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Natur und Städte

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Auf Dali’s Spuren

Kurvenreiche Straßen

Els Angels

Von der Küste (Palafrugell) nimmt man am besten nicht den direkten Weg nach Girona, sondern die etwa 18 Kilometer lange kurvenreiche Passstraße Richtung „Els Angels“. Dazu von der C-255 nach links abbiegen, Els Angels ist ausgeschildert. Über Monells und Madremanya geht es in Serpentinen hinauf. Unendliche Wälder und immer wieder urige verfallene Gebäude. Dauert etwas länger, jeder Ausblick lohnt aber den kleinen Umweg.


Hier zeigt sich einmal mehr die Größe Spaniens, und welch großer Teil davon selbst in touristischen Gebieten (noch) nicht vollständig erschlossen wurde – gut so!


„Els Angels“ ist ein Kloster mit einer Engelsfigur. Was kaum bekannt ist: hier hat Dalí seine Frau geheiratet. Es gibt dazu kein Schild, kein Reiseführer erwähnt es; das wissen nur Einheimische und erwähnen dies selten, damit niemand auf die Idee kommt, dort touristische Informationszentren zu errichten oder die schmale Straße zu verbreitern.


Touristen verirren sich selten hierher wie sowieso selten ins Hinterland, wenn es hier auch viel schöner ist als wie die Ölsardinen am Strand zu liegen.


An diesem unscheinbaren Klosterbau vorbei geht es in Serpentinen wieder hinab bis Girona.

Girona

Die Stadt hat heute etwa 90.000 Einwohner und trägt den Beinamen „Unsterbliche“, weil sie 1809 sage und schreibe sieben Monate lang der Belagerung durch Franzosen trotzte, bis sie schließlich eingenommen wurde. Auf der Plaza de la Independencia erinnert noch heute ein Denkmal daran.


Die Provinzhauptstadt liegt an drei Flüssen, dem Ter, dem Onyar und dem Galligans. Gegründet wurde sie im fünften Jh. vor Chr. Die günstige Lage an der Fernstraße über die Pyrenäen führte zum Aufstieg der Stadt.

Römische Stadtmauer und Altstadt
Mitten durch das Barri Vell, dem Altstadtviertel, mit den heute noch zu besichtigenden Resten der römischen Stadtmauer, führte einst die Via Augusta. Eine kleine, feine Altstadt, gemütlich, so gar nicht laut, mit sehenswerten Gassen und einer ebenso sehenswerten Kathedrale; die Sant Feliu-Kirche wurde gerade komplett saniert. Hier kann man die Seele baumeln lassen, die Gassen entlang wandern und einfach die Atmosphäre einsaugen, die die kleine Stadt ausstrahlt. Am besten überquert man gleich den Onyar über die zentrale Brücke zum Portal de Sobreportes, das durch zwei markante Türme flankierte Stadttor und beginnt dann den Rundgang an der Plaza General Marvà, um über das Jüdische Viertel Richtung Kathedrale zu laufen. Vieles ist als Fußgängerzone deklariert, die Kinder können nach Herzenslust in den historischen Gassen herumtollen.

Kathedrale

Enge historische Gassen mit buntem Pflanzenwuchs prägen die Altstadt. Im Vergleich wirkt die überdimensionale Barockfreitreppe der Kathedrale Girona riesig; sie nimmt das gesamte Blickfeld ein. Dreimal dreißig Stufen führen hinauf. Eine Besichtigung ist für fünf Euro pro Person täglich möglich, Kinder bezahlen die Hälfte. Die Treppe bildet eine architektonische Mischung verschiedener Baustile. Fassade und Treppenaufgang, barock, stammen vom Ende des 17. Jhs, das Schiff ist gotisch, der Glockenturm und der Kreuzgang mit vier Bogengängen aus dem 12. Jh. romanisch als Kontrapunkt. Mit einer Höhe von 34 Metern, einer Breite von 23 Metern und einer Länge von 50 Metern ist sie damit das größte gotische Gewölbe der Welt. Die Architektenkommission hielt dem damaligen Baumeister Guillem Bofill vor, dass ein solches Bauvorhaben nicht durchführbar sei, und es wäre tatsächlich fast gescheitert. Herausragend ist ein Schöpfungs-Wandteppich aus dem 12. Jh. Ein kleiner Rundgang um die Kathedrale führt zur alten römischen Stadtmauer, von der aus man gut die Reste des romanischen Kirchturms sehen kann, der als Stütze für den neuen Turm diente.

Direkt in die Altstadt hat man die Universität integriert, was zu einer Verjüngung der Stadt geführt hat. Man hat bewusst darauf verzichtet, die Hochschule quasi auf die „grüne Wiese“ vor die Stadt zu setzen.


