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Erster Lichtblick

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Verteilung der Erdöleinnahmen

Erste Schritte in Richtung Wohlstand?

Bis 1941 verteilten die Machthaber die Erdöleinnahmen höchst einseitig. Die Diktatoren Gómez (1908 - 1936) und Contreras (1936 - 1941) sowie deren Familien und Freunde bereicherten sich. Die Bevölkerung partizipierte in keiner Weise. Erst der Diktator Isaías Medina Angarita (1941 - 1945) begann, die Einnahmen in einen Fond zu leiten, um eine nationale Industrie aufzubauen und eine Agrarreform durchzuführen.

Nach dem ersten Staatsstreich (1945) durch junge Offiziere, die Betancourt von der Partei »Acción Democrática« (AD) als vorläufigem Präsidenten zur Macht verhalfen, stiegen die Importe, so dass die heimische Industrie einer Subventionierung bedurfte. Das Wachstum der einzelnen Branchen war von der Möglichkeit des unmittelbaren bzw. mittelbaren Zugriffs auf die Erdölerlöse abhängig und nicht von der Marktentwicklung. Dies führte zu Fehlentwicklungen in der Industrie. Soziale Konflikte lösten die Machthaber über die Umverteilung der Einnahmen, um das politische System nicht zu gefährden.

Der zweite Staatsstreich (1948) erfolgte durch drei Generäle, Llovera, Jiménez und Chalbaud, von denen Jiménez 1952 die Macht übernahm und die Petrodollars in staatliche Vorhaben lenkte und somit dem Land zum Aufschwung verhalf. Er veranlaßte den Bau der achtspurigen Autobahnen sowie der großen Bürogebäude. Jiménez ließ auch das Fünf-Sterne-Hotel Humboldt auf dem Avila-Berg erbauen sowie die Drahtseilbahn, veranlaßte aber auch, die Hütten der armen Bevölkerung plattzuwalzen und schenkte ihnen dafür Eigentumswohnungen in Hochhäusern. Die Menschen nahmen ihre Hühner und Schweine mit in die Wohnungen, wie sie es von ihren Hüttensiedlungen her gewohnt waren. Sie konnten nicht mehr mit dem Nachbarn über dem Zaun sprechen und auch nichts mehr anpflanzen, so dass sie schon bald aus den völlig heruntergekommenen Wohnungen wieder auszogen. An den Straßenbauprojekten wurde Tag und Nacht gearbeitet. Das Militär überwachte dabei die Arbeiter, damit sie nicht zu lange Pause machten. Dieser modernen Form des Sklaventums unterwarf sich das Volk nicht länger und stürzte Pérez Jiménez im Jahre 1958, als ihm jemand nachwies, das Resultat einer Volksabstimmung gefälscht zu haben.

Venezuela fand dann zur Demokratie, einer der stabilsten in Lateinamerika, zurück, die bis heute anhält. Die Regierenden schufen ein System aus Subventionen, Krediten zum Vorzugszins und begünstigten Zollsätzen. Jeder konnte aus diesem System seine Vorteile ziehen. Ein effizientes und konsequentes Steuerrecht fehlte, so dass der Staat von den Einnahmen aus dem Erdölgeschäft abhing. Die Militärs respektierten die demokratischen Spielregeln, da sie ausreichend Kriegsgerät erhielten, mitsamt ihrer Familien sozial abgesichert waren sowie ein hohes gesellschaftliches Ansehen genossen. Nach ihrer Dienstzeit wurden hohe Militärs in Verwaltung oder öffentliche Unternehmen übernommen.

Die Öleinnahmen flossen nun in den Staatssektor, der sich aufgebläht hatte und ein Viertel der erwerbstätigen Bevölkerung beschäftigte. 1980 zählte man vierzig öffentliche Unternehmen und dreißig Kreditinstitute, von denen die meisten nicht rentabel waren und Verluste auswiesen. Der Staat verlor die Kontrolle, da diese Unternehmen am Kapitalmarkt kurzfristig Kredite aufnehmen konnten, ohne es der Regierung anzuzeigen. Die Regierung sah sich 1981 gezwungen, internationale Banken um Hilfe zu bitten, um das Ausmaß der Schulden herauszufinden. Ab 1982 kam es zur ordentlichen Registrierung.