Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Straßenfeste

Body: 

Liebe zu Frankreich

Straßenfeste in Frankreich und Hamburg

Hamburger Trübsinn im Vergleich zum französischen Elan

Da das Angebot für Eigentum viel reichhaltiger war als bei Mietswohnungen, schaltete ich nun spontan um und drehte – inzwischen bekannt wie ein bunter Hund – wieder meine Runden.

Außerdem hatte ich begonnen, die Situation etwas sachlicher zu betrachten: Die Straßen und Plätze, in die ich so verliebt war, ergaben zusammen nur etwa 2 Kilometer. Da ich auch noch klare, höchst anspruchsvolle Vorstellungen von der Beschaffenheit, der Größe… hatte, hätte ein Wunder geschehen müssen, um solch ein Schätzchen noch in den paar Tagen finden zu können. Außerdem: in der Stadt kennt jeder jeden, und die wahren Perlen sind ja längst vergeben, bevor sie ein Makler zu packen bekommt. Logisch, oder?

Jenseits von aller Logik ahnte ich aber, dass ich tief im Inneren den großen Schlüssel trug, mit dem allein man ins Paradies gelangen kann: Der Liebe. Die Anziehungskraft zwischen der Bevölkerung und mir war phänomenal!

Auf einem Straßenfest verging keine Stunde, in der mich nicht irgendjemand herzlichst begrüßte – und das nach so kurzer Zeit! Überhaupt: Auf diesem Fest teilte sich die Bevölkerung nicht in aktive Darbieter und passive Konsumenten auf, sondern alle nahmen aktiv teil, alles wirbelte durcheinander, aber kein Gegröle, kein Besäufnis, sondern nur gemeinsame Ausgelassenheit. Reden, lachen und – zarte Musik im Hintergrund. Straßen und Plätze sind im Süden neben Wohnung und Arbeitsplatz zum „3. Raum“ geworden und dort hat sich allmählich eine KULTUR der Lebendigkeit entwickelt.

Hamburg zum Vergleich: In meiner Straße findet auch jährlich ein Straßenfest statt. Zwischen Fressbuden schieben sich Menschen-Massen, essen, trinken, schieben – aber reden nicht … Dort treffe ich nie Bekannte, obwohl ich da schon so lange lebe –

un-glaub-lich!!!

Es liegt wohl am eher grauen Wetter, dass man den Hamburgern kaum begegnet. Ihre Wege sind kurz: Wohnung - Auto - Arbeitsplatz - Auto - Wohnung. Man trifft sie höchstens beim Einkaufen. Dort gehen sie zielstrebig in die Geschäfte, denken dabei an ihre eigenen und empfinden es als äußerst lästig, dass sich dort noch andere Menschen befinden. Dieser Abscheu hat sich tief in ihre Minen eingegraben. Begegnet man (aus Versehen) ihrem Blick, dann wird nicht etwa gelächelt, sondern schnell weggesehen. Ihre Augen sind nichts anderes als nützliche Körperteile – so wie die Ohren – und senden auch nicht mehr aus. Wenn sie doch mal reden, dann handeln die Gespräche nicht etwa von Poesie, Kindern oder von Visionen – in Hamburg redet man über Geschäfte. Also schweigt man in der Öffentlichkeit.

(Mich wird man als „Nestbeschmutzer“ beschimpfen. Mir doch egal – ich mach fott! Äußert sich eine Berühmtheit entsprechend, z.B. Tucholsky in seinem „Pyrenäen-Buch“, dann wird das als präzise beobachtet gewürdigt – postum, versteht sich!)