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Sehenswertes

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Auf Henry Millers Spuren

Meister des Obszönen

  • Shadows on the Teche: 117 E Main Street, an der Kreuzung mit der Center Street. Geöffnet von 9-16.30h. 1834 am Ufer des Bayou von einem reichen Zuckerrohrpflanzer erbaut, ließ der Enkel die Villa vollständig aufpolieren, als er nach erfolgreichem Studium der Schönen Künste in Paris hierher zurückkehrte. Ringsum ein vorbildlich gepflegter Park mit schattenspendenden Eichen, blühenden Azaleen und Kamelien. Hier verweilten so illustre Persönlichkeiten wie Cecil B. De Mille, Griffith ;und der Tabubrecher Henry Miller, (»Wendekreis des Krebses«, »Schwarzer Frühling« u.a.), wo es ihm dann vielleicht doch besser gefiel als während der stillen Tage in den finsteren Absteigen von Clichy. Wir erinnern uns an die Szene im Film, wo der arme hungrige Kerl ein Stück Brot aus dem Lokus fischte ... Ein Ferkel! Wir wußten´s schon immer!

    Fünf wichtige Motive kommen regelmäßig bei ihm vor: Fahrrad, Wasser, Brücke, Muschel und Spinne (auch Schlangenknäuel, Medusenhaupt). Was er da so reitet, merkt man z.B. dann, wenn das Rad (it) auf einmal das weibliche Geschlecht kriegt (The bike is in my room. I clean every spoke, I oil it thoroughly, I polish the mudguards. She´s spick and span.). Um welch freudenreichen, rauschhaften Akt es sich mit seinem Fahrrad handelt, geben z.B. folgende Sätze preis: »Each cobble stone sends a separate and distinct message to my spinal column. Each jolt sends a fresh message to the signal tower.«

    Wasser fließt bei ihm immer, steht nie. Seine Urethralerotik ist offensichtlich. Überall Pissoirs, an jeder Ecke steht und schifft er: »At the St. Cloud bridge I come to a full stop. I am in no hurry – I have the whole day to piss away. I put my bicycle in the rack under the tree and go to the urinal to take a leak. Standing thus, with heart and fly and bladder open, I seem to recall every urinal I ever stepped into – all the most pleasant sensations, all the luxurious memories, as if my brain were a huge divan smothered with cushions and my life one long snooze on a hot, drowsy afternoon.« Dieser »current of life«, der da durch das »land of fuck« strömt, wird unbewußt offensichtlich mit Spermatozoen gleichgesetzt.

    Exhibitionismus und Urethralerotik binden Millers Kastrationsangst, die in abgeschwächter Form als Angst vor Impotenz auftreten kann. So beweist er sich immer wieder, indem er sein männliches Attribut stolz hinaushängt: »[...] no man with any feeling can deny that the sight of the male standing behind a tin strip and looking out on the throng with that contented, easy, vacant smile, that long, reminiscent, pleasurable look in his eye, is a good thing. To relieve a full bladder is one of the great human joys.«

    Wofür die Muschel steht, kann man sich schon denken – das verrät schon die Umgangssprache –, und die schwarze, bedrohliche Spinne wäre ein fesselndes Thema, vor allem eingedenk der häufigen irrationalen Ekel- und Angstgefühle, die sie bei vielen hervorruft, was wir hier aber nicht mehr auswalzen wollen. Nur soviel: dieses eigentlich harmlose, nützliche Tier steht für dieselbe Sache, kann aber inmitten seines vollen dunklen Gewölls ein gräßlich´ furchterregendes Ding enthalten.

    Nun aber zurück zu manierlicheren und profaneren Dingen.

  • Konriko Roce Mill: 309 Ann, Ecke Saint Peter Street. Die älteste Reismühle Amerikas, in der der Reis noch immer auf traditionelle Weise, ohne Hochdruckverfahren, verarbeitet wird, weshalb Köche ihn für die Zubereitung von Cajun-Gerichten bevorzugen. Führungen um 10, 11, 13, 14 und 15h. Sonntags geschlossen. Laden mit mannigfachen Leckerbissen.
  • Trappey´s Fine Food: 900 Main St., T. 365-8281. Besichtigung alle Dreiviertelstunde montags bis freitags von 9-13.30 (Fr. bis 13h), feiertags geschlossen. Einer der bedeutendsten Nahrungsmittelhersteller des Südens und wie sein Mitbewerber Tabasco auf die Herstellung scharfer Soßen spezialisiert. Das Abenteuer nahm seinen Anfang 1848 als ein tapferer mexikanischer Einwanderer einem lousianischen Pflanzer einige Pfefferonisamen überließ. Das Unternehmen führt seine Erzeugnisse, vor allem scharf gewürzte sowie Konserven, darunter rote Bohnen, die es als erste Firma in Dosen vermarktete, in alle Winkel der Erde aus. Da Trappey´s nun so erfolgreich ist, sollte sich dieser knausrige Verein ein verdammtes Beispiel an der nachstehenden Firma Tabasco nehmen, die kostenlos zu Betriebsbesichtigungen lädt.

    Ganz netter Cajun-Laden und mit einer Menge lustiger Geschenke für daheim.