Karneval in Rio

Größtes Ereignis der Stadt

Rio feiert von Samstag bis Mittwoch

Wer an Rio denkt, dem kommt unweigerlich der Karneval in den Sinn. Vier Tage der Ausgelassenheit stellen dann die Stadt auf den Kopf. Vier Tage, an denen die Bevölkerung für einen kurzen Moment ihre Überlebensprobleme vergißt. Alles scheint erlaubt, und die Grenzen zwischen den sozialen Klassen scheinen in einer riesigen kollektiven Abreaktion zu zerfließen.

Die Kehrseite der Medaille: jedes Jahr sind zwischen hundert und hundertfünfzig Tote zu beklagen. Messerstiche natürlich, aber vor allem Herzanfälle und Erstickungsopfer ...

Zwar blenden leicht Farbenpracht und Choreographie, aber häufig sind auch zumindet recht befremdliche, ja vulgäre und ordinäre Szenen zu beobachten.

Vom Anfang an

Der Karneval ist eine noch relativ junge Einrichtung, geboren aus dem Zusammenprall zweier Kulturen: jener der Schwarzafrikaner und jener der Portugiesen. Die Schwarzen steuerten ihre Musik und tänzerischen Rhythmen bei, die Portugiesen hatten in ihrem Reisegepäck eines ihrer Feste mitgebracht, den Entrudo, bei dem sie einmal im Jahr in eine heitere Ausgelassenheit gerieten. Die portugiesischen Kolonialisten vergnügten sich in ihren schönen Salons, die Schwarzen hatten derweil schon anläßlich religiöser Prozessionen Besitz von der Straße ergriffen. Von 1870 an gewöhnten sich alle daran, einmal im Jahr zu anfänglich unterschiedlichen Rythmen und Themen auf die Straße zu gehen (Märsche und Polkas für die Weißen, afrikanische Folklore für die Schwarzen), die aber allmählich verschmolzen.

Erst 1917 entsteht die erste Samba, ein Produkt der Liebe zur Musik: sowohl seitens der ehemaligen Kolonialherren wie auch der Sklavennachkommen. Im selben Jahr noch wurde die erste Sambaplatte aufgenommen. Diese technische Erneuerung rief in der Folge manch einen Komponisten auf den Plan und gab den Anstoß zur Bildung einer regelrechten Industrie. Zu Beginn der zwanziger Jahre entstanden Sambaschulen, und die ersten Wettbewerbe fanden 1933 statt.

Ablauf des Karnevals

Der Zeitpunkt des Karnevals richtet sich wie bei uns nach den Daten des (beweglichen) Osterfestes. Er findet meist im Februar (manchmal auch Anfang März) statt, regelmäßig von einem Samstag bis zum darauffolgenden Dienstag; am Mittwoch danach verkriecht sich ein jeder in seine Koje. Hier ein grobes Schema des Ablaufs:.
Samstag: Defilee der Blocos, kleiner Musikgruppen aus dem jeweiligen Viertel.
Sonntag: der große Tag! Aufmarsch der Sambaschulen, in drei Gruppen unterteilt. Der Umzug der ersten Gruppe ist der sehenswerteste und also der begehrteste, aber er ist auch der einzige, bei dem die Plätze bezahlt werden müssen. Er findet auf der Marquesa de Sapucai, im großen, von Niemeyer errichteten Sambódromo (Sambadrom) statt.
Montag: Darbietungen der Folkloregruppen aus dem Nordeste, der Frevos, Ranchos, usw. Eine verblüffende Sambadarbietung kann man im Teatro Opinio (oder Teatro Tereza Rachel) in der Rua Siquiero Campos 143 in Copacabana miterleben.
Dienstag: Aufmarsch jener Schulen, die am Sonntag gewonnen haben. Mit von der Partie sind »Alegorias«, große mit Allegorienbildern geschmückte Wagen. Fast 200.000 Menschen schauen dem Defilee der Schulen der ersten Gruppe zu, während 50.000 aktiv daran teilnehmen.