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Trans Canada Highway

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Yellowhead Highway oder Highway 16*

Weiter nach Westen: Sitten zum Tee, Pubs und Indianer

Holzindustrie und Lachsfang

Nun gut, wir packen unseren Camper und begeben uns auf die Weiterfahrt. Schon nach einer halben Stunde bleiben wir stehen, um einen Spaziergang zu den nächsten Wasserfällen, den Rearguard Falls am Fraser River zu machen. Bis hierher sollen die Lachse aus dem Pazifischen Ozean kommen. Nur die größten und stärksten Chinooks kommen bis an diese Fälle heran. Leider sehen wir keine Lachse, aber wieder einmal einen gigantischen Wasserfall, Spechtlöcher in den Bäumen und sind begeistert von der umwerfenden Gegend.

Langsam wird es immer ruhiger auf dem Highway. Diese Straße ist zwar die einzige Ost/Westverbindung im nördlichen Teil dieser Provinz, aber wir befinden uns in der Zwischenzeit nördlich der typischen Touristengebiete und außerhalb der Naturparks. Die Berge verschwinden allmählich, und rechts und links des Weges breitet sich dichter Wald aus. Nur seitlich der Straße gibt es einen breiten Wiesenstreifen, auf dem Strommasten stehen und viele Blumen, deren Farben einmalig sind. Dahinter ist nur Wald, Wald, Wald. Eine ruhige, gelassene Stimmung macht sich breit. Es gibt wenig Verkehr, die Sonne scheint, und die Wälder verändern sich einfach nicht. Wir haben das Gefühl, als ob die Zeit stehen bliebe. So fahren wir einige Stunden lang, selten geht rechts oder links ein klitzekleiner kiesiger Zufahrtsweg zu irgendeinem Haus ab, das man von der Straße aus nicht sehen kann. Gegen Mittag kommen wir zu einer kleinen Raststätte, bei der wir Halt machen. Wir müssen tanken, weil es auf dieser Strecke die nächsten hundertundfünfzig Kilometer keine Tankstelle mehr gibt.

Unter den wenigen Häusern, die in der Nähe der Tankstelle stehen, befindet sich auch ein kleines Cafe, wie man hier zu diesen kleinen Raststätten sagt, das vor allen Dingen verschiedene Burger zum Essen anbietet. Wir bestellen zwei Cheeseburger de Luxe und beobachten, wie der Besitzer die Burger eigenhändig frisch zubereitet. Es sind die besten Burger, die wir in ganz British Columbia und Alberta zu essen bekommen sollten. Und noch in den kommenden Jahren werden wir immer wieder von den einzigartigen Burgern im Dome Dinner schwärmen.

Wir vertreten uns noch ein wenig die Beine, bevor wir uns auf den Weg machen, um wieder ein paar Stunden durch endlose Wälder zu fahren. Mit der Zeit erscheinen allerdings hier und da ein paar Häuser am Wegrand. Sehr einfache Häuser, aber immerhin sieht man, dass es wieder in Richtung Zivilisation geht. Allmählich nähern wir uns Prince George, außer Prince Rupert an der Pazifischen Küste, die größte Stadt im Norden der Provinz.

Wir sehen auf den ersten Blick, dass die Stadt von der Holzverarbeitung geprägt ist. Es gibt holzverarbeitende Industrie, wohin das Auge blickt. Sägewerke mit Lagerplätzen in einer Größe, die sich keiner vorstellen kann, der sie nicht selbst gesehen hat. Wir besichtigen die Stadt und bedauern, dass das Eisenbahnmuseum ausgerechnet an diesem Tag geschlossen ist. Beim Einkaufen stellen wir fest, dass es selbst hier oben im Norden alles gibt, was man auch bei uns zu Hause bekommt. Angefangen vom holländischen Käse über italienische Salami bis hin zum französischen Wein. Diese europäischen Produkte sind für die Einheimischen sicherlich zu teuer, da das Pro-Kopf-Einkommen in Kanada wesentlich geringer liegt als bei uns. Die einheimischen Grundnahrungsmittel dagegen sind für deutsche Verhältnisse sehr preisgünstig.

Allmählich ist es Nachmittag und wir beginnen uns langsam nach einem Camp Ground umzusehen. Wir fahren weiter auf dem Yellowhead Highway gen Westen und bemerken erstaunt, dass die Gegend immer flacher wird. Um Vanderhoof herum, eine Stadt die von einem Holländer gegründet wurde, sieht es buchstäblich platt, fast wie im Norden Deutschlands, aus. Hier gibt es viele Ranches, auf denen Rinder gezüchtet werden, teils für Milchwirtschaft, teils zur Fleischproduktion. Die Rinder stehen hier auf großen Koppeln das ganze Jahr über im Freien, und dementsprechend gut schmeckt das Fleisch, das sie ansetzen. Artgerechte Rinderhaltung ist hier völlig normal.

Auf der Straßenkarte sehen wir, dass es nur noch wenige Kilometer bis zum nächsten Camp Ground sind. So machen wir noch einen Stop im alten Örtchen Fraser, um in einer kleinen gemütlichen Landkneipe ein Bierchen trinken zu gehen. Außer ein paar Einheimischen, die sich gerade beim Billardspielen vergnügen, ist hier noch nichts los, und so fahren wir nach einem kurzen Aufenthalt weiter auf den Beaumont Camp Ground. Dieser ist nahe am Highway gelegen, aber am Ufer des Fraser Lake, so dass wir am Abend noch einen Spaziergang am Seeufer machen. Bei einem Gang über das Gelände finden wir zwei große Handvoll Wiesenchampignons, die wir gleich zu einem Abendessen verarbeiten. Am Abend stehen wir am Seeufer und sehen die Sonne hinter dem See untergehen.

Am nächsten Morgen nehmen wir die nähere Umgebung des Camp Grounds in Augenschein. Direkt vom Camp Ground geht ein Rundweg ab, auf dem es einiges zu bestaunen gibt, zum Beispiel ein richtig altes Blockhaus und auch die ersten Biberspuren, jede Menge abgenagte Bäume. Der Ort Fort Fraser wurde 1806 von Simon Fraser als Poststation gegründet. Hier in dieser Gegend finden sich auch immer mehr indianische Ansiedlungen.

Nach unserem Spaziergang machen wir uns wieder auf den Weg und fahren gemütlich gen Westen, der Verkehr nimmt dabei deutlich zu. Keine Touristen, aber einiges an Schwerlastverkehr, zum Beispiel riesige Langholzwagen, die in dieser Größe bei uns in Deutschland überhaupt nicht fahren dürften. Zwischendrin machen wir öfters Station, um einen Tee oder Kaffee in einem der einheimischen Cafes zu trinken, die alle ohne Ausnahme äußerst spartanisch eingerichtet sind.

Dabei trifft man hier und da auf ungewohnte Gepflogenheiten. Ich bestellte in einem Cafe eine Tasse Tee und bekam eine große Tasse und einen Teebeutel, und dann wurde das Haferl mit dem Teebeutel mit Wasser aufgefüllt. Als ich eine weitere Tasse Tee bestelle, kommt die Bedienung mit dem heißen Wasser und füllt die Tasse mit dem gebrauchten Teebeutel ein weiteres Mal auf. Nun, andere Länder, andere Sitten. Im Übrigen ist diese zweite Tasse Tee nicht zu bezahlen, ebenso wenig wie weitere Tassen Kaffe, man zahlt die erste und trinkt so viel wie man will.

Manchmal bleiben wir auch stehen, um einen Spaziergang um ein paar ältere Häuser herum zu machen, die es wert sind, sie gesehen zu haben. Da es hier kaum Bauvorschriften gibt, kann man die unterschiedlichsten Gebäudearten in den unterschiedlichsten Formen, vom verfallenen Zustand bis völlig neu erstellt sehen.

Erstaunt stellen wir fest, dass es hier ein Houston gibt, und in Smithers machen wir längere Zeit Station, um uns diese Schweizer Stadt im Norden Kanadas genauer anzusehen. Begrüßt werden wir dort von einer großen Statue, einem überlebensgroßen Alphornbläser. Die ganze Stadt macht einen überaus ordentlichen und sauberen Eindruck. Viele Häuser sind mit Holzschindeln verkleidet, und es gibt für hiesige Verhältnisse fast pompöse Bauten darunter. Es gibt auch einiges zu schmunzeln, wie zum Beispiel ein Friseurgeschäft namens „Alpine Cut“. Oder auch das „Alpenhorn Pub & Bistro“.

Ein kleines Stück wollen wir noch weiter fahren. Die nächste Überraschung erwartet uns nur ein paar Kilometer weiter. Seitlich der Strasse sehen wir viele Autos parken und Menschen auf den Felsen herumklettern, die zu einem Fluß hinabführen. Wir bleiben stehen und stellen überrascht fest, dass an dieser Stelle Indianer beim Lachsfischen sind. Wir befinden uns im Bulkley Valley an einer engen Stelle des Moricetown Canyons, an dem die Lachse in einem engen Kanal Stromschnellen bewältigen müssen. Die Indianer, die hier das alleinige Recht zum Angeln haben, lassen sich angeleint über die Felsen hinab und fangen die Lachse in großen Käschern. Noch nie in unserem Leben haben wir solch große Lachse gesehen. Kurz vor dem Canyon stehen die Lachse dicht an dicht im Wasser, und man hat das Gefühl, sie mit der Hand fangen zu können.

Es ist ein gewaltiges Spektakel, wie die Indianer zentnerweise die Lachse anlanden und töten. Ein paar Meter weiter werden sie dann von Indianerinnen ausgenommen, gekühlt und sofort weggefahren. Obwohl wir uns kaum losreißen können von diesem Anblick, wollen wir doch allmählich den nächsten Übernachtungsplatz anfahren, der nur noch ein paar Kilometer weit entfernt ist. Es ist ein Campplatz unter der Leitung der dort ansässigen Indianer, der direkt am großen Skeena River gelegen ist.