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Miami

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Miami (Vorwahl: 305)

Sonne, Sommer, Senioren

Viele Exilkubaner

Hört man Miami, so denkt man unwillkürlich an Cadillacs und Luxushotels. Das ist nicht falsch, aber Miami zieht auch die Abgebrannten, die wegen der Salvation Army, der Rescue Mission, der Blutbank oder wegen der alten Milliardärswitwen kommen, in seinen Bann. Die Strände freilich sind immer noch genauso endlos und die Sonne brennt weiterhin vom Himmel. Nicht weiter erstaunlich, befindet man sich doch in den Breiten der südlichen Sahara.

Ach ja, und dann denkt man auch noch an arme Touristen, die nie wieder nach lebend nach Hause kamen – so fünfzehn waren´s letztes Jahr – darunter der spektakuläre Fall einer Frau, die vor Oma und Kindern absichtlich überfahren wurde ...

Miami erlebte erst dank reicher Juden aus New York seinen Aufschwung, die sich hierher flüchteten, um der kalten Jahreszeit zu entgehen und um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Jiddisch wurde damals zur zweiten Sprache. Noch heute sieht man die Rentner abends auf den Liegestühlen vor den Hotels, wo sie der letzten Sonnenstrahlen und des Todes harren.

Die Amerikaner verliehen der Stadt übrigens den Spitznamen »Elefantenfriedhof«. Mit Miami verband man nicht nur schönes Wetter, sondern auch ein verrücktes und dekadentes Leben. Nicht umsonst verblich Al Capone hier an Syphilis. Kommt von der Sünde ...

Mit der Ankunft kubanischer Flüchtlinge erlebte die Stadt lange Jahre des Niedergangs. Besuchern, die am Flughafen von Miami angekommen, einen Polizeibeamten um Auskunft bitten, kann es passieren, dass sie als Antwort nur ein »Tut mir leid, ich spreche kein Englisch« erhalten. Spätestens dann merkt man, dass Florida eine besondere Stellung innerhalb der USA einnimmt, oder zumindest Miami. In der Stadt wohnen rund 350.000 Kubaner, eine ansehnliche Anzahl Mexikaner und mittelamerikanischer Einwanderer, die der Boom rund um den größten Vergnügungspark der USA angesogen hat.

Heute erfreut sich die Stadt wieder größerer Beliebtheit. Die alten Hotels im Jugendstil werden wiederhergestellt, und rüstige Rentner, wie z.B. der unverwüstliche Julio Iglesias, der auf Creek Island haust, oder Morris Gibbs von den Bee Gees schlagen hier ihr Quartier auf.

Die Strände befinden sich logischerweise in Miami Beach, ungefähr eine Viertelstunde Busfahrt von Miami. Die Hotels mögen in jener Zeit anständig gewesen sein, als Reagan noch das Lasso schwang; inzwischen sind sie jedoch genauso altersschwach wie die sie bevölkernden Privatierswitwen.

Es gibt ab Flughafen übrigens auch blaue Kleinbusse im Pendelverkehr zu den Hotels in Miami Beach. Kostenpunkt rund 13 $.