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Béziers

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Heimische Vorbereitung auf Frankreich

Über Béziers ins Paradies

Verschlafenes Städtchen "lou Paradou"

Wieder in Hamburg versenkte ich mich in das eher theoretische Träumen. Ich studierte Bücher mit wertvollen Ratschlägen (wie z.B. "Lust auf Frankreich" und Frankreichimmobilien von O. Kirner), tippte den Extrakt in den PC, befragte Aussteiger und Einsteiger und setze mich – gut gerüstet, wie ich meinte – wieder in Bewegung.

Dieses Mal ging es nach Béziers, dem „Geheimtipp für Pfiffige“. Ich buchte gleich für drei Wochen, denn ich war mir ganz sicher: Das ist die ideale Stadt für mich!

Aber oh je – kein Pulsieren, kein Schwingen, nur verblasste Pracht, zugebretterte Fenster, erstaunlich viele dicke Menschen, Kerle mit dröhnenden Mopeds und Mädchen im „Unterhemd“, die hinter mir herkicherten, weil ich mit meinen weiten luftigen Gewändern nicht der aktuellen Mode entsprach; dass dort die Mehrzahl der Männer Gewänder trugen, irritierte sie weniger, denn an Araber hatten sie sich längst gewöhnt. Auch das ist Frankreich. Aber nicht das meiner Träume…

Keine Panik – im Gebiet um Béziers herum gibt es bestimmt noch viel zu entdecken und das wollte ich auch in aller Muße tun.

Erst aber wollte ich mir mal eben den Ort Lou Paradou ansehen – an sich nur, um dieses Thema abzuhaken, denn eine Wahrsagerin hatte mir den „ausgerechnet“…

Also fuhr ich (mit Gepäck für nur eine Nacht) und fuhr und fuhr und … die Gegend wurde immer öder, der Zug immer leerer, bis ich ziemlich bedeppert auf einem Bahnhof landete, an dem man weder einen Stadtplan, noch ein Taxi bekommen konnte. Man konnte mir noch nicht einmal eine Telefonnummer nennen, mit der ich eines hätte bestellen können.

So ganz nebenbei fotografierte ich die Vergrößerung einer alten Postkarte, die an der Wand hing. Kurz daraufhin kam der Bahnhofsvorsteher und brauchte mir strahlend eine Kopie von ihr (undenkbar in Hamburg)! Auch half mir die Tabaks-Frau von gegenüber ganz süß, indem sie einige ihrer Freunde anrief, bis einer die Taxinummer hatte. „Hallo“ dachte ich „Happy Chaos“! Hier ist nix geregelt. Deshalb ist man ständig im Austausch mit Menschen, die mit größtem Charme reagieren – und schon klappt alles!

Endlich am Hotel angekommen musste ich mehrmals klingeln, bis jemand öffnete – Siesta… das muss man hier wissen. Später wollte ich mir einen Stadtführer kaufen – gibt’s nicht, noch nicht einmal ordentliche Postkarten.

Dagegen ist im Hamburger Hauptbahnhof alles perfekt geregelt. Zwischen all dem Konsum-Terror und 1000 Menschen wird man genötigt, sich seine Billets am Automaten zu ziehen. Kein Anlass, mit jemandem persönlich zu reden. Das macht einsam – und man sieht es in den Gesichtern. Ich empfinde es wirklich als äußerst bedrückend, dass die Hamburger so muffig dreinschauen. Um das besser ertragen zu können, verteile ich hier folgende Kärtchen:

Ich schenke Ihnen ein Lächeln –
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Nicht jeder kann darüber lachen