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Montblanc

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Besucheransturm am Montblanc

Müll und Fäkalien in der "unberührten Natur"

Massentourismus in den französischen Alpen

Ein verschneiter Berg, dahinter blauer Himmel, strahlender Sonneschein auf weißer Fläche … Unberührte Natur ohne menschliche Spuren, in der man mit Gott und sich selbst allein sein kann.

Nun, das war einmal. Ragte der Montblanc vor dreihundert Jahren noch unerklommen in den Himmel, stapfen nun Touristenmassen seine Flanken empor. Müll und Menschen zieren den Koloss, bringen Umweltschützer und Anwohner in Sorge.

Im Sommer 1786 bestiegen J. Balmat und G. Paccard als erste den 4808 Meter hohen Gipfel, nun macht es alle Welt nach. Man nennt es "den Montblanc machen". Das Abenteuer lockt, der Berg ruft!

Neben professionelle Bergsteiger erblickt man beim Aufstieg so offensichtliche Laien, dass man sich um ihre Gesundheit sorgen möchte. Erst vor kurzem erfroren vier Bergsteiger ohne Schlafsäcke und Schutzkleidung.

Entlang des Weges liegen menschliche Ausscheidungen; der Müll sammelte sich zu Bergen. Entfernt wird beides nicht von den Verursachern sondern von Umweltschützern (in diesem Frühling über zwei Tonnen).

Besteigt man in Saint-Gervais die Zahnradbahn, so blickt man nach einer Stunde von 2380 Metern auf die Landschaft hinab. Man passiert das erste Basislager, gelangt zum zweiten auf nahe 4000 Höhenmetern. Noch weiter oben stößt man auf Zelte, trotz des Verbots.

Die Landschaft ist ein Traum: schwarze Granitfelsen, weiße Gletscher, blauer Himmel.

Die mit unberührter Natur lockende Werbung wirkt allerdings fast ironisch, wo die Wirklichkeit doch mit so vielen Menschen konfrontiert, dass man während des Aufstieges kaum Zeit zum Stehenbleiben hat. Im Gänsemarsch stapft man den Berg empor. Wer pausiert, kann nicht überholt werden, denn die Gefahr, dabei einen Steinschlag auszulösen, ist zu groß. Also hält man durch bis zur nächsten Bucht, um den Hintermännern kein Hindernis zu werden.

Besuchermassen sorgen nicht nur bei Tieren sondern auch bei den Anwohnern für Stress. Erstere hoffen auf eine Veränderung, letztere fürchten sie ob ihrer Erwerbsquelle. Im Gespräch sind Anmeldepflicht und Eintrittskarten.

Allerdings, so unangenehm weniger Touristen auch wären, so runzelt man in den Städten dennoch die Stirn über die Besucher. An Sommertagen strömen allein nach Chamonix hunderttausend Touristen. Was wird in einigen Jahren noch von der unberührten Natur übrig sein?