Zenit der Macht

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Dynastie des Dschingis Khan

Höhepunkt mongolischer Macht

In ihrem Ablauf wandelte sich der einheitliche, zentral regierte Staat Dschingis Khans allmählich zu einer Reichsföderation der vier Ulus (Lehen), die der Dynastiegründer für seine vier Söhne bestimmt hatte. Während dieser Zeit überwogen noch die Reichsinteressen die lokalen Sonderinteressen der Teilkhanate, und die Expansion aller Ulus brachte weitere Erfolge: 1230 die endgültige Eroberung Nordirans und des Kaukasus, 1231-1235 die Eroberung Koreas, 1234 die Vernichtung der Jin-Dynastie in Nordchina, 1237-1240 die Eroberung der Ukraine und Rußlands. Nachdem sie schon 1235 Moskau eingenommen hatten, überquerten die Mongolen im Jahre 1240 den Dnjepr und stürmten Kiew.

Weiter ging ihr Siegeszug durch Polen bis nach Liegnitz in Schlesien, wo am 9. April 1241 ein deutsches Ritterheer unter Herzog Heinrich II. von Schlesien geschlagen wurde. Das äußerst bewegliche, taktisch klug operierende mongolische Reiterheer war den schwer gepanzerten Rittern weit überlegen. Dann wandte sich das mongolische Heer nach Süden und besiegte am 11. April 1241 an der Theiß das königliche Heer Ungarns.

Ende des Westfeldzugs

Doch dann kam der überraschende Wendepunkt: Kurz zuvor war Ögödei gestorben, und das brachte den Westfeldzug zum Stehen. Nach mongolischem Gesetz mußten alle Nachkommen des Dschingis Khan nach Karakorum zurückkehren, um dort einen neuen Khan zu wählen. Dadurch blieben Mittel- und Westeuropa vom Mongoleneinfall verschont.

Doch der eurasische Doppelkontinent war erstmals unter einem Herrscher vereinigt und bildete das größte Landimperium der Erde. Bis 1386 herrschte die Pax Mongolica im größten Teil des späteren Rußland und in China. Die Mongolen brachten nach Europa zwar viel Unheil, doch auch wertvolle Dinge wie das Schießpulver und die Kunst des Druckens, beides chinesische Erfindungen.

Hauptstadt des Mongolenreiches war seit 1235 Karakorum (Charchorin) am Gebirgsfuß des Ostchangai. Mit dem Bau war noch zu Lebzeiten Dschingis Khans begonnen worden. Doch als erster Khan residierte hier sein Sohn und Nachfolger Ögödei. Die Stadt in einer breiten Talebene des Orchon war politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Weltreiches. Erbaut hatten Karakorum vor allem gefangene Handwerker aus den eroberten Ländern und erfahrene Baumeister aus China.

Im Jahre 1253 begannen die Mongolen mit der Eroberung Südchinas, 1257/58 wurde der südliche Iran besetzt. Dann folgte die Vernichtung des Abbasiden-Kalifats in Bagdad und die Errichtung des Ilchanates durch Hülägü, den dritten Bruder Möngkes.

Das Reich zerbrich

Bereits beim Tode des Dschingis Khan-Sohns Güjük, der 1248 wahrscheinlich vergiftet wurde, setzten sich die partikularen Tendenzen allmählich durch. Sie ergaben sich fast zwangsläufig aus der Vermehrung der nach eigener Herrschaft hungrigen Dschingiskhaniden, aus den unaufhebbaren Interessen und Sorgen der Ulus und aus den Einflüssen der verschiedenen Kulturen. Um 1300 waren die Ilchane zum Islam, andere Familienzweige zu verschiedenen Schulen des Buddhismus übergetreten.

Bei der Wahl Möngkes 1250/51 kam es zum offenen Zwist. Nun standen sich die Linien Gubchins und Toluis auf der einen und die Linien Ögödeis und Tschagatais auf der anderen nahezu unversöhnlich gegenüber. Die Wahl endete mit der Hinrichtung der gefährlichsten Gegner Möngkes. Diese Gegnerschaft blieb und machte Möngkes Nachfolger Khubilai (Kublai) wie dessen Enkel Temür schwer zu schaffen.

Mit Khubilai Khan (1260-1294), der als der größte der Dschingiskhaniden gilt, und seinem Nachfolger Temür (1294-1307) setzte die dritte Phase des mongolischen Gesamtreiches ein: sein Verfall. Auch wenn einzelne Khanate noch über Jahrhunderte hinweg bestanden, waren nach dem faktischen Verlust der Reichseinheit im Jahre 1305 das Auftreten Tamerlans im Westen ab 1370 und die Vertreibung aus China 1368 die entscheidenden Daten.