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Juwel

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Guayana-Hochland

Tafelberg Auyán-tepuy - Venezuelas Juwel

El Dorado der Gold- und Diamantenminen

Venezuelas größter Bundesstaat trägt den Namen des Nationalhelden Simon Bolívar und deckt sich mit dem Guayana-Hochland, das nicht mit dem Nachbarland „Guyana“ zu verwechseln ist, wie es in spanischsprachigen Kartenwerken geschrieben wird. Im deutschsprachigen Atlas schreibt sich das Nachbarland allerdings auch Guayana. Mit seinen rund 238.000 km2 nimmt der Bundesstaat im Südosten rund ein Viertel Venezuelas ein. Das Hochland ist eine wellige von Flüssen zerklüftete Savannenlandschaft, 500-1.500 m über dem Meeresspiegel. Hier sind die meisten der 115 Tafelberge des Landes zu finden, Reste eines 3.000 m hohen Gebirges, das sintflutartige Regenfälle in Millionen von Jahren abgetragen haben.

Venezuelas Juwel ist der Tafelberg Auyán-tepuy mit dem höchsten Wasserfall der Welt. Das nahegelegene Camp steht nur zahlungskräftigen Urlaubern offen; eine vorzügliche »Dollarmine«. Das Ersteigen der meisten Tafelberge war lange Zeit in Begleitung indianischer Führer möglich. Die Nationalparkbehörde erlaubt z.Zt. allerdings den Aufstieg – offiziell aus Umweltschutzgründen – nur noch in Ausnahmefällen. Militärposten wachen vor den Zugängen der wenigen, zu Fuß überhaupt bezwingbaren Tafelberge. Auch Hubschrauber erhalten keine Landeerlaubnis mehr. Nur Gruppen bis zu vier Personen „mit berechtigtem Interesse“ erhalten nach langen Behördenwegen und etwas Glück Ausnahmegenehmigungen.

El Dorado, das die Spanier einst suchten, hier ist in Gestalt von Gold- und Diamantenminen sowie riesigen Eisenerz- und Aluminiumvorkommen zu finden. Derzeit experimentiert die Behörde mit einer neuen Form des Fremdenverkehrs: dem Industrietourismus mit Besichtigungsprogrammen für Familien, Studenten und Urlauber. Ein weiterer Naturschatz sind die Flüsse, aus deren Wasserkraft Venezuela seinen gesamten Strombedarf deckt.

Massentourismus ist hier noch ein Fremdwort: in der Weihnachtszeit steuern nur vereinzelt Venezolaner ihren Jeep durch die Gran Sabana, um bei einem der zahlreichen Wasserfälle zu baden. Der Orinoko durchzieht mit seinen vielen Nebenarmen die ganze Provinz. An den Flüssen wachsen Galeriewälder, während die Ebenen mit einzelnen Morichepalmen bestanden sind. Ein besonderes Naturschauspiel vespricht das Zusammentreffen des Weißwasserflusses Orinoko mit dem Schwarzwasserfluß Caroní.

Weit über das unermeßliche Hochland verstreut hausen noch Indianerstämme. Katholische Priester, die sich in einigen Indianerdörfern niedergelassen haben, sind im Begriff, mit ihrem Missionierungseifer eine ganze Kultur zu zerstören bzw. haben sie schon zerstört. Nur ein Indiz dafür ist, dass die Namen der Wasserfälle und Ortschaften sich in der Indianersprache mit dem Buchstaben »K« schreiben und nicht mit »C«, wie es die spanischen Priester für richtig halten. Die Indianer leben vom Fischfang, der Jagd und dem Ackerbau. Diejenigen, die am Fuß der Tafelberge wohnen, bieten sich als ortskundige Führer an. Die Tafelberge, die in ihrer Sprache »tepuys« heißen, stellen für sie die Wohnstätten der Götter dar. Doch huldigen manche Indianer inzwischen mehr den grünen Dollarnoten, als dass sie ihren Göttern Respekt zollten, und weisen zahlungskräftigen Fremden die geheimen Pfade hinauf zum Plateau. Indianer aus Siedlungen nahe der Hauptstraßen oder markanter Wasserfälle haben Hütten errichtet, um sie an Touristen zu vermieten, oder betreiben Restaurants.

Ein Wort zur Ausländerpolitik des venezolanischen Staates, der mit illegalen brasilianischen Einwanderern zu kämpfen hat, die sich im Süden des Bundesstaates Bolívar als Goldsucher betätigen: deren Arbeitskraft ist zwar erwünscht, aber die offiziellen Stellen befürchten eine schleichende Unterwanderung, die sich bei eventuellen Gebietsansprüchen Brasiliens negativ auswirken und die Venezolaner vor vollendete Tatsachen stellen könnten.

Achtung: von Puerto Ordaz bis zum Kilometer 88 und von Santa Elena de Uairén bis Icabarú sowie in den Minengebieten grassiert die Malaria! Zwei Drittel aller Todesopfer durch Malaria sind laut Statistik im Bundesstaat Bolívar zu beklagen. Eine Impfprophylaxe ist daher dringend anzuraten.

Anreise

In den Bundesstaat Bolívar führen mehrere Fernstraßen. Von Caracas braucht der Direktbus neun Stunden bis Ciudad Bolívar, von Maturín benötigt er gute vier Stunden bis Ciudad Guayana. Außerdem erreicht man das Hochland über Caicara. Die, von den beiden Großstädten einmal abgesehen, extrem dünn besiedelte Region wird von nur vier Hauptverkehrsstraßen erschlossen. Eine Strecke führt von Caicara über Ciudad Bolívar nach Ciudad Guayana. Von den beiden Städten führen Straßen an der Westseite des großen Stausees vorbei bis La Paragua. An der Ostseite verläuft eine Straße bis nach El Manteco. Die interessanteste und längste Straßenverbindung reicht von Ciudad Guayana bis zur brasilianischen Grenze. Die Nebenstrecken sind unbefestigt, meist nur mit dem Jeep befahrbar und reichen nur im nordöstlichen Teil des Bundesstaates weit ins Landesinnere hinein. Starke Regenfälle machen diese Sandpisten oft unpassierbar. Weil hier kaum Verkehr herrscht, ist es ratsam, mit zwei Fahrzeugen aufzubrechen, damit man sich bei Pannen gegenseitig helfen kann.