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Kritik und Praktisches

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Steaks vier Finger hoch

Kommentar über Hearst Castle

Umberto Eco schreibt in »über Gott und die Welt«, Hanser Verlag: »Das Verblüffende an diesem Sammelsurium ist jedoch nicht die Vielzahl der in halb Europa zusammengerafften Antiquitäten, auch nicht die Sorglosigkeit, in welcher das künstliche Gefüge die Fälschung nahtlos mit dem Echten verbindet, sondern der Eindruck von Fülle, der besessene Wille, nirgendwo einen Fleck zu lassen, der nicht an irgend etwas erinnert, und folglich das Meisterwerk einer vom Horror vacui besessenen Bastelei, die Unwohnlichkeit, die sich aus dem überdrehten überfluß ergibt, wie die Ungenießbarkeit jener Gerichte, die viele der »feineren« amerikanischen Restaurants (in schummriges Dunkel gehüllt und holzgetäfelt, von weichen roten Lichtern punktiert und von unaufhörlicher Barmusik durchdrungen) dem Kunden anbieten, um sowohl seine wie ihre affluence unter Beweis zu stellen: Steaks, vier Finger hoch, mit Langusten und gebackenen Kartoffeln (und Sahne und zerlassener Butter und gekochten Tomaten und Meerrettichsoße), denn so hat der Kunde more and more und nichts mehr zu wünschen.

Das Abstoßende ist ... die wahllose Raffgier, mit der das Schloß sich alles einverleibt hat, was es kriegen konnte, und das Beklemmende ist die eigene Angst, womöglich der Faszination dieses Dschungels verehrungswürdiger Schönheiten zu erliegen, denn zweifelsohne hat er einen eigenen wilden Geschmack, eine eigene pathetische Wehmut und barbarische Größe und sinnliche Perversität, und mit der Ansteckung atmet er auch den Geist der Lästerung, der Schwarzen Messe – als wenn man in einem Beichtstuhl bumst, mit einer Nutte im Priesterkleid, auf den Lippen Verse von Baudelaire, während zehn elektrische Orgeln das Wohltemperierte Klavier verströmen, gespielt von Skrjabin.«

Wichtiger Hinweis

Um Hearst Castle besichtigen zu dürfen, ist im voraus zu buchen. Dabei bieten sich zwei Möglichkeiten: – Man ruft gratis – bei der telefonischen Reservierung MISTIX an, T. (1-800) 444-44 45, wofür die Visa- oder Masterchargekarte Voraussetzung ist. Am Telefon gibt man die Nummer seiner Karte an, von der dann automatisch abgebucht wird. Service tägl. von 9-21h. Auch die gewünschte Führung angeben. Am geeignetsten bei einem Erstbesuch ist die Führung 1, die eine Stunde und 45 Minuten in Anspruch nimmt. – Oder aber man saust zum Holiday Inn in San Simeon, eine Stadt einige Kilometer südlich von Hearst Castle. Eine Kreditkarte ist nicht erforderlich, da der Eintritt bar hinzublättern ist. Sowas Altmodisches! Mit etwas Glück gibt´s Eintrittskarten für den darauffolgenden Tag. – Mit viel Glück erhält man auch ein Ticket, wenn man ohne Voranmeldung zur Kasse spaziert. Allerdings ist der Erfolg ungewiß.