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Wahlen in Sierra Leone

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Sierra Leone - Leben nach dem Bürgerkrieg

Wahlen als Sicherung des Friedens

Präsidentenwahl und Prozesse gegen Kriegsverbrecher

Hauptstadt: Freetown

Bürgerkrieg: 1991 bis 2002, dabei mehr als 120 000 Tote

Bevölkerung: 5,5 Millionen Einwohner

Wahlberechtigte: 2,6 Millionen (davon 50 Prozent unter 30 Jahren)

In Sierra Leone standen Wahlen an. Besetzt wurden der Präsidentenposten (sieben Kandidaten) und das Parlament (112 Sitze, 566 Kandidaten).

Die aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten waren der damalige Vizepräsident Solomon Berewa (Sierra Leone People’s Party, SLPP), Ernest Koroma (All People’s Congress Party, APC) und Charles Margai, der zusammen mit PMDC (Peoples’ Movement for Democratic Change) seine eigene Partei ins Leben rief. Der bisherige Präsident Ahmad Tejan Kabbah durfte sich nicht aufstellen lassen.

Bereits vor der Wahl sorgte die Politik für Wirbel. So verbündete sich z.B. die APC, die vor dem Bürgerkrieg das Land regierte, mit den ehemaligen Todfeinden, der Revolutionären Vereinigten Front. Wie das Ergebnis zeigt, gelangte die grausame RUF nun sogar an die Macht. Viele wollten sich gegen die amtierende Partei wehren, auch wenn die Opposition nichts Besseres zu bieten hat.

Gerade junge Einwohner schieben dem Präsidenten Ahmad Tejan Kabbah die Schuld an Misswirtschaft und Armut in die Schuhe. Tatsächlich trug er nach dem Krieg einiges zur Stabilisierung des Landes bei, doch ist dieses nach wie vor das zweitärmste der Welt. Noch immer ist gewaltige Korruption an der Tagesordnung.

Fährt man durch den Staat, entdeckt man scharenweise herumlungernde Jugendliche ohne Arbeit. Im Bürgerkrieg vor fünf Jahren waren sie noch Kindersoldaten. Sechzig Prozent im Alter unter 35 haben keinen Broterwerb, etwa 67 Prozent der Erwachsenen sind Analphabeten. Noch sieht man deutlich die Spuren des Bürgerkrieges. In der Hauptstadt haust man in Slums, eine solide Stromversorgung gibt´s nicht, die Inflation wird vermutlich zum Jahresende zweistellig.

Auch während der Wahl sorgte die Politik für Aufregung. Kurz vor knapp suchte die SLPP die Verkündung der Ergebnisse noch zu verhindern, da die Wahl von Lug und Trug begleitet wurde. So gaben in manchen Wahlkreisen mehr Einwohner ihre Stimme ab als dort registriert waren, doch wurden diese Wahlkreise angeblich nicht gewertet. Doch die offizielle Bekanntgabe fand statt; Ernest Koroma ist nun mit 54,6 Prozent der Stimmen neuer Landespräsident.

Vermutlich wird die niedergeschlagene Opposition das Ergebnis nicht auf sich sitzen lassen. Lassen wir uns überraschen, ob sich in Sierra Leone durch diese Wahl endlich der ersehnte Frieden einstellt.

Übrigens: Ein Sondertribunal, unterstützt durch die UNO, machte einigen Kriegsverbrechern den Prozess, doch ist die Lage zwischen den einstigen Kriegsparteien nach wie vor kritisch. Grund genug, um Charles Taylor, ehemaliger Präsident von Liberia, statt in Freetown in den Niederlanden vor Gericht zu ziehen. Anklage besteht auf Waffenversorgung der Rebellen (RUF).