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Costa Blanca

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Hüpsche kleine Sträßchen

Ruhige Landschaften

Sonne pur, romantischen Buchten

Sonne pur, romantischen Buchten und die Fliesenpalmenallee in Alicante – so kommen noch immer die meisten Reiseführer und Bücher über die Costa Blanca daher.


Doch das ist nicht die Wahrheit; man kann das so fotografieren und den Rest verheimlichen. Spanien hat aus Profitgier vergessen, dass Urlauber nur kommen, wenn sie sich wohl fühlen. Und genau das ist hier nur noch selten bis gar nicht möglich! Es gibt keinen Hügel oder Berg mehr, der nicht mit immer gleich aussehenden Apartmentanlagen und Reihenhäusern aus Beton zugebaut wurde. Bunt angepinselt stehen sie da, in der Nebensaison komplett leer, in der Hauptsaison voll gepackt mit deutschen und englischen Touristen. Da wird aus einer kleinen Stadt wie Denia mit normalerweise etwa 30.000 Einwohnern in den Hochsommermonaten eine Metropole mit 300.000 Menschen.

Wer sich etwa in den 80er Jahren an der Costa Blanca niederließ, schaute auf grüne Berge und hatte herrlichen Meerblick. Heute hat er seinen Ausblick auf immer gleich aussehende Apartmentanlagen, die sich an allen Berghängen, die auch nur den kleinsten Meerblick erhaschen, entlang schlängeln. Wir selbst wohnten unter anderem in der Anlage „La Sella“. Wie alle dieser Wohnanlagen beginnt sie zur Hauptstraße hin mit einem im amerikanischen Stil gestalteten Tor und vielen Fahnenmasten und einer netten Auffahrt. Natürlich 24-Stunden-„Bewachung“, was bedeutet, dass ein Security Mitarbeiter aus einem kleinen Häuschen den Touristen im Wagen zuwinkt und Fahrzeuge mit spanischem Kennzeichen, die er nicht kennt, anhält. In dieser einen Anlage konnte man sich wegen des weit verzweigten Straßennetzes an Privatstraßen, die ausschließlich zur Anlage gehören, verfahren. Selbst, wenn man auf Anhieb den Weg ins gemietete Apartment auf Anhieb fand, benötigte man eine Fahrzeit von sage und schreibe 8 Minuten von der Einfahrt aus, weil sich die Anlage über eine kleine Hügelkette bis ans andere Ende erstreckte. An beiden Enden wurde gerade der Bau des nächsten Bauabschnittes durch Rodung und Felssprengungen vorbereitet. Das ist die Normalität an der Costa Blanca.


Obwohl der spanische Immobilienmarkt aufgrund des Überangebotes und schrumpfender Nachfrage am Zusammenbrechen ist, wird immer weiter gebaut. Viele Deutsche, die sich in den 80er Jahren hier niederließen, versuchen ihre Anwesen nun zu verkaufen, weil es ihnen hier nicht mehr gefällt. Häufig ist dann nicht einmal die Hälfte des damaligen Kaufpreises zu realisieren.


Hat man sich anfangs mit immer gleich aussehenden bis zu zwei Geschossen hohen Wohnanlagen begnügt, finden sich bis auf wenige Ausnahmen heute nur noch Hochhausketten am Strand. Benidorm und Alicante sind dafür bereits bekannt und werden liebevoll mit Kosenamen wie „Klein Manhattan“ bedacht, doch die umliegenden Orte, man muss inzwischen Städte sagen, haben nachgelegt. In Calpe, wo in der 30er Jahren noch kein Haus am wundervollen Felsen „Penon de Ifach“ stand, kann man heute so gut wie keine vollständige Felsenansicht mehr finden, weil Hochhäuser die gesamte Bucht zugewuchert haben. Wenn man an den höchsten Punkt der Stadt fährt und zwischen zwei dieser Bunker hindurch schaut, dann kann man ihn noch in seiner vollständigen Schönheit bewundern, wie er ins Meer hinein ragt.


Zusätzlich zu der durch die Bauten immer unschöner werdenden Umgebung führen die wachsenden Menschenmassen im Sommer zu einem Verkehrschaos, Strandchaos und zu immer weiter steigenden Preisen. Mehr noch: Spanische Ursprünglichkeit sucht man hier vergebens; überall finden sich nur noch Fastfoodrestaurants, Pizzerien und Snack-Bars. Die leckere spanische Küche findet man fast nur noch im Landesinneren; an der Küste muss man Geheimtipps kennen oder in Hotelküchen gehen. Hat man die Touristen richtig eingeschätzt, wenn man sie in kleine Hochhausapartments bettet und Pommes Schranke (mit Mayo und Ketchup) als häufigstes Nahrungsmittel anbietet, wahlweise mit Pollo (Huhn) oder solo?

Wir haben versucht, die wenigen schönen Ecken zu finden und tatsächlich einige Restaurants entdeckt, die noch typische spanische Küche anbieten. Anders als in Nordspanien, ist es uns in dieser Region jedoch wesentlich schwerer gefallen, und es sind auch deutlich weniger. Man kann nur hoffen, dass der Immobilienmarkt tatsächlich komplett zusammenbricht; das ist dann die wirklich letzte Hoffnung für die Berge und Hügel in zweiter Reihe. Die Bausünden der Vergangenheit kann man leider nicht mehr ändern. Wer hier Urlaub macht, muss damit leben und tatsächlich einfach die Strände und das Meer genießen, ohne den Blick schweifen zu lassen.


Weiter geht es die Küste entlang, zunächst auf die N 332 und zurück die Autobahn. Die schöne Bergwelt des Hinterlandes und einige sehenswerte Meerausblicke hat man von der Autopista A7, weil sie nicht wie die Landstraße an den hoch gezogenen Wohnanlagen vorbei führt, die fast immer den Meerblick verhindern, sondern sich durch die Landschaft schlängelt und oftmals die Hügel hinter sich lässt, deren Rückseite nicht bebaut sind, weil man dort keinen Meerblick hätte. Unsere Rundfahrt beginnt in