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Grüne Lunge

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Das Territorio Amazonas

Teil der globalen grünen Lunge

Einzigartige Flora und Fauna

Knapp 180.000 km2 machen das Territorio Amazonas zum zweitgrößten Bundesstaat Venezuelas; mit 56.000 Menschen hat er allerdings die geringste Einwohnerzahl aufzuweisen. Im Westen begrenzen Río Orinoko und Río Atabapo sowie die kolumbianische Grenze das venezolanische Territorium. Der Río Negro, in Venezuela Río Guainía genannt, bildet als südliche Westflanke die Staatsgrenze zu Brasilien. Nach Süden hin stößt der Tieflandregenwald auf den zweithöchsten Gebirgszug Sierra Neblina, der 2.940 m erreicht und ebenfalls eine natürliche Grenze zu Brasilien bildet. An der Ostgenze zu Brasilien schließt sich die Sierra Parima an.

Das Territorio Amazonas besteht überwiegend aus Regenwald bzw. Tieflandregenwald im südwestlichen Teil und dem Schwarzwasserflußgebiet des Río Negro. Er ist Teil der globalen grünen Lunge, die in den brasilianischen Regenwald übergeht. Durch Brandrodung sind auch auf venezolanischer Seite wüstenähnliche Landstriche entstanden. Verantwortlich dafür waren ein Siedlungsvorhaben in den sechziger Jahren und das Eindringen der Goldsucher. Letztere verseuchen die Flüsse mit Quecksilber und hinterließen gewaltige Gruben, die sich mit Regenwasser füllen und eine ideale Brutstätte für Moskitos abgeben. An einigen Stellen prägen Tafelberge und Feuchtsavannen das Landschaftsbild. Das Ufer des Orinoko säumen z.T. schwarze Granitfelsen (lajas).

Flora und Fauna im Territorio Amazonas ...

... sind einzigartig. Einen Ausflug in den Dschungel sollte aber nur wagen, wer keine Angst vor den unzähligen Insekten hat. Diego de Ordaz verschlug es 1531 auf der vergeblichen Suche nach dem legendären El Dorado in diese Gegend, und einige Jahre später befuhren Sklavenhändler das Flußsystem. Anno 1800 bereiste Alexander von Humboldt das Amazonasgebiet und entdeckte die Verbindung zwischen Amazonas und Orinoko: über die Flüsse Río Negro und Río Casiquiare.

Weit verstreut leben dort bis zum heutigen Tag Indianerstämme, von denen einige bereits seßhaft sind und kleine Urwaldflächen roden, um sie mit Feldfrüchten zu bebauen. Das ist sogar zwei bis drei Jahre lang möglich, bis tropischer Regen die Humusschicht wegspült oder diese ausgelaugt ist und nur harter, roter Lateritboden zurückbleibt, den sich der Sekundärurwald erst nach Jahren wieder einverleibt. Andere Indianervölker, wie z.B. die Yanomami, ziehen noch als Normaden durch den Urwald und leben ausschließlich von der Jagd, wobei sie die Staatsgrenze zu Brasilien, welche ja die Weißen künstlich zogen, nicht respektieren. Die Indianerstämme setzen sich aus mehreren ethnischen Gruppen zusammen, die jeweils eine andere Sprache sprechen und kulturell unterschiedlich sind. Während Farmer sie bedrängten und ihnen ihr Land raubten, ruinierten die Goldsucher ihren Lebensraum mit Quecksilber. Wissenschaftler stellen neugierige Fragen und ziehen bisweilen falsche Schlüsse, während Missionare unentwegt Bekehrungsversuche unternehmen. Selbst die venezolanischen Politiker versuchten bis weit in die siebziger Jahre, die Indianer in die weiße Gesellschaft „zu integrieren“.

Anreise und Genehmigungen

Nach Puerto Ayacucho, Hauptstadt des Territorio Amazonas, führen alle bereits beschriebenen Strecken über San Fernando de Apure. Eine weitere, die sich zehn Stunden hinzieht, führt von Ciudad Bolívar zum Ziel. Wer den direkten Weg von Caracas aus einschlagen möchte, sollte das Flugzeug vorziehen, weil die Anfahrt mit dem Mietwagen bzw. mit dem unbequemen Bus vierzehn Stunden in Anspruch nimmt. Sollte man sich nicht pünktlich an den jeweiligen Fährstationen einfinden, muß mit langen Wartezeiten oder sogar einer unfreiwilligen Übernachtung gerechnet werden.

Das dünnbesiedelte und weitgehend unerschlossene Amazonasgebiet wurde Ende der siebziger Jahre offiziell unter Naturschutz gestellt, so dass Urlauber für einen Ausflug eine Reihe von Genehmigungen benötigen. Als erstes braucht man eine Erlaubnis der Naturparkbehörde INPARQUES in Caracas, um die Nationalparks betreten zu dürfen. Wer einen Indianerstamm besuchen möchte, benötigt eine weitere Genehmigung der Indianerbehörde ORAI in Caracas, und wer die von den Hauptstraßen abzweigenden Schotterpisten befahren möchte, muß die Erlaubnis der Distriktverwaltung in Puerto Ayacucho vorweisen können. Örtliche Reiseveranstalter besorgen alle erforderlichen Genehmigungen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass die Ausflugspreise in den Urwald oder zu den Indianerstämmen gesalzen sind. Dabei handelt es sich keineswegs um gemütliche Spazierfahrten, sondern um Unternehmungen mit Expeditionscharakter. Hohe Luftfeuchtigkeit gesellt sich zu einer oft unerträglichen Hitze und zu Angriffen von Stechfliegen.