehrhafte Sagengestalten an den Himmel warfen, muss die Südhälfte mit dem übrig nehmen, was an dieser Stelle schon ein paar Mal kritisiert worden ist. Mit mechanistischem Eroberungswahn! - Als die westlichen Gelehrten von 400 Jahren begannen, den südlichen Sternenhimmel Fast-Food-mäßig herunter zu schlucken, war Europa so begeistert von der Technik, dass die armen Sterne als Zirkel, Schiffskiel oder Rechenschieber herhalten mussten. Ist ja fast so traurig wie aus dem süßen, südeuropäischen Kinderbaum die Rosskastanie zu machen (ach, das hatten wir schon...).

Wer sich von solchen Definitionen befreit, wird riesigen Spaß am Canopus haben, im Gegensatz zu Sirius nämlich über 70 Millionen Lichtjahre weg, und somit, was die absolute Leuchtkraft angeht, ein ganz, ganz großer Chef am Himmel!!

Canopus blendet mich, ich strahl zurück, dreh mich zu Pharao um. Canopus interessiert ihn nicht, er wedelt mich an, ich streichel ihn und warte auf den streulichtfreien Blick, vielleicht entdeck ich ja dann auch den Taschenrechner am Himmel!

Mars-Ice-Cream-Leckereien aus Quito

und nen bulligen Gruß von Ramses