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Jakobsweg

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Kathedrale

Catedral de Santiago de Compostela

Plaza Obradoiro, 15705 Santiago de Compostela, 7.30-21 h


Eine Messe mit Gesang und Orgel zieht sogar Kinder in einen solchen Bann, dass sie nicht toben oder sich langweilen. Nirgendwo ist man Gott näher. Ein unglaubliches Erlebnis, zumal diese große Kathedrale bis auf den letzten Platz gefüllt ist, was wir ja in deutschen Kirchen eher selten erleben. Beeindruckend, wenn während einer Messe das Weihrauchfass geschwungen wird! Dieses riesige „Botafumeiro“ (80 Kilogramm schwer, 1,60 Meter hoch) verfügt über eine spezielle Haltevorrichtung in der Kuppel. Das 30 Meter lange Seil ermöglicht große Schwünge. Das Schwenken durch das gesamte Kreuzschiff erfordert bis zu acht Helfer. An jedem 25. Juli, zum Namenstag des Apostels, fesselt eine Zeremonie mit Messe und Feuerwerk. Die ganze Stadt befindet sich dann in einem rauschenden Fest. Nach Möglichkeit verweile man an diesem Tag in Santiago.


Auf dem großen Platz, der Plaza Obradoiro, sammeln sich Touristen, Studenten und Pilger zur Besichtigung der Kathedrale (16. und 17. Jh., innen Romantik, außen Barock). Der Platz bietet den besten und vollständigen Blick auf das prächtige Bauwerk. Es umrahmen der Parador (früher Hospital Real, ebenfalls 16. u. 17. Jh.) und der erzbischöfliche Palast links neben der Kathedrale (12. und 13. Jh.). An der Südseite des Platzes das Clegio de San Jerónimo (1490), momentan von Studenten als Institut für galicische Studien genutzt.


Am bekanntesten ist die Westfassade der Kathedrale, die man vom Platz aus sieht. Einige Treppen aus dem 16. Jh. führen in das Innere, wo man auf Darstellungen oft dem heiligen Jacobus begegnet, dessen Grab sich unterhalb dem Altar in der Krypta befindet.


Die Gesamtfläche dieser für den Jakobsweg so bedeutenden Kathedrale beträgt etwa 2300 Quadratmeter, auf einem Grundstück von 8.300 Quadratmetern. Der Bau begann 1077.

Santiago verfügt neben sakralen Besonderheiten über eine große, schöne Altstadt, deren Straßen allerdings touristisch geprägte Läden bestücken. Viel Nippes, der Laufstock mit Jakobsmuschel, die Muschel in einem Glas mit Schneeflocken, die Torte des heiligen Jacobus, da ist doch recht viel teurer Kitsch dabei. Dennoch lohnt ein Durchschlendern, dennn jede Gasse verfügt über einen umfangreichen Bestand interessanter historischer Gebäude. Ohne Bausünden reihen sich alte Gebäude über eine riesige Fläche vieler Gassen aneinander – eine der schönsten Städte Spaniens! Kinder können in diesen Fußgängerzonen umherrennen; lediglich in der Hauptsaison sollten sie in Sichtweite bleiben, der vielen Touristen wegen. Da die Gassen schon für Eltern alle gleich aussehen, vermögen sich Kinder nicht zu orientieren.

Nach so viel Kultur empfiehlt sich mit Kindern ein Spaziergang außerhalb der Altstadt, Richtung Rua das Trompas, zum herrlich ruhigen "Parque de Belvis", umgeben von historischen Gebäuden. Kinder spielen und tollen ohne störenden Autoverkehr herum, nicht nur auf dem schönen Spielplatz, während sich Eltern Santiago mal aus einem gewissen Abstand und von oben anschauen.


Überhaupt verteilen sich um die Altstadt herum einige ansprechende Parks, vor allem der Park am Campo da Estrela und der Parque de Galeras, Vista Alegre u.v.m. mit hübschen, gepflegten Spielplätzen, auf denen man ein wenig vom unvermeidbaren Touristentrubel entspannt.


Aber merkwürdig: In dieser Stadt stört der Trubel eigentlich gar nicht, denn die Menschenmischung ruft eine nette Stimmung hervor. Individualtouristen mischen sich mit den Bus-, sprich: Gruppentouristen; überall begegnen einem Studenten dieser lebendigen Stadt und natürlich viele Pilger, schon weithin erkennbar an ihren Rucksäcken und Wanderstöcken.
Hape Kerkeling hat durch sein Buch anscheinend viele Deutsche zur Reise nach Santiago de Compostela bewogen. Nirgendwo in Nordspanien trafen wir derart viele Deutsche wie hier.

In der Gasse, wo die Touristeninformation zu finden ist, verkauft ein Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite (etwa hundert Meter weiter Richtung Kathedrale) deutsche Zeitungen und sogar den „Spiegel“. Nach einer mehrwöchigen Reise durch Nordspanien weiß man diesen Hinweis zu schätzen, denn da die meisten Hotels kein deutsches Fernsehprogramm zeigen (abgesehen von RTL oder VOX) ist man von Nachrichten abgekoppelt. Insofern bleibt nur das Internet als Informationsquelle. Einige Hotels bieten einen Rechner im Foyer an.