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Sehenswertes

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Kultur und Natur

  • Petit Paris Museum: Zutritt von 9.30h-17.30h. Wenn man aus der Kirche kommt rechterhand. Ansprechendes kreolisches Gebäude, in dem man auf den Spuren der Geschichte dieser Stadt wandelt, in Erinnerung an ihre prachtvolle Vergangenheit als florierendes Zentrum auch »Petit Paris« genannt. Zu den Exponaten zählen Möbel, Kupferstiche und eine Waffensammlung sowie einige Modelle der schillernden Fastnachtskostüme, die von den Mitgliedern der prominentesten Familien Saint Martinvilles getragen werden.
  • Saint-Martin-de-Tours: eine der betagtesten Kirchen Louisianas. Nicht entgehen lassen sollte man sich im Innern die völlig abartige Nachbildung der Grotte von Lourdes nach einem Foto aus dem 19. Jh. Zwei Jahrhunderte lang las man hier die Messe auf Französisch bis 1985 ein neuer Geistlicher, der nur des Englischen mächtig ist, das Amt übernahm. Wo soll das noch hinführen!
  • Die Eiche der Evangeline: zweitälteste Eiche der USA, die sich rechts von der Kirche befindet und durch den Dichter Longfellow unsterblich wurde. Dort treffen sich Evangeline und Gabriel nach drei Jahren der Trennung wieder, nachdem sie von den Engländern aus Neu-Schottland verjagt worden waren. Gabriel hat nicht auf sie gewartet und in der Zwischenzeit eine andere Frau geheiratet, woraufhin Evangeline aus Kummer stirbt. Das nennen wir wahre Liebe.

    Ach ja, die Liebe. Damit bezeichnen arme Unwissende meist diesen entsetzlichen, krankhaften Zustand, der einen blitzartig überfällt, wenn man grad mal nicht an was Böses denkt, nichtsahnend in Bus oder Supermarkt steht, harmlos im Schwimmbad herumpaddelt usw., der aber zu schweren Verfehlungen vor Gott, ja Sünde gar führt, der anfangs u.a. gekennzeichnet ist von emotionalem Aufruhr, Schlaflosigkeit, beschleunigter Atmung, Schauern über den Rücken, brunftartigem, irrationalem und balzartigem Verhalten wie bei den Viechern im Walde, albernen Spielen und Neckereien, wie sonst nur bei Kindern oder Debilen zu beobachten – eine Freude für alle Zoologen! – verminderter Kritikfähigkeit, verschrobenen Ansichten, verschobener Wahrnehmung der Wirklichkeit sowie später u.a. Aufzucht undankbarer Brut, Aufopferung, Verzicht und Hingabe mit entsprechenden Pendants auf der anderen Seite, kurz ein Zustand von Charakter- und Geistesschwäche oder zumindest herabgesetzter Zurechnungs- und Handlungsfähigkeit, immer wieder schlimmste Abhängigkeiten und Ausbeutung bewirkend, und der derart Gefangene wunderbar ihre Neurosen ausleben läßt, sofern sie wie die Zähne eines Zahnrades genau in die des verdammten »Gegners« passen. Oft endet das mit Öde, Haß, Mord oder zumindest Scheidung.

    Was machen solche, einem elenden Schicksal durch Scheidung Entronnenen? Sie halten sich wieder an gefährlichen Orten auf, wie Bus, Supermarkt oder Schwimmbad ...

    Entmündigt und eingesperrt gehören diese Verrückten!

    In der Nähe der Eiche haben wir vielleicht das Glück, Max Greig oder Lennis Romero, die beiden bekanntesten Cajuns von Saint Martinville, anzutreffen. Vielleicht singen sie sogar ein kleines Liedchen für uns ...

  • Bemerkenswerte Gebäude: das Court House mit seinen prächtigen ionischen Säulen; das Hotel Castillo aus dem Jahre 1792, erst lange Militärposten und später Herberge für Reisende, die auf dem Bayou hinauf und hinunterschipperten, und das Anwesen der Duchamps, dessen Architektur spanische und französische Stilelemente verbindet.
  • Der Longfellow-Evangeline Park: eine Meile nördlich von Saint Martinville, geöffnet von 9.30-17h. Hübscher, waldiger Park am Bayou Teche, der siebzig Hektar umfaßt. Im Park ein mit traditionellem Mobiliar ausgestattetes Gebäude, dessen Architektur an Häuser französischer Plantagenbesitzer aus dem 18. Jh. erinnert.

    Feste

  • Der amerikanische Nationalfeiertag am 4. Juli wird angemessen mit Paraden, Bällen, Blaskapellen und Feuerwerk gewürdigt. Es herrscht Bombenstimmung in der Stadt.
  • Die Boucherie: wichtiges Ereignis am Sonntag vor Fastnacht, an dem ein Schwein geschlachtet wird, was den ganzen Ort in Hochstimmung versetzt. Auch wir freuen uns stets, wenn wir ein Schwein geschlachtet haben. Hahnenkämpfe, Cajun-Musikgruppen, Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse, die am Ort hergestellt wurden. Ein Bilderbuchfest, dessen Ursprünge im 17. Jh. liegen.

    Zu jener Zeit mangelte es noch an Kühlschränken, so dass eine einzige Familie ein geschlachtetes Schwein nicht allein bewältigen konnte und man gezwungen war, es einzupökeln. Um nun öfter in den Genuß frischen Fleisches zu kommen, verfiel man darauf, abwechselnd zu schlachten und die anderen Familien an dem Viech teilhaben zu lassen. Das Beste daran war, dass alle beim Schlachten mitmachten und dadurch ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl entstand. Diese Tradition ist in Saint Martinville immer noch lebendig. Falls jemand Max Greig treffen sollte, frage er ihn nach weiteren Details, denn Max ist ein typischer Vertreter cajunschen Geistes und der geborene Geschichtenerzähler. Und kommt jemandem zu Ohren, dass irgendwo Lennis Romero Akkordeon spielt, dann nichts wie hin; das wird die Krönung des Aufenthalts in Saint Martinville werden.