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Thompson Okanagan

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Kommerzieller Süden, schlechtes Wetter, gute Straßen

Zedernduft

Horsefly Lake*

Auf Nebenstrecken fahren wir weiter nach Horsefly. Noch vor Horsefly biegen wir in die Beaver Valley Road ein. Inzwischen regnet es in Strömen. Wir tun unser bestes, um den Rindern auszuweichen, die hier mitten auf der Straße stehen oder liegen. Wir fahren durch Horsefly und weiter an den Horsefly Lake, wo es einen großen Commercial Camp Ground gibt, der von einem Schweizer Ehepaar geführt wird. Bis wir dort ankommen, hört der Regen gerade auf und wir schauen uns um. Begeistert sind wir beide nicht, es sieht alles viel zu kommerziell aus. Aber es ist allmählich Spätnachmittag, und wir freuen uns auf die dort vorhandene heiße Dusche. Wir stehen noch nicht lange auf unserer Campstelle, da treffen zwei weitere Camper ein, die sich rechts und links neben uns aufstellen. Schnell wird uns klar, dass es Deutsche sind und es dauert natürlich nicht lange, bis wir ins Gespräch kommen. Dabei stellen wir fest, dass beide Parteien nicht weit weg von uns zu Hause wohnen. Das ist der bisher größte Schock in unserem ganzen Urlaub. Wir werden schnell darüber aufgeklärt, wie gut sich diese Leute schon im Land auskennen und was ihnen in Kanada alles nicht gefällt. Wir lieben dieses Land, kommen gerade aus der Wildnis und sind beileibe nicht in der Stimmung, uns solche Reden anzuhören. So wird es ein kurzer Abend, und wir gehen bald ins Bett.

Am nächsten Tag mieten wir uns ein Motorboot von der Lodge und unternehmen eine ausgedehnte Bootstour auf dem Horsefly Lake. Das Wetter ist mäßig, aber die Landschaft wunderschön. Wir angeln zwei Kokanees, nur pan size, also Pfannengröße, aber das reicht für unser Abendessen. Später erzählt man uns, dass die Seen in dieser Gegend weitgehend leergefischt seien, zumindest was große Fische anbelangt. Während der Fahrt über den See wird es immer stürmischer und wir kehren um, bevor es zu gefährlich wird mit dem kleinen Boot zurückzukehren.

Am nächsten Morgen verlassen wir den Camp Ground und fahren weiter nach Williams Lake, wo wir noch ein paar Einkäufe tätigen. Danach geht es weiter gen Süden auf einem ungewohnt breiten Highway. Rechts und links der Straße sind Zäune und Schilder, die einem den Zugang verwehren. Über lange Zeit gibt es keine Möglichkeit anzuhalten. Dies sollte sich auch kaum mehr ändern, obwohl wir, wo es nur geht, von der Hauptstrasse abfahren. Es gibt nur noch Camp Grounds mit kleinen Stellplätzen und vielen Leuten. An einem Nachmittag fahren wir drei Camp Grounds an und dann wieder weiter. Wild campen kann man hier nirgends mehr, man hat schon Probleme genug, überhaupt irgendwo anhalten zu können, um sich die Beine zu vertreten. Unsere Laune sinkt immer tiefer, und wir bedauern es, so früh aus dem Norden zurückgefahren zu sein. Wenn wir das gewußt hätten, hätten wir weniger Zeit für die Rückreise eingeplant, da man auf den gut ausgebauten Strassen im Süden viel schneller vorwärtskommt.

Shuswap Lake*

Auf der Weiterfahrt übernachten wir am Shuswap Lake auf dem gleichnamigen Provincal Park. Es ist ein riesengroßer Camp Ground mit knapp 300 Campsites. Die Duschen und Waschräume sind groß und sehr gepflegt. Die ganze Anlage ist eingewachsen mit riesigen Zedern und als kostenloses Feuerholz liegt Zeder bereit. Kaum zu glauben welch einzigartiger Zedernduft abends, wenn die Grillfeuer brennen, durch die Anlage zieht.

