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Eroberung

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Plünderung Südamerikas

Spanier und Portugiesen auf Beutezug

Entdeckung, Eroberung und Raffgier in der Neuen Welt

Verehrte Lesergemeinschaft, in Tradition legendärer Spezialausgaben wie dem Donald Duck-Sonderheft oder ZDF-Wunschfilm, heute ein Grausam-Special, das sich so gar nicht wohlig anfühlt. Wer dem Dämon nicht ins Auge sehen will, die schwarzen Schatten der Konquista weiß tünchen mag und höllische Abgründe für die Perversion fehlgeleiteter Stacheltiere hält, mag sich bitte bis zur nächsten regulären Ausgabe gedulden und einstweilen Bananen-Grieß-Pudding auf dem warmen Herd zubereiten. Allen anderen sei der Mantel der Heiligkeit abgenommen, das Kabinett des Schreckens wird geöffnet ...

Carlos, Direktor unserer Spanisch-Schule, geht abends gerne mit uns in die Altstadt und erzählt Legenden, Kuriositäten und Geschichten seiner ecuadorianischen Heimatstadt. Unter nebelweißem Laternenlicht schlendern wir entlang der Straße der sieben Kirchen, der kolonialen Prachtavenue mit ihren sieben Gottestempeln, angefangen von der Basilika im Norden bis zur Iglesia San Francisco im Süden, als das Gespräch auf die Eroberer kommt. Mich stimme das sehr traurig, sage ich. Er guckt mich rührselig mit seinen dunklen Indianeraugen an und antwortet: Du weißt gar nicht, wie traurig mich das macht. Ob es wohl irgendeinen Südamerikaner gibt, will ich wissen, der verzeihen kann, der diese Schmach überwunden hat. Nein, sagt er bestimmt, und warum das so weh tut, erfahren wir jetzt.

Kolumbus, ach du großer Entdecker Kolumbus, wie sagtest du doch so schön kurz nach deiner kolossalen Überfahrt? "Mit dem Gold wird man reich, und wer es hat, macht was er will auf der Welt und kommt so weit, dass mit Gold den Seelen der Weg ins Paradies geöffnet wird".

Nur gut, dass die päpstliche Absolution über solchen Ideen stand. Eine Bulle zu Beginn des 16. Jahrhunderts übergab mit göttlicher Gewissheit den Spaniern die neue Welt, den Portugiesen ganz Afrika, zum Ausbeuten, zum Bekehren, zum Versklaven und zum Beherrschen - Das war rechtens, denn es war christlich!

Nicht nur die neuen Welten, auch die alten wurden fein säuberlich gereinigt zum Wohle der Kirche. Nicht ganz zufällig im Jahre 1492 besiegten die Spanier nach jahrhundertelanger Belagerung die Moslems in Granada und mordeten direkt auch noch alle verbliebenen Juden von der iberischen Halbinsel - Spanien und Portugal waren endlich wieder rein, so wie es auch mit den dummen Indianern gehen sollte, die - welch Wunder? - 1492 weder Eisen, Pflug, Schießpulver noch das Rad als Fortbewegungsmittel kannten.

Gold und Silber kannten sie wohl, verzierten damit ihre Tempel, bekleideten ihre göttlichen, ausschließlich der großen Mutter Natur geweihten Heiligtümer. Diese Reichtümer waren aus europäischer Sicht so reichhaltig, dass die Plünderer kostbare Gewebe und Bildnisse einfach zertraten, um sich raffgierig aufs Edelmetall zu stürzen. Ein Hofschreiber Pizarros, ehemaliger Schweinehirt, erbat sich bei Plünderung eines Inka-Tempels von eben diesem (Schlächter des Inka-Südens, kongenialer Dämon-Partner des Azteken-Norden-Töters Herman Cortez), doch nur die Nägel und Klammern dieses kostbaren Gebäudes mitnehmen zu dürfen. Chef Pizarro dachte sich, na, den kleinen Nippes kann er ruhig haben, gab´s ihm schriftlich und schenkte dem Schreiber damit 34.000 Unzen Silber!

Wenn´s einfach nur beim Plündern geblieben wäre ...