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Chinatown, Nob Hill

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Chinatown und Nob Hill

Zum Eisenbahnbau waren bekanntlich zehn- bis zwölftausend Chinesen von der Central Pacific angeworben worden, da wegen Bürgerkrieg und Goldrausch keine einheimischen Arbeitskräfte verfügbar waren. Man hatte diesen »unmännlichen« Wichten erst nur Tätigkeiten als Hausdiener oder Koch zugetraut, