Alltag

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Alltagskleidung und -leben

Zweckmäßigkeit und bescheidener Luxus

Kleidung

Die Kleidung der Mongolen ist den Witterungsverhältnissen ihres Landes angepaßt. Im Winter tragen sie einen weiten, gefütterten und groben Schaffellmantel (deel), der auf der Brust übereinander geschlagen wird. Er reicht bis zu den Knöcheln und besitzt keine Knöpfe, sondern wird in der Hüfte mit einer seidenen Schärpe (bus) zusammengehalten. Die rechte Seite wird oben am Kragen unter dem rechten Arm und an der Hüfte mit Knöpfen und Ösen verschlossen. Die Ärmel sind sehr lang, um auch die Hände vor der Kälte zu schützen. An der »bus« hängt bei den Männern oft ein kleines buntes Tuch mit der beliebten Schnupftabakdose, dem Messer und dem Feuerzeug.

Hirten und Herden

Die Herden der Mongolen setzen sich aus Pferden, Kamelen, Schafen, Ziegen und Yaks zusammen. Sie sind nicht nur die einzige Quelle für den Lebensunterhalt, sondern auch die einzigen Gefährten bei den langen Wanderungen durch die Steppe. Im Winter werden die neugeborenen Lämmer im Zelt großgezogen. Die Kamele sind das normale Transportmittel, unentbehrlich aber ist das Pferd. Mongolen gewöhnen sich von frühester Jugend an an den Sattel und sind äußerst gewandte Reiter, auch die Frauen. Bis in das hohe Alter bleiben sie fest und sicher in dem kleinen, engen hölzernen Sattel, in dem sie es tagelang aushalten.

Ernährung

Mongolen leben sehr karg und genügsam. Allerdings ist es eine nur in Europa verbreitete Mär, dass sie sich früher von rohen Fleischstücken, unter dem Sattel ihres Pferdes mürbe geritten, ernährten. Berichterstatter hatten die ungeheure Schnelligkeit der Reitertruppen beim Stellungswechsel beobachtet und niemals gesehen, wann und wie sich die Reiter ernährten.

Tatsächlich können sich Reiter aber hoch zu Sattel sättigen. Im Spätherbst wird das Vieh geschlachtet, das Fleisch in lange, schmale Streifen geschnitten, diese aufgehängt und in der frostigen Luft getrocknet. Nach geraumer Zeit verreibt man das getrocknete, aber seinen spezifischen Geschmack beibehaltende Fleisch im Mörser zu Pulver. Aufbewahrt in der wasserundurchlässigen Blase eines Ochsen, genügen wenige Löffel des schmackhaften Extraktes in kochendem Wasser, und schon ist eine stärkende Suppe bereitet. Noch schneller geht´s, wenn der Reiter Stücke des getrockneten Fleisches mit sich führt und während des Rittes sich und seinem Pferd eine Portion davon gönnt.

Nomadenfähigkeiten

Ebensowenig trifft die Behauptung vieler Reisender zu, dass Mongolen sehr neugierig seien. Sie verkennen die ausgezeichneten Fähigkeiten des Nomadenhirten, der nicht ohne Grund sofort beim Anblick eines durchreisenden Fremden oder einer Karawane erscheint. Er kann die Tiere der fremden Karawane »lesen«; sieht ihnen an, wie die Futter- und Weideverhältnisse dort sind, wo sie gerade herkommen; ob manche Tiere krank und damit die Weideplätze infiziert sind; erkennt an der Beschaffenheit des Felles, des Harnes, der Exkremente, wie weit und wie ergiebig die letzte Wasserquelle ist.

Es gibt Hunderte von Kleinigkeiten, die für die Route des Viehzüchters von Bedeutung sind. Erhalt und Aufzucht von Herden sind seine Existenz, und darum muß er »neugierig« sein. Von Generation zu Generation werden diese Kenntnisse weitergegeben und haben sich bewährt.

Auch heute noch kann man beobachten, mit welcher Schnelligkeit, Kraft und Behendigkeit Pferde mit der Urga, einer elastischen, langen Gerte mit Riesenschlinge, zielsicher aus einer Herde gefangen werden. Oder wie die Viehzüchter der Waldsteppe noch heute wie ihre Vorväter den langen Knüppel bei der Vertreibung von Wolfsrudeln benützen, mit dem sie vom Pferd aus dem verhaßten Tier einen solchen Hieb aufs Maul versetzen, dass es tot zusammenbricht.