Jüdisches Viertel
Ruhiger ist es im jüdischen Viertel, dem „Call“. Die Historie besagt, dass im Jahre 888 Graf Dela ein Landgut erwarb und den dort lebenden jüdischen Bauern erlaubte, sich in der Stadt niederzulassen, worauf sie sich schnell zur zweitgrößten Gemeinde Kataloniens entwickelte. Bis zum 12. Jh. lebten Christen und Juden friedlich nebeneinander; das Viertel der Juden war wie eine Stadt in der Stadt. Der außerordentliche wirtschaftliche Erfolg der jüdischen Bevölkerung weckte aber immer mehr Neid, so dass es zwischen 1276 und 1418 zu Steinwürfen und Zerstörungen von Häusern kam. Am 10. August 1391 kamen 40 jüdische Bürger bei einem solchen Angriff um. Das Viertel wurde danach regelrecht abgeriegelt, die meisten Bürger verließen es. Als dann am 31. März 1492 per königlichem Dekret alle Juden Spanien verlassen mussten, war das Ende des Calls gekommen. Nur aufgrund des Schutzes damals und der Öffnung nur weniger Tore ist es heute möglich, ein vollständig erhaltenes Viertel zu besichtigen.

Arabische Bäder

Beim Verlassen der Altstadt kann, wer will, bei den unterhalb der Kathedrale gelegenen Arabischen Bädern Halt machen, oder sich den Kirchen Sant Feliu (einer Mischung aus Gotik, Barock und Romanik) und Sant Nicolau (einer kleinen Grabeskirche aus dem 12. Jh.) widmen. Die Arabischen Bäder sind übrigens nicht arabisch; es handelt sich um Nachbauten der Römer aus dem 12. Jh., denn die Araber wurden bereits 785 aus Gerona vertrieben.


Brücken von Onyar
Danach eine der vielen Brücken über den Onyar nutzen und auf der gegenüberliegenden Seite zurücklaufen, um die bunten Häuser von gegenüber zu betrachten, die den Rahmen der Altstadt bilden. Teilweise läuft man über die Brücken in sie hinein. Früher spiegelten sie sich noch im Fluss, der wie viele andere Flüsse in Spanien leider heute zu einem Rinnsal verkommen ist; viel Wasser führt er nicht mehr. Er trennt die Alt- von der Neustadt.


Zur Mittagszeit bieten viele touristisch orientierte Restaurants in der Altstadt in allen nur denkbaren Sprachen einfache Menüs an. Der Preis richtet sich nach der Jahreszeit und dem aktuellen Touristenstrom; in den Ferienzeiten wird der Preis von 10 bis 25 € schnell mal auf das Doppelte erhöht. Deshalb empfiehlt sich der Wechsel über eine der vielen Brücken auf die andere Uferseite des Río Onyar in den moderneren Teil der Neustadt. Auf der Plaza Independencia finden sich ebensolche Restaurants für Touristen, eine nette Tapa-Bar ist auch dabei. Ein Stück weiter in der Neustadt trifft man dann aber fast nur noch auf Spanier:

Banyoles

Weiterfahrt nach Banyoles. Bekannt wurde der See durch die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona, weil die Ruderwettbewerbe auf ihm stattfanden. Malerische landschaftliche Umgebung mit Pappelalleen und nett angelegten Wegen im Umfeld des Sees; ein Spaziergang lohnt sich. Gerade für Kinder mit den vielen Spielplätzen eine angenehme Abwechslung bei längeren Fahrten.

Besalù

Dieser kleine mittelalterliche Ort scheint in der Zeit stehengeblieben zu sein, ohne modernisiert zu werden, alles ist ursprünglich geblieben. Etwa eine Stunde benötigt man zum Durchschlendern der Gassen. Es geht zunächst über die historische Brücke aus dem 11. Jh. mit Falltor, die über den Fluss Riu Fluvia führt, der heute nur noch ein Flüsschen ist. Somit ist die Zugbrücke, an der im Mittelalter Wegzoll bezahlt wurde, eigentlich überflüssig, weil das Wasser kein Hindernis mehr darstellt. Man gelangt auch unterhalb durch das Flussbett in den Ort hinein.


Die Läden des Dorfes sind ganz auf Touristen eingestellt, die eine bedeutende Einnahmequelle des Dorfes darstellen. Im Zentrum liegt ein romantischer kleiner Platz mit Bänken und einigen Cafés. Auch die arkadengesäumte Plaza da la Llibertat lädt zum Schlendern ein.
Figueres
Es scheint, als würde Spanien seine interessantesten Museen in die unansehnlichsten Städte setzen. So geschehen mit dem Guggenheim-Museum im ansonsten nicht sehenswerten Bilbao, und ganz ähnlich sieht es mit den zwei Museen in Figueres aus.

Die 35.000-Einwohner-Stadt hat keinen Charme; es gibt wenige nette Häuser oder Plätze, aber dafür eben das für Kinder sehr schöne Spielzeugmuseum und das weltberühmte Dalí-Museum, in dem der Künstler begraben wurde. Die Stadt muss ihm auf Knien danken, dass er dieses schöne Gebäude und sehenswerte Museum hier errichtete, da sonst wohl niemand auf die Idee käme, diese Kleintadt zu besuchen. So aber kommen jährlich etwa 600.000 Touristen einzig wegen des Dalí-Museums. Die Gassen sind eng und fast alle Einbahnstraßen; es wird viel gebaut, viele Staus. Ohne guten Plan und Navigationsgerät findet man die Museen nicht so leicht.