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Seen

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Angeltour auf dem Boya Lake

Besuch am Dease Lake

Neue Bekanntschaften am Lagerfeuer

Da treffen wir zwei nette Leute, die gerade des Weges gefahren kommen und sich überlegen hier auf dem Camp Ground zu bleiben. Es sind Österreicher und wir setzten uns zusammen zum reden. Der Gesprächsstoff geht uns nicht aus. Die Beiden belegen die Campsite neben uns und richten sich dort gemütlich ein. Da die Beiden ein Boot dabei haben, beschließen wir, am Spätnachmittag zu Viert eine kleine Angeltour zu unternehmen.

Schnell merken wir, wie schön es ist, ein Boot dabei zu haben. Im Land der Flüsse und Seen, aber mit wenigen Straßen, eröffnet einem ein Boot eine Menge weitere Möglichkeiten. Wir tuckern recht gemächlich über den Boya Lake und behalten das gegenüberliegende Ufer im Auge, um eventuell auftauchende Tiere zu sehen. Dazwischen versuchen wir unser Angelglück. Im Boot gibt es einen Fishfinder, auf dem man sehen kann, wo und in welcher Tiefe des Sees die Fische stehen. Eigenartigerweise ist kaum ein Fisch auf dem Fishfinder auszumachen, was bei diesen großen und tiefen Seen durchaus vorkommen kann. Es gibt zwar jede Menge Fische hier, auch große, aber dafür jede Menge Platz, wohin sie sich verteilen können. Trotz ausgebliebenen Angelglücks ist es dennoch eine schöne Bootstour und wir bleiben noch bis lange in die Nacht hinein zusammen am Lagerfeuer sitzen.

Unsere neuen Bekannten sind schon seit drei Monaten in British Columbia, haben sich einen eigenen Camper gekauft, wollen sechs Monate bleiben und in dieser Zeit möglichst eine Arbeitsstelle finden, um ganz hierbleiben zu können. So geht der Gesprächsstoff natürlich nicht aus, angefangen vom Camperkauf bis zu anderen Informationen, von denen die beiden eine Menge weiterzugeben haben, da sie Verwandtschaft haben, die schon seit über zehn Jahren in British Columbia lebt. Und natürlich auch über das Fischen. Unser neuer Bekannter ist geradezu Profi auf diesem Gebiet, und wir stellen schnell fest, dass die Angelei hier drüben reichlich anders ausgeübt wird als zu Hause. Wir lassen uns ausführlich beraten und beschließen, es am nächsten Tag noch einmal zu versuchen.

Wir beschließen ein paar Tage gemeinsam zu verbringen. Am nächsten Tag haben wir wieder bombastisches Wetter. Strahlender Sonnenschein bei kühler Luft, der petrolblaue See strahlt, die hellgrünen Nadelbäume am anderen Ufer ebenfalls, und dahinter ragen dunkelblaugrüne, waldige Hügel auf. Es wird ein wunderschöner Tag, an dem wir viel von dem See und seiner Umgebung sehen – außer Fische. Abends essen wir geräucherten und auch Graved-Lachs, den unsere Bekannten gefangen und eingelegt haben, bevor sie zum Boya Lake fuhren.

Wir beschließen gemeinsam für ein paar Tage an den Dease Lake zu fahren. Dort kennen die beiden eine Stelle, wo wir mit der Erlaubnis der Besitzer wild campen können. Am nächsten Morgen machen wir uns zusammen auf den Weg. Unterwegs halten wir an einer Stelle an, wo meistens, selbst am Tag, Elche zu sehen sein sollen, und tatsächlich tauchen zwei Elchkühe mit ihren Kälbern und noch weitere drei Jungelche auf. Wir freuen uns, endlich einmal wieder diese wunderschönen, aber sehr scheuen Tiere beobachten zu können. Als wir uns endlich sattgesehen haben, fahren wir weiter und können am Wegrand noch zweimal einen Jungelch an einer Uferböschung stehen sehen.

