Khubilai Khan

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Herrschaft des Khubilai Khan

Der Anfang vom Ende

Khubilai Khan machte 1267 Peking (Khanbaliq oder Dadu = Große Hauptstadt) zur Winterhauptstadt seines Reiches. Sommerhauptstadt wurde Xanadu (oder Shangdu) in der heutigen Inneren Mongolei. Er beseitigte die chinesische Song-Dynastie (960-1279) und gründete die mongolische Yuan-Dynastie (1271-1368). Unter ihm erreichte das Mongolenreich vorübergehend seine Blütezeit. Khubilai Khan regierte das größte zusammenhängende Staatsgebilde der Weltgeschichte.

Nach Ausschaltung seines jüngsten Bruders Eirik Böge, der im Besitz der Mongolei war und sich zum Großkhan aufrufen lassen wollte, beging Khubilai den folgenschweren Fehler, die Hauptstadt von Karakorum im Herzen der Mongolei nach Peking zu verlegen und 1271 der Dynastie den chinesischen Namen Yuan (Uranfang) zu geben. Er vollendete 1279 mit seinem hervorragenden General Bayan die Eroberung Chinas. Weitere Expeditionen scheiterten zwar teilweise. Jedoch wurde die Anerkennung der chinesischen Oberherrschaft in Asien durchgesetzt.

Khubilai war nicht nur Eroberer. Er festigte auch sein Reich im Inneren. Vor allem die Verkehrsbedingungen wurden verbessert, Straßen und Karawansereien errichtet. Die kaiserliche Post soll über 200.000 Pferde verfügt haben. Khubilai erweiterte das Kanalsystem, das Wasser vom Lande in die Städte brachte, und schuf ein vorbildliches Versorgungssystem gegen Hungersnöte. An arme Familien wurden Reis und Hirse verteilt und nach guten Ernten die Speicher für Notzeiten gefüllt. Ein Edikt von 1271 sah die Errichtung von öffentlichen Krankenhäusern vor.

Obwohl Khubilai den Buddhismus förderte, beschränkte er die übrigen Religionen nicht. Auch die nestorianischen Christen hatten seine Sympathie. 1275 konnte der nestorianische Patriarch von Bagdad in Peking ein Erzbistum gründen.

Die Handelsstraßen waren sicher, der Handel blühte. Die jahrhundertelang gesperrten Weltstraßen zu Lande und zu Wasser wurden wieder befahren. Die Yuan-Dynastie war die erste, die Papiergeld zur einzigen Währung machte – und die erste Inflation der Geschichte zu verantworten hatte.

China nahm Kontakt mit dem Iran und dem Abendland auf. Marco Polo und andere Europäer reisten über die Seidenstraße auf dem Landweg nach China und in die Mongolei.

Dabei war der Venezianer ein später Reisender auf jener Straße, die den Fernen Osten seit Jahrhunderten mit der Levante verband. Die Seidenstraße – der Name stammt von dem deutschen Geographen Ferdinand von Richthofen – war ein System von Karawanenrouten, das Kaufleute, Mönche, Machthaber und Krieger seit jeher benutzt hatten. Chinesische Seide gab es schon im antiken Rom. In einem Palast in Tadschikistan wurde eine Wandmalerei aus dem 8. Jh. entdeckt, die eine Wölfin mit saugenden Zwillingen zeigt: Romulus und Remus.

Zum erstenmal war China nach vielen vergeblichen Versuchen der Nomaden in die Gewalt eines turko-mongolischen Eroberers gefallen. Doch Khubilai war nicht mehr der unkultivierte Krieger wie Generationen vor ihm. Schon längst wollte er ein »wahrhafter Sohn des Himmels« (Grousset) werden. Seine Dynastie sollte die Reihe der chinesischen Dynastien fortsetzen. Unter Khubilai entstanden in Peking der Yonghegong (Lamatempel) und die gewaltige weiße Stupa im Beihai-Park. In seiner Regierungszeit reichte das Mongolenreich von Ungarn bis Korea und im Süden bis nach Vietnam und war damit das größte zusammenhängende Reich, das jemals existiert hat.

Nach der Eroberung Chinas führte Khubilai weitere Feldzüge gegen Nachbarstaaten. Bereits 1252-1254 hatte er auf Befehl Möngkes im ersten Feldzug gegen China das Thai-Königreich Nan-chao annektiert und ganz Yunnan in mongolische Befehlsbereiche eingeteilt. Auch Tibet mußte die Lehnsherrschaft der Mongolen anerkennen. Hanoi wurde im Dezember 1257 geplündert, und im Jahre darauf bezeichnete sich der vietnamesische Kaiser als mongolischer Vasall. Zwischen 1277 und 1284 griff Khubilai Burma an, stellte 1288 die Suzeränität über ganz Vietnam her und versuchte vergeblich, durch überseeische Expeditionen Japan (1274 und 1281) und Java (1293) der eigenen Kontrolle zu unterwerfen. Mit diesen Expeditionen war die Kraft des Riesenreiches jedoch erschöpft.

Vertreibung aus Peking

Die Reaktion der in den westlichen Gebieten herrschenden Dschingiskhaniden gegen die fortschreitende Sinisierung sollte nicht ausbleiben. Ehrgeiz und Machtstreben der einzelnen Fürsten führten bald zum Bruderkrieg. Diese Entwicklung leitete die Epoche des Verfalls des Mongolenreiches ein. Hinzu kam, dass sich die unterdrückten Völker gegen die Peiniger immer wieder erhoben. Die erste Niederlage erlitten die Mongolen 1260 im Kampf gegen die ägyptischen Mamelucken.

Als Khubilai Khan 1294 starb, wurden die Mongolen immer abhängiger von den Menschen, die sie beherrschten. Sein Enkel und Nachfolger, Temür (1294-1307), war der letzte bedeutende Mongolenherrscher in China. Er konnte noch mit Hilfe seines Feldherrn Bayan die Rechte des Khagan über die westlichen Khanate durchsetzen. Doch schon machte ihm Khaidu, der die Dsungarei und das »Siebenstromland« zu seiner Basis gemacht hatte und zeitweise die Verbindung nach Westen unterband, bis zu dessen Tode 1303 viel zu schaffen.

Die Nachfolger Temürs – zwischen 1307 und 1368 insgesamt neun Herrscher – waren oft nur noch dem Namen nach Khagane des Gesamtreiches. Der Trunksucht und dem Wohlleben ergeben, konnten sie mit den inneren Schwierigkeiten nicht fertig werden. Thronstreitigkeiten und Bürgerkriege schwächten das Land. 1325 setzten in China die ersten Aufstände ein. Unter Toghan Temür (chinesisch Shun-ti) weiteten sie sich, verstärkt durch wirtschaftliche Krisen und Naturkatastrophen, zum allgemeinen Volksaufstand aus.
Toghan war als Dreizehnjähriger durch eine Palastintrige auf den Thron gekommen und blieb zeitlebens in der Hand skrupelloser, ehrgeiziger Berater. Nun wurde er von den Ming aus Peking vertrieben. Sein Sohn Ajurchiridhara (1370-1378) floh in die Mongolei und regierte als Großkhan in der vergeblichen Hoffnung, nach China zurückkehren zu können.