Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Einführung

Body: 

Kanada

Der Kanadamythos ist kein Kind unserer Tage, wird von Verkehrsämtern und Reiseveranstaltern sorgsam gepflegt, hat aber dennoch bis auf den heutigen Tag nichts von seiner Faszination eingebüßt: endlose Wälder, Schlittenhunde, Seen, Iglos, Lachs, Wale und Bären; Ahorn, Biberschwänze, Holzfäller und Wasserflugzeuge ... so lauten die klischeehaften Versatzstücke, deren Inhalt wir keineswegs in Abrede stellen wollen, die aber der unendlichen Weite der kanadischen Landschaft – schon gar nicht den Gegebenheiten des modernen Staates, Mitglied im erlauchten Club der sieben führenden Wirtschaftsnationen – in ihren engen Umrissenheit sicher nicht gerecht werden. Warum sie dennoch im Bewußtsein der Europäer so tief verankert sind, mag historische Gründe haben – 45 % aller Kanadier sind britischer, 29 % französischer und 23 % anderer europäischer Abstammung – oder auch ganz einfach auf das Abenteuerbedürfnis unserer zivilisationsgeschädigten Zeitgenossen zurückzuführen sein, auf deren alljährlich wiederkehrende Suche nach einem Rest Ursprünglichkeit.

Seit Jahren findet auch unsere Leserschaft, meist mit knapp bemessener Reisekasse, den Weg nach Kanada, auf der Suche nach dem, was zu Hause längst unter dem Beton wuchernder Städte und den Asphaltbändern auch die entlegensten Regionen zerschneidender Autobahnen verschwunden ist. In Kanada beugt sich der Mensch noch den Regeln der Natur. Mag er auch deren Unerbittlichkeit beklagen, mag er ein Leben lang um seine Existenz ringen, so hat er sie doch seit jeher ins Herz geschlossen, ob er nun indianischer oder europäischer Abstammung ist. Die Unendlichkeit fordert den Respekt des Menschen, und genau diese bei uns verloren gegangene Geisteshaltung ist es, die uns kurz nach der Landung in Kanada entgegenschlägt.

Kanada ist uns in jeder Jahreszeit eine Reise wert: im Winter – die kalte Jahreszeit erfreut sich wachsender Beliebtheit – wenn Pulverschnee das ganze Land bedeckt; im Herbst, wenn die Ahornbäume mit ihren flammenden Farben die Hügel sprenkeln; im Frühling, wenn das milde Licht des Himmels die Menschen zum Tanzen und Feiern auf die Straße treibt; oder im Sommer, wenn der Strand ruft und Wale die Spitze ihrer Fluke sehenlassen.

Damit wir uns nicht mißverstehen: Kanada ist mehr als unberührte Landschaften, Fauna und Flora. Hier leben auch knapp 27 Millionen Menschen, bauen Häuser mit leuchtenden Farben, pflegen ein intensives kulturelles Leben. Die freundlichen Kanadier ins Herz zu schließen, fällt nicht schwer. Wobei es die Kanadier gar nicht gibt: zuerst waren bekanntlich die Indianer da – besonders die Mohawks machten in den letzten Jahren durch spektakuläre Aktionen auf ihre Landansprüche aufmerksam – und im frankophonen Quebec regt sich bekanntlich der Wunsch nach größerer Selbständigkeit, wenn nicht gar staatlicher Unabhängigkeit. Fünfzehn Millionen Kanadier sprechen nicht nur Englisch und sechs Millionen Französisch als Muttersprache, sie sind auch ihrer kulturellen Identität verhaftet.



Inhalt |
Vorwärts |