Wir fahren zuerst in das Städtchen Dease Lake, um dort unsere Vorräte aufzufüllen, duschen zu gehen, das Auto inklusive Wassertank aufzutanken, beziehungsweise den Abwassertank zu leeren. Dabei treffen wir auf ein paar Einheimische, die unsere Bekannten kennen und verabreden uns für den nächsten Tag. Dann fahren wir endlich am Spätnachmittag zu der Stelle, an der wir campen wollen. Es ist ein wirklich schöner, verschwiegener Platz am Uferrand, und wir stellen unsere Autos Heck an Heck, mit einigen Metern Abstand, über den wir dann eine Plastikplane spannen. Auf der anderen Seite spannen wir die Plane bis zum Boden ab, um einen gewissen Windschutz zu haben, da inzwischen vom See her ein starker und kalter Wind weht. So haben wir einen recht gemütlichen, gemeinsamen Aufenthaltsort, der einigermaßen geschützt ist. Campingstühle haben wir alle dabei, und ein Tisch läßt sich schnell behelfsmäßig mittels einiger Utensilien zusammenstellen. Wir machen noch eine kurze Bootsfahrt und sehen viele große Fische auf dem Fishfinder. Immerhin bringen wir schon mal zwei kleinere Seeforellen mit nach Hause, die zum Abendessen zubereitet werden. Am Uferrand gibt es jede Menge Treibholz, das bald ein ordentliches Lagerfeuer gibt, auf dem wir gemeinsam das Abendessen zubereiten. Wir sitzen noch lange beisammen, auch wenn der Wind kalt weht, und philosophieren bis spät in die Nacht.

Am nächsten Vormittag stellen wir unsere Angelsachen zusammen, mit denen wir auf den großen Fischfang gehen wollen. Nebenbei sammeln wir genügend Feuerholz, damit wir spätestens am Abend wieder ein großes Lagerfeuer entfachen können. Während wir auf Stan aus Dease Lake warten, der uns heute besuchen will, finden wir etwas weiter hinten im Gebüsch eine alte Holzcabin, die früher einem Goldschürfer gehört haben muß. In dieser Gegend wird immer noch aktiv nach Gold gesucht, im Allgemeinen allerdings von professionellen Firmen, da sich sonst die Ausbeute kaum lohnt. Ein paar Meter vom Ufer entfernt geht der Wald in nahezu undurchdringliche Wildnis über, was es praktisch unmöglich macht, sehr weit vorzudringen.

Mittags trifft Stan ein, er kommt mit seinem mittelgroßen Motorboot über den See gefahren, da der Ort, in dem er wohnt, am Ende des Sees liegt. Er betreibt ein Cafe in der Stadt Dease Lake, das er an diesem Tag einfach zugeschlossen hat, um mit uns, seinen neuen Bekannten den Nachmittag zu verbringen. Er lädt uns alle ein, uns etwas vom Dease Lake und seiner Umgebung zu zeigen. Darüber sind wir natürlich hocherfreut, und wir machen uns mit seinem Motorboot auf den Weg, in dem alle fünf Personen leicht Platz finden. Nach einer Tour über den Dease Lake bleibt Stan am anderen Ufer stehen und führt uns einen langen Weg entlang. Wir besichtigen eine alte, aber gut erhaltene, große Holzhütte, wo sogar noch alte Bücher und Lebensmittel in Dosen vorhanden sind. Hier auf dieser Seite haben früher eine Menge Goldsucher geschürft, erzählt er und zeigt uns ein eingezäuntes Goldgräbergrab.

Wir erkunden einen Teil der anderen Seite des Dease Lake zu Fuß und sehen auch die neue Mine, in der allerdings zu dieser Zeit gerade nicht gearbeitet wird. Unter anderem finden wir ein wunderschönes Wohnhaus mit Nebengebäuden und herrlich angelegtem Garten, idyllisch in einer Bucht gelegen, und fragen uns, wie wohl die Besitzer im Winter ihr Anwesen erreichen, das eine kilometerlange Zufahrt über Waldwege hat, die sich in nicht allzu gutem Zustand befinden. Nach einem gemütlichen Rückweg, der uns vorher noch ein ganzes Stück weiter in Richtung des anderen Endes des Dease Lake führte, laden wir Stan zum Abendessen ein und freuen uns an den vielen Geschichten, die er zum Besten gibt.