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Traumlandschaften

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Kaskadengarten

Yukon Territorium, Sign Post Forest

Fahrt nach British Columbia

Von dieser Anlage aus, in der wir uns gerade befinden, führt ein Weg steil nach oben zu einem terrassenförmigen Hang, über den an vielen Stellen ebenfalls warmes Wasser fließt. Die Steine sind dick mit Moos bewachsen, und man kann, sieht man genau hin, eine Vielzahl unterschiedlicher fleischfressender Pflanzen erkennen. Diese Stelle wird als „Kaskadengarten“ bezeichnet. Am Rand stehen einige kleine Krüppelkoniferen, die aussehen wie Bonsaibäume. Eine reizvolle, traumhafte Landschaft, die dazu einlädt, ein wenig zu verweilen und vor sich hinzuträumen. Geht man noch etwas weiter den Berg hinauf, kommt man zu einem weiteren Naturbecken mit heißem Wasser, das so tief ist, dass man sogar in ihm schwimmen kann. Das warme Wasser kommt vom Boden des Teiches aus nach oben geperlt und hat eine angenehme warme Temperatur. Der ganze Teich ist mit hohen Bäumen umwachsen und liegt mitten in einem dichten Wald. Kein einziger Tourist hat sich nach so weit oben verirrt, und wir genießen die Ruhe, die von diesem Ort ausgeht.

Dann fahren wir langsam immer weiter in den Norden hinauf und besuchen Flüsse und Seen, die am Wegrand liegen. Da sich in diese Gegend relativ wenige Touristen verirren, gibt es auch wesentlich weniger Campmöglichkeiten als bisher. Wir sind wieder auf der Suche nach einem schönen Platz an einem See oder Fluss, aber wir finden heute einfach nichts. Einmal ist das Flußufer zu sumpfig zum Angeln, dann wieder ist der Fluß so dicht zugewachsen, dass wir ihn gar nicht zu Gesicht bekommen, und überdies werden wir bei der Suche nach ihm von Millionen von Moskitos überfallen und flüchten uns schleunigst in unser Fahrzeug.

An diesem Tag fahren wir bis über die Grenze in den Yukon. Das Yukon-Territorium hat seinen Namen von dem indianischen Wort Youcon, das „großer Fluߓ bedeutet. Es wurde um 1840 von der Hudson Bay Company entdeckt, die hier mehrere Handelsstationen aufbaute. Zu Zeiten des Goldrausches am Klondike wuchs die Bevölkerung explosionsartig an. Wir bleiben einige Zeit stehen und freuen uns, so weit in den Norden gekommen zu sein. Die Autofahrer winken uns hier freundlich zu, weil es wirklich nicht mehr viel Verkehr gibt. Wer bis hier hochfährt, hat es so geplant und gehört nicht zu den üblichen Touristen, welche die Naturparks bevölkern. Wir fahren bis Watson Lake, der einzigen kleinen Stadt im Yukon, die wir besuchen wollen, da uns unser Weg dann wieder nach Süden führen wird. Am Abend überlegen wir noch lange, ob wir weiter gen Norden bis nach Whitehorse fahren sollen, um erst dort wieder umzukehren. Es zieht uns überhaupt nicht nach Süden, aber nach reiflicher Überlegung beschließen wir dann doch, den Golden Circle weiter zu fahren. Überdies braucht man für den Yukon eine weitere Zusatzversicherung für das Fahrzeug, die wir nicht abgeschlossen haben.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg und besichtigen, leider im Regen, den berühmten Schilderwald von Watson Lake. Das ist das Highway-Tor zum Yukon, exakt Kilometer 1.121 des Alaska Highways. Während des Highway-Baus schlug ein von Heimweh geplagter G. I. in Watson Lake ein Schild an, das die Entfernungen nach New York, Chicago, Edmonton, Whitehorse und Tokia angibt. Mittlerweile hat sich diese Praxis herumgesprochen, und heute bilden mehr als dreißigtausend Schilder aus aller Herren Länder den „Sign Post Forest“.

Cassiar Highway*

Ein Stückchen weiter, und wie biegen nach Süden ab, um auf dem Cassiar Highway wieder nach British Columbia zu fahren. Die Wildnis hat uns wieder. Wir schauen auf die Uhr und stellen fest, dass wir so circa alle halbe Stunde ein Fahrzeug sehen. Kurz nach der Kreuzung, an der wir abbiegen, steht ein großes Schild, das eine Übernachtungsmöglichkeit in über siebenhundert Kilometer Entfernung ankündigt. Zweifelsohne ist das die am wenigsten befahrene Strecke, die wir jemals in dieser Provinz erlebt haben. Wir stellen fest, dass die nächste kleine Ortschaft, Dease Lake, wo einer von uns letztes Mal schon beim Kanufahren gewesen war, noch über 250 Kilometer weit entfernt liegt. Zwischen uns und dem Ort liegen nur Wald, Hügel, Berge und ein geschotterter Highway.

Obwohl wir uns in einem Schwarzbär und Grizzlygebiet befinden, bekommen wir weder einen Bären, noch ein anderes Tier zu Gesicht. Warum sollen sich die Tiere, die diese weitläufige Wildnis bewohnen, auch ausgerechnet am Tag auf einen Highway verirren? Auf diesen abgelegenen Strecken ist die Auswahl an Provincial Camp Grounds nicht groß, und wir beschließen, heute einmal einen kurzen Fahrtag zu machen. Wir halten bei der nächsten Gelegenheit, dem Boya Lake, an, es ist erst elf Uhr vormittags. Vom Highway aus geht es auf einer längeren kurvigen Schotterstraße in Richtung See. Rechts und links ist mittelhoher, aber dichter Laubwald, so dass man nicht viel zu Gesicht bekommt. Der Camp Ground selbst liegt etwas erhöht an dem See, aber als wir das Gelände abfahren, entdecken wir ein paar wenige einzeln liegende Campsites direkt am Seeufer. Wir suchen uns eine Stelle aus, wo wir sozusagen eine private, begehbare Halbinsel zum Fischen haben. Ein kleines Stückchen weiter ist eine Boat Launch, um Boote ins Wasser lassen zu können, sowie eine große schwimmende Plattform, von der aus man sicherlich gut fischen kann.

Wir richten uns hier häuslich ein und spielen mit dem Gedanken, länger hier zu bleiben. Es ist ein nicht kleiner, zerrissen wirkender See, der sicherlich hochinteressant mit einem Boot zu befahren wäre. Am entgegengesetzten Ufer sehen wir seichte Stellen, an denen bestimmt oft Elche entlang spazieren. Der Camp Ground, der in einem klitzekleinen Naturpark liegt, ist besonders schön und sauber. Jeder Stellplatz ist gekiest, wobei der Kies regelmäßig gerecht wird. An der Einfahrt zu den Campsites liegen riesengroße Findlinge. Es gibt behindertengerechte Plumpsklos, genügend Feuerholz und putzig anzusehende, kleine gestreifte Erdhörnchen, Chipmunks genannt. Wirklich ein Platz, an dem man sich überlegt, wann und ob man ihn wieder verlassen soll. Wir fangen an, ein wenig zu angeln, allerdings wieder einmal völlig ohne Erfolg. Wir können zwar kleine Fische am Ufer entlang schwimmen sehen, aber ansonsten tut sich überhaupt nichts.