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Alaska

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Abstecher nach Hyder

Schwarzbären am Fish Creek

Weißkopfseeadler, Gletscher, Natur, weiter gen Norden

Am nächsten Tag beschließen wir, da wir sehr gut in der Zeit liegen – bei diesen langen Fahrtstrecken auf zum Teil schlechten Straßen muss man immer den Rückweg zum rechtzeitigen Eintreffen auf dem Flughafen mit berechnen - einen Abstecher nach Alaska zu machen. Wir biegen vom Cassiar Highway ab, um über den Glacier Highway ungefähr sechzig Kilometer weit nach Alaska zu fahren. Dort soll man leicht Bären beobachten können. Auf dem Weg dorthin kommen wir am Bear Glacier, also am Bärengletscher vorbei, der nicht weit von der Straße entfernt in einen kleinen Gletschersee mündet. Das Gletschermaul ist deutlich zu sehen. Wir klettern das Ufer hinunter, um das eiskalte Wasser zu spüren, und können uns kaum satt sehen an dem blauen Gletschereis. Auf dem See schwimmen Eisstücke herum, wie Eischnee auf Schokoladensoße. Die Berge sind kaum bewaldet, und durch die Schlucht, durch die wir in Richtung Pazifik fahren, bläst ein scharfer Wind.

Dann erreichen wir in Stewart, der nördlichsten eisfreien Hafenstadt Kanadas. Ein karg aussehendes Dörfchen, das aber alle Geschäfte und auch Banken besitzt. Das ist auch notwendig, weil es ab dem Yellowhead Highway, der mehrere hundert Kilometer entfernt liegt, keine größere Ansiedlung mehr gibt. Es gibt viele lustig aussehende Häuser, die in der hier typischen Ständerbauweise in Holz gebaut sind und ein bißchen an die Jahrhundertwende erinnern. Oder an alte Westernfilme, so zum Beispiel die Kirche und das Feuerwehrhaus oder auch das Museum, das wir besichtigen. Da liegen viele Dinge herum, die noch nicht mal einhundert Jahre alt sind, und trotzdem werden sie im Museum ausgestellt, da die Geschichte dieses Landes noch sehr jung ist. Im Garten des Museums stehen irgendwelche vorsintflutlichen landwirtschaftlichen Geräte, die wir ausgiebig betrachten.

Wir machen einen langen Spaziergang am Hafen, der am Portland-Kanal liegt, noch weit vom Ozean entfernt, aber dennoch der Ebbe und Flut ausgesetzt ist. Dort bewundern wir auch die ersten Kanadagänse und sagen uns, dass es ein Frevel ist, solch schöne Tiere zu erschießen und aufzuessen. Dann fahren wir über die Grenze nach Hyder, Alaska. Steward und Hyder liegen direkt nebeneinander, getrennt nur durch einen Schlagbaum. Hyder gehört zu Alaska, obwohl es keine Straßenverbindung zum restlichen Alaska besitzt. Es ist sozusagen eine Sackgasse. Es gibt hier nur die Ortschaft Hyder, im Sommerhalbjahr als Touristenattraktion beliebt, da es hier einen Bearcreek gibt, mit Aussichtsplattform, um Bären zu beobachten. In einem reichhaltigen Lachsjahr sollen hier sehr viele Bären zu beobachten sein. Sie kommen von den umliegenden Bergen herunter, um im Fluß nach den Lachsen zu angeln.

Im Winter allerdings soll Hyder einer Geisterstadt gleichen, da es nur wenige Leute gibt, die hier überwintern. An der Küste fallen einige Meter Schnee, und es ist keine Seltenheit hier für längere Zeit eingeschneit zu werden, ohne irgendwelche Versorgungsmöglichkeit zu haben. Es gibt neuere Gebäude in Hyder zum Übernachten für Touristen und die Häuser der Einheimischen, die meist reichlich verfallen aussehen. Die Leute kommen über die Sommermonate hierher, um mit Andenken für Touristen Geld zu verdienen, und sie haben kein großes Interesse daran, viel Mühe und Geld in ihre Behausungen zu stecken. Trotz allem macht Hyder den sehr originellen Eindruck einer alten Westernstadt. Es gibt jede Menge Einkaufsmöglichkeiten, alles zollfrei, und man wundert sich, um wieviel billiger es hier ist, als zu Hause in Germany.

Auch wir können uns kaum beherrschen und kaufen den größten Teil unserer Mitbringsel hier in Alaska ein. Wir erfahren von den Verkäufern, dass heuer ein gutes Lachs- und Bärenjahr ist und somit viele Bären zu beobachten sind. Nach einigem Suchen finden wir endlich den Fish Creek. Anscheinend nimmt man hier an, jeder weiß, wo dieser ist, und ehrlich gesagt, wenn man einmal da war, kann man ihn auch nicht verfehlen.Der Fish Creek liegt etwas außerhalb von Hyder, und der schmale Weg führt an einem kleinen Bach entlang. Wir halten gespannt Ausschau nach dem ersten Bären, und siehe da, endlich ... im Bach ein erster Schwarzbär, der gerade dabei ist, einen Lachs zu fangen, ein Stück daneben der nächste. Wir halten an und beobachten mit dem Fernglas den Bären. Durch das Glas ist er formatfüllend zu sehen und macht einen gewaltigen Eindruck.

Wir fahren langsam weiter, in der Hoffnung, weitere Bären zu sehen. Am großen Parkplatz angekommen, steigen wir aus und gehen langsam den langen Weg zur Aussichtsplattform, vorsichtig nach rechts und links blickend. Wir sehen die Lachse im Wasser schwimmen und können auch den nur allzu berühmten „Bärendreck“ von nahem bestaunen. Um diese Zeit, es ist Nachmittag, sind nicht viele Besucher anwesend. Wir studieren alle Informationstafeln über Lachse und Bären und finden jede Menge Überreste von den Fischmahlzeiten, aber keinen weiteren Bären. Als wir uns endlich auf den Weg zurück zum Camper machen, marschieren wir schon etwas selbstsicherer voran. Dann beschließen wir, einen Camp Ground in Steward aufzusuchen, da es in Hyder keine schöne Übernachtungsmöglichkeit gibt. Auf dem Weg zurück sehen wir nochmals kurz einen Schwarzbären, aber mehr ist nicht auszumachen.

Wir bleiben auf dem Camp Ground, nicht weil er besonders schön, sondern weil es die einzige Übernachtungsmöglichkeit ist. Man kann sich hier nicht einfach mitten in die Wildnis stellen, ohne zu wissen, ob man dabei einen Bärenhighway blockiert. Als wir uns eingerichtet haben, erfahren wir, dass die hauptsächliche Bärenbeobachtungszeit ab abends um 19.00 Uhr ist. In der Dämmerung kommen die Bären aus den Bergen herab, seltener tagsüber. Wir schauen uns an. Eigentlich wollen wir so viele Bären wie möglich sehen, aber wir waren so lange unterwegs. Nein, beschließen wir, Bären hin oder her – heute nicht mehr. Feierabend und Gemütlichkeit und keinen Meter Fahren mehr. Obwohl das Fahren das wenigste ist, aber bei einem Pick up-Camper muß man erst einmal wieder alles zusammenpacken. Campingmöbel rein, Kühlschrank aus, alles transportsicher verstauen und so weiter.

Am nächsten Morgen sind wir sehr früh wach und versuchen noch einmal unser Glück im Morgengrauen. Kein Bär weit und breit, dafür jede Menge Weißkopfseeadler, die auf trockenen Treibholzbäumen in einem fast ausgetrockneten Flussbett sitzen. Mit dem Fernglas wunderbar zu beobachten und ein einmaliger Anblick. Wir unternehmen noch eine Spazierfahrt in die Berge, bis wir wieder Gletscher zu sehen bekommen. Am Salmon Glacier kehren wir um und fahren nach Hyder und Stewart den Glacier Highway zurück und biegen wieder auf den Cassiar Highway gen Norden ein.