Namensgebung

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Herr Hund und Genossin Blume

Respektvoller Umgang miteinander

Anrede

Mongolen reden sich mit ihrem Rufnamen an, dem man entsprechend der Situation »guaj« (Herr/Frau) nachstellen kann. Kaum noch im Gebrauch ist die Anrede »nohor« (Genosse).

Ältere Personen reden jüngere mit »tschi« (du) an. Alte Menschen verbinden dieses Duzen oftmals mit »minij chüü« (mein Sohn) bzw. »minij chüüchen« (meine Tochter). Sollten Sie so angesprochen werden, ist das durchaus ein Ausdruck der Sympathie.

Gleichaltrige oder gleichgestellte Leute reden sich untereinander sowohl mit Rufnahmen und nachgestelltem »guaj« an, als auch mit »tschi«, was ein näheres Bekanntsein jedoch voraussetzt.

Als Jüngerer ist man der Tradition nach verpflichtet, ältere oder respektvoll aussehende Personen mit »Ta« (Sie) anzureden. »Ta« sagen auch die Kinder zu ihren Eltern.

Namen

Die Mongolen kennen keine Familiennamen. Man unterscheidet zwei Bestandteile: den eigentlichen (»ner«) und einen patronymischen Namen (»ovog«). Da es keine vererbbaren Familiennamen gibt, wird die Initiale oder die Vollform des patronymischen Namen benutzt, um Personen desselben »ner« zu unterscheiden.

Hoch ist der Anteil von sprechenden Namen, wobei sich oftmals das Geschlecht der entsprechenden Person ableiten läßt. Namen wie »Gerel« (Licht), »Zezeg« (Blume), »Nar« (Sonne) lassen auf weibliche Personen schließen, stehen jedoch in einzelnen Fällen auch für Männer. »Tschuluun« (Stein), »Tömör« (Eisen), »Baatar« (Held) sind dagegen weitgehend Männern vorbehalten.

Eine Vielzahl mongolischer Namen hat ihren Ursprung in der tibetischen Sprache. Namen wie »Purew« oder »Lchagwa« lassen sich von ihrer Bedeutung nicht dechiffrieren.

Nach der Revolution von 1921 wurden die Mongolen gezwungen, ihre tibetischen Namen aufzugeben und »moderne« Namen anzunehmen. Viele Männer hängten daraufhin das Suffix »baatar« (Held) oder »bat« (stark) an ihren Familiennamen. Frauen dagegen nahmen russische Vornamen, oft nur als Abkürzung (L.), an. Diese Unsitte ist seit 1990 vorbei und die alten tibetischen Namen tauchen wieder auf.

Ein Kind Namens Hund

Mit dem buddhistischen Glauben verbunden ist auch eine weitere Besonderheit. Danach sind bei einer Geburt böse Geister bestrebt, Einfluß über die Seele des Kindes zu erlangen. Wenn sie die Namen der Kinder in Erfahrung bringen, wird dieses Vorhaben bedeutend erleichtert. Darum geben viele Eltern dem Kind einen Namen, der die bösen Geister verwirren muß oder es für sie unattraktiv macht: »Chünbisch« (das ist kein Mensch), »Nochoj« (Hund), »Muuochin« (schlechtes Mädchen), »Nergui« (ohne Namen), »Enebisch« (das ist nicht dieser), »Terbisch« (das ist nicht jener). Eltern, die keine weiteren Kinder wollen, greifen zu »Otgon« (letztes Kind) oder »Bol« (Hör auf!). Obgleich der Geisterglaube stark zurückgegangen ist, werden diese Namen auch heute nicht selten vergeben.