Highway 97*

Wir fahren über den Highway 97 wieder auf die Rockies zu. In der Nähe von Revelstoke treffen wir auf „The Last Spike“. An dieser Stelle wurde der letzte Eisenbahnnagel gesetzt, um die Bahnlinie zu verbinden, die von Osten und von Westen her gebaut wurde. Fast 3000 Meilen Eisenbahnschienen, die das Land zwischen Atlantik und Pazifik durchqueren. In der Ortschaft Three Valley besichtigen wir ein großes Museum, alte Dampflokomotiven und einige Gebäude

Wir legen in Revelstoke eine kleine Pause ein und fahren danach durch den Glacier Nationalpark über den Rogers Pass nach Golden. Golden ist ein nettes Städtchen, wir betrachten es von einem Berghang aus, samt einem Regenbogen, wie es am Fuße der Rockies liegt. Im Glacier Nationalpark gibt es Hunderte von Gletschern, die von Schneefällen gespeist werden, die zu den ergiebigsten der Welt gehören. Mitten im Park führt seit 1962 der Trans Canada Highway über den Rogers Pass. Die entsprechende Eisenbahnlinie führte schon 1885 über den Pass, beziehungsweise durch den Caunaught-Tunnel unter dem Pass durch.

Highway 1*

Ab Golden fahren wir wieder auf dem Highway 1 und befinden uns bald wieder im Yoho National Park, der 1886 gegründet wurde und 1313 km2 groß ist. Am Kicking Horse River entlang windet sich die Straße nach oben und bald halten wir an, um eine große Herde Bergziegen zu beobachten, die mitten auf der Straße stehen und seitlich des Weges Salzkristalle auflecken. Am Ufer des Kicking Horse River gelegen, finden wir einen idyllischen, einsamen Camp Ground und freuen uns, dass die kanadische Wildnis uns wieder hat. Ein flaches Flußbett direkt vor dem Camper, bewachsen mit einzelnen Bäumen, im Hintergrund die Rockies und dazwischen grüne Wälder, welche die davor liegenden Hügel überziehen. Am Abend können wir über den Bergen einen wunderschönen, doppelten Regenbogen beobachten, und am nächsten Morgen ist alles in eine einzigartige Szenerie getaucht, als die Morgennebel noch über dem Fluß liegen, aus dem die einzelnen trockenen Treibholzbäume gespenstisch, aber wunderschön anzusehen, hervorragen.

Im Yoho Park gibt es wieder einige Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Bei der Abzweigung zum Emerald Lake hat der Kicking Horse River eine natürliche Brücke gebildet, indem er sich vertikal in eine Gesteinsfalte hineingefressen hat. Dabei blieben die oberen Schichten der Falte erhalten. Zum Emerald Lake führt eine acht km lange Straße. Er ist von den Wapta Mountains und dem Mount Field umgeben und am Ufer befindet sich die große Emerald Lodge. Hier machen wir mittags Station, wo schon einige Spielfilme gedreht wurden, um dann nach Fields weiterzufahren. In Fields mit seinen 300 Einwohnern bestaunen wir einen nicht enden wollenden Zug mit circa einhundertfünfzig Waggons und vier Diesellokomotiven, der im Schneckentempo des Weges kommt.

In dieser Gegend gibt es zwei Spiraltunnel der Eisenbahn zu bewundern, die sich im Berg in die Höhe beziehungsweise in die Tiefe winden. Die Tunnel ziehen eine Schleife von 288 Grad und überwinden jeweils cirka 48 Fuß Höhenunterschied, um die Geländestufe zu Füßen des Mount Stephan zu überwinden. Auch die Takakkaw Falls muss man gesehen haben. Er ist mit 383 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall Kanadas. Nach 13 km Zufahrt legen wir einen willkommenen Spaziergang von einem Kilometer zu dem riesigen Wasserfall zurück. Die Straße dorthin steigt in solch engen Serpentinen an, dass Wohnmobile rangieren müssen, um die Kurven bewältigen zu können. Mitten im Grizzly-Gebiet, versehen mit vielen Warnungen, können wir zwar einige Bärenspuren ausmachen, aber wir bekommen dennoch keinen Grizzly zu Gesicht. Dafür sind um diese Zeit sicherlich zu viele Touristen unterwegs. Nach dem Kicking Horse Pass befinden wir uns wieder im Banff National Park in Alberta, auf der Parade der Gletscher, die Gegend, wo wir unsere Tour begonnen haben.