Alberta

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Alberta

Alberta gilt innerhalb der kanadischen Provinzen als Musterbeispiel an Gegensätzlichkeit: auf der einen Seite haben wir es mit modernen, großzügig angelegten Städten wie Calgary, vom plötzlichen Ölreichtum geprägt, oder der Provinzhauptstadt Edmonton zu tun, deren neues Wahrzeichen das riesige überdachte Einkaufs- und Vergnügungszentrum West Edmonton Mall ist, auf der anderen Seite mit einer weiten Prärielandschaft und der steil aufragenden Kulisse der Rocky Mountains, wo Rot- und Damwild, Elch und Dickhornschaf noch in freier Wildbahn anzutreffen sind. Größer als Banff- und Jasper Nationalpark zusammen ist übrigens Wood Buffalo, der ausgedehnteste Nationalpark Kanadas im Norden Albertas (und in den Northwest Territories), wo die weltweit größten Bisonherden weiden.

Die Einwohner Albertas verdanken ihr Auskommen der Rinderzucht und vor allem dem "Schwarzen Gold" der Provinz, dem Erdöl. Rund um die Ölpumpen weidet oftmals denn auch das Vieh. Die beiden bekanntesten Nationalparks, Banff und Jasper, locken das ganze Jahr über mit schneebedeckten Bergen und glasklarer Luft Naturfreunde an. Dass die touristische Nutzung der "unberührten Landschaft" zu Auswüchsen wie Heli-hiking, also dem Wanderausflug per Hubschrauber, führt, ist um so bedauerlicher, als in Kanada ein durchaus entwickeltes Umweltbewußtsein existiert. Aber Alberta ist eben Provinz ...

Und die Menschen? Traditionelle Gastfreundschaft ist bei den zweieinhalb Millionen Bewohnern Albertas noch kein Fremdwort. Ansonsten amüsiert sich jeder so gut wie eben möglich: beim Klondike-Fest in Edmonton, bei den kleinen Rodeos in der Farm- und Ranchlandschaft rund um Calgary oder beim Calgary Stampede im Juli mit Planwagenrennen, dem Zureiten wilder Gäule oder dem Wettreiten auf jungen Stieren.

Kurzer Rückblick

Die Siedlungsgeschichte der Provinz beginnt eigentlich erst mit der Eisenbahntrasse der Canadian Pacific Railway, die ein gewisser William Cornelius van Horne durch die Rocky Mountains treiben ließ. Mit ihr kamen nämlich nicht nur die Siedler, sondern auch die Touristen, angelockt von einer unvergleichlichen Bergwelt. Bevor aber Gleisarbeiter und Erholungssuchende in die abgelegene Wildnis strömten, machten hier Cree-, Schwarzfuß- und Shoshonen-Indianer Jagd auf Pelze und irrten höchstens ein paar Handelsreisende, Missionare oder Ordnungshüter durch Prärie und Wälder. Dann ging es Schlag auf Schlag: 1883 entdeckte man heiße Schwefelquellen in den Rockies, 1897 passierte der Goldsuchertreck gen Klondike das Provinznest Edmonton, 1907 wurde der Jasper-Nationalpark gegründet, 1915 nahm die Alberta University in Edmonton ihre Arbeit auf und 1927 begann die Ära des Flugverkehrs. Die vergleichsweise kurze Geschichte des Erdöls nahm allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Anfang, als in Leduc, etwa 15 km südlich von Edmonton, zum ersten Mal gezielt nach Öl gebohrt wurde. Ein Bohrturm an Ort und Stelle erinnert noch heute an dieses historische Ereignis, das in ganz Alberta einen regelrechten Boom auslösen sollte und Edmonton eine ganze Reihe von Raffinerien "bescherte". Die Direktionsetagen der Erdölgesellschaften haben sich indes in Calgary niedergelassen, wo die "Scheichs des Nordens" die Dollarscheinchen durch die Hände schnurren lassen - allein Alberta könnte drei Viertel des kanadischen Ölbedarfs decken! Richtig bekannt wurde Calgary aber erst mit den Olympischen Winterspielen 1988.


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