Der Zerfall

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Verlust der Kontrolle

Dekadenz und Abhänigkeit

Vertreibung aus Peking

Die Reaktion der in den westlichen Gebieten herrschenden Dschingiskhaniden gegen die fortschreitende Sinisierung sollte nicht ausbleiben. Ehrgeiz und Machtstreben der einzelnen Fürsten führten bald zum Bruderkrieg. Diese Entwicklung leitete die Epoche des Verfalls des Mongolenreiches ein. Hinzu kam, dass sich die unterdrückten Völker gegen die Peiniger immer wieder erhoben. Die erste Niederlage erlitten die Mongolen 1260 im Kampf gegen die ägyptischen Mamelucken.

Als Khubilai Khan 1294 starb, wurden die Mongolen immer abhängiger von den Menschen, die sie beherrschten. Sein Enkel und Nachfolger, Temür (1294-1307), war der letzte bedeutende Mongolenherrscher in China. Er konnte noch mit Hilfe seines Feldherrn Bayan die Rechte des Khagan über die westlichen Khanate durchsetzen. Doch schon machte ihm Khaidu, der die Dsungarei und das »Siebenstromland« zu seiner Basis gemacht hatte und zeitweise die Verbindung nach Westen unterband, bis zu dessen Tode 1303 viel zu schaffen.

Die Nachfolger Temürs – zwischen 1307 und 1368 insgesamt neun Herrscher – waren oft nur noch dem Namen nach Khagane des Gesamtreiches. Der Trunksucht und dem Wohlleben ergeben, konnten sie mit den inneren Schwierigkeiten nicht fertig werden. Thronstreitigkeiten und Bürgerkriege schwächten das Land. 1325 setzten in China die ersten Aufstände ein. Unter Toghan Temür (chinesisch Shun-ti) weiteten sie sich, verstärkt durch wirtschaftliche Krisen und Naturkatastrophen, zum allgemeinen Volksaufstand aus.
Toghan war als Dreizehnjähriger durch eine Palastintrige auf den Thron gekommen und blieb zeitlebens in der Hand skrupelloser, ehrgeiziger Berater. Nun wurde er von den Ming aus Peking vertrieben. Sein Sohn Ajurchiridhara (1370-1378) floh in die Mongolei und regierte als Großkhan in der vergeblichen Hoffnung, nach China zurückkehren zu können.

Gründe des Niedergangs

Unter Khubilai hatte die Verwaltung durch den Einsatz von Beamten aus allen Teilen des Riesenreiches einen ausgeprägt kosmopolitischen Charakter – auch Marco Polo war Beamter Khubilais. Es wurden Araber und Perser in China und Chinesen andernorts verwendet. Zugleich aber beschleunigte sich unter ihm die teilweise Sinisierung der Mongolen. Sie gelang niemals vollständig. Die Mongolen blieben wie auch in den muslimischen Ländern des Westens nur ungern ertragene Fremdlinge.

Die Gründe für das Zerbrechen des Gesamtreiches und den Zusammenbruch in China lagen weniger in der »Verweichlichung« der Mongolen. Sie blieben auch in späteren Jahrhunderten gefährliche Gegner für ihre Nachbarn in West und Ost. Die große Zahl der Unterworfenen aber stand in krassem Gegensatz zur Minderheit der Oberherren. Dies vor allem führte zu einem allmählichen Verfall. Für die damaligen Verkehrsmittel war das Reich zu groß geworden. Selbst als Khubilai eisern an der Einheit des Reiches festhielt, konnte er kaum auf den Iran Einfluß nehmen, obwohl Hülägu ihn als Oberherrn anerkannte.

Auch die Verwaltung einer seßhaften, Ackerbau und Gewerbe betreibenden Bevölkerung stellte den nomadischen Mongolen erhebliche Aufgaben. In China hätte allenfalls ein vollkommenes Aufgeben der Eigenständigkeit und die restlose Übernahme der chinesischen Sitten und Bräuche vielleicht die Weiterexistenz der Dynastie für eine gewisse Zeit gesichert. Das Ergebnis wäre das gleiche geblieben: der Sieg der Chinesen über die Mongolen.

Zerfall des Reiches

Als erster Teilstaat machte sich im Westen des Riesenreiches die sogenannte »Goldene Horde« unabhängig. Bald darauf folgten Persien (Reich der Ilchane), der Ulus Tschagatai und andere Länder. Im Jahre 1368 stürzte das chinesische Volk die Yuan-Dynastie. Neuer Herrscher in Peking wurde Zhu Yuanzhang, der den Titel Hong Wu annahm und die Ming-Dynastie begründete, die bis 1644 herrschte. Damit war der Zusammenbruch des mongolischen Weltreiches endgültig besiegelt. Über 60.000 Mongolen kehrten aus den verlorenen Gebieten in ihre alte Heimat zurück.