Zweiter Weltkrieg

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Kriechen vor Mütterchen Russland

Ablehnung der Kultur und des Erbes für den roten Bären

Japanische Invasion

Bereits 1935 gab es Zusammenstöße mit den in Mandschukuo stationierten japanischen Truppen. Im März 1936 schlossen die Mongolei und die Sowjetunion einen Beistandspakt, der wesentlich über die Vereinbarungen von 1921 hinausging und sowjetischen Truppen erlaubte, 1937 in die Mongolei einzurücken.

Als 1939 japanische Truppenverbände von Mandschukuo, das unter dem letzten Qing-Kaiser ein japanischer Vasallenstaat geworden war, in die Ostmongolei einfielen, traten ihnen mongolische und sowjetische Soldaten unter dem Kommando des russischen Marschalls Grigori Schukow entgegen. Auf mongolischer Seite nahm auch der spätere Diktator Tschoibalsan teil. Die teilweise schweren Kämpfe bei Nomonchan am Grenzfluß Chalchyn Gol im Chingan dauerten rund vier Monate.

In der zweiten Augusthälfte waren die Japaner wieder aus der Mongolei verdrängt und am 16. September 1939, einen Tag vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, schlossen Japan und die Mongolei einen Waffenstillstand ab. Bei den Kämpfen kamen etwa 18.000 japanische, 10.000 russische und 1100 mongolische Soldaten ums Leben.

Mongolei im Weltkrieg

Im Jahre 1940 beschloß der achte Große Volkschural eine neue Verfassung, die den Sozialismus fest verankerte.1942 wurde in Ulaan Baatar die Staatsuniversität gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges mußte die Mongolei der Sowjetunion rund 40.000 Stück Vieh und einige zehntausend Tonnen Wolle liefern. Gegen Ende des Krieges griff sie auch aktiv mit einer Panzerbrigade und einer Fliegerstaffel in den Krieg ein. Nachdem die Amerikaner am 10. August 1945 die erste Atombombe auf Hiroshima geworfen hatten, erklärte Ulaan Baatar Japan den Krieg. Mit der sowjetischen Armee beteiligte sich die 80.000 Mann starke mongolische Volksarmee am Kampf gegen die Japaner in der Mandschurei.

Internationale Erfolge

Bis 1945 war die MVR nur von der Sowjetunion als souveräner Staat anerkannt worden. China betrachtete die ehemalige »Äußere Mongolei« nach wie vor als ein Territorium, das zum chinesischen Staatsverband gehörte. Um diesem Zustand ein Ende zu bereiten, erfolgte am 20. Oktober 1945 ein allgemeiner Volksentscheid über die staatliche Selbständigkeit der Mongolei. 98,5% der Befragten stimmten mit Ja.

Nun erkannte auch die Guomindang-Regierung in China die Mongolei im Januar 1946 offiziell als souveränen Staat an. Nachdem im April 1946 der Freundschafts- und Beistandspakt mit der Sowjetunion erneuert worden war, wurde auf dem neunten Parteitag der MRVP 1947 die Einführung der Planwirtschaft beschlossen. Im gleichen Jahr wurde die Innere Mongolei eine der fünf autonomen Regionen Chinas.

Nach der Anerkennung durch China folgte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den anderen Volksdemokratien und verschiedenen neutralen Staaten und 1961 die Aufnahme in die Vereinten Nationen. Am 7. Juni 1962 wurde die Mongolei als erstes außereuropäisches Land in den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (Comecon) aufgenommen. Ebenfalls 1962 wurde ein Grenzregelungsvertrag mit der Volksrepublik China unterzeichnet, den Peking allerdings 1969 wieder aufgekündigte.

Noch näher an Moskau

Obwohl ein eigenständiger Staat, der über immer mehr internationale Verbindungen verfügte, blieb die Mongolei nach wie vor auf die Anlehnung an die Sowjetunion angewiesen blieb. Der Sowjetunion verdankte die MVR nicht nur ihre gegenüber China durchgesetzte und gestärkte Existenz, sondern auch einen enormen wirtschaftlichen Fortschritt, den sich Moskau mehr als eine Milliarde Rubel kosten ließ. Die Auseinandersetzungen zwischen der Sowjetunion und China führten seit der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zu einer ständigen Verstärkung der in der Mongolei stationierten sowjetischen Truppen. Sie bewogen Ulaan Baatar dazu, nahezu alle Chinesen (15.000) trotz chronischen Mangels an Arbeitskräften auszuweisen und auf Pekings Entwicklungshilfe zu verzichten.

An der engen Bindung zu Moskau änderte auch die seit 1945 zu beobachtende Besinnung der Mongolen auf die eigene Vergangenheit wenig ändern. Immerhin wurde diese Besinnung von der Sowjetunion etwas ärgerlich registriert und führte 1962 zu einem mittleren Eklat.

Am 31. Mai versammelten sich auf dem Hügel Delün Boldoch am Fluß Onon Repräsentanten der Partei und der Bevölkerung, um Dschingis Khan, der 800 Jahre zuvor in diesem Gebiet geboren wurde, als »Begründer des mongolischen Nationalstaates« zu ehren. Innerhalb kurzer Zeit strömten 30.000 Menschen an der Weihestätte, wo Überreste des Nationalhelden bestattet sein sollen, zu einer Kundgebung zusamnen. Auch in der Inneren Mongolei wurde der Geburtstag mit Unterstützung der chinesischen Regierung gefeiert.

Als die Sowjets gegen die Verherrlichung dieses »feudalen Reaktionärs«, wie sie Dschingis Khan nannten, protestierten, verurteilte Ulaan Baatar pflichtbewußt die Feierlichkeiten. Deren Organisator Daramyn Temür-Otschir wurde umgehend aus dem Politbüro verstoßen.

Modernisierungen

Der erste Fünfjahresplan (1947/52) legte den Grundstein für den Aufbau einer eigenen Industriebasis. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei dem Verkehrs- und Nachrichtenwesen. So erhielt Ulaan Baatar nun Anschluß an das sowjetische Schienennetz, wodurch der Handel zwischen beiden Staaten merklich erleichtert wurde. Eine verstärkte Industrialisierung setzte jedoch erst mit Beginn des zweiten Fünfjahresplanes (1953/57) ein. Der folgende Dreijahresplan (1958/60) hatte neben dem weiteren Ausbau der Industrie vor allem die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft und Seßhaftmachung der Araten zum Ziel. Bis Ende 1959 waren fast alle Aratenwirtschaften zu Genossenschaften zusammengefaßt. Mit dem dritten Fünfjahresplan (1961/65) begann die Intensivierung der Landwirtschaft.

Größere innere Erschütterungen blieben der Mongolei nach den innerparteilichen Kämpfen im Jahre 1935 erspart. Nachfolger des 1952 gestorbenen Tschoibalsan wurde Jumschagin Tsedenbal (1916 geboren), von 1940 bis 1954 und erneut ab 1954 Generalsekretär der Partei und Ministerpräsident seit 1952. Nach mehreren Umbesetzungen in den oberen Parteirängen stieg er zum unangefochtenen Führer auf.

1963 wurde die Mongolei von Großbritannien als erstem westlichen Staat anerkannt. 1987 hatten 100 Länder, darunter die USA, diplomatische Verbindungen mit Ulaan Baatar aufgenommen.