Faszination Ozean

Von Seeleoparden, Kaiserpinguinen und gigantischen Quallen

Unter Wasser | Frederking & Thaler Verlag | 407 Seiten | 29,90 Euro | von Bill Curtsinger

Schnorcheln in tropischen Gewässern ist in. Früher war es der längste Fisch (sooo lang!), mit dem man angeben konnte; heute ist es der bunteste, schillerndste, exotischste.

Da ist Bill Curtsinger anders. Schon immer faszinierten ihn eher die gemäßigten und polaren Breiten, die eine ungleich größere Artenvielfalt als tropische Gewässer aufweisen. Mit wahrer Leidenschaft stürzt er sich ins eiskalte Wasser, nur geschützt von einem Anzug auf Gummi, um die dort ansässige Flora und Fauna auf Bild zu bannen.

Neben der Antarktis, der Arktis, dem Golf von Maine, dem Biniki-Atoll und dem Baikalsee hält dieser wunderschöne Bildband eigene Kapitel zu Haien, Meeressäugern, Meeresschildkröten und Lachsen bereit; außerdem berichtet Curtsinger von Kelpwäldern, dichten Algenwäldern unter Wasser.

Die Bilder sind ein wahrer Augenschmaus; neben Fotografien von großäugigen Robben, die dem Fotografen ausdrucksvolle Blicke zuwerfen, gibt es wuchtige Walrösser mit drolligen Schnauzbärten zu bestaunen; leuchtend rote Seesterne, riesige Seespinnen, gallertartige Wesen, neugierige Haie, mächtige Wale, Delphine, uralte Schildkröten. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus, und möchte am liebsten selber in einen Tauchanzug schlüpfen und die Wunder mit eigenen Augen sehen.

Selbst in einem Bildband finde ich die Texte wichtig; einfach, um ein bisschen Hintergrundinformation zu den entstandenen Fotografien zu bekommen: wo wurde es geschossen, war es ein Zufallsbild oder kunstvoll arrangiert, ist es das erste seiner Art, welches Wetter herrschte an dem Tag, geriet der Taucher dabei gar in Gefahr?

Bill Curtsingers Texte enttäuschen nicht; sie sind teilweise sehr persönlich und informativ, teilweise richtig gruselig. In dem Kapitel über Haie erzählt er von einer Begegnung mit einem Grauen Riffhai, die beinahe fatal ausging, und von allen späteren Begegnungen mit Haien, bei denen er die schnellen Raubfische zwar vorsichtig im Auge behielt, aber trotzdem entschlossen war, sich nicht abhalten zu lassen, so viele Bilder wie möglich von ihnen zu schießen – von dieser Entschlossenheit zeugen die 27 Bilder, die das Kapitel Haie zieren, und die die verschiedene Haiarten beim Jagen, Fressen, oder schlicht Schwimmen im Rudel zeigen.

Durch all seine Texte und Bilder schimmert die Liebe Curtsingers zur feuchten Welt der Haie, Meeresschildkröten und Quallen, besonders aber zur eiskalten Welt der Seeleoparden, Weddell-Robben und Kaiser-Pinguine der Antarktis, Curtsingers liebster Tauchregion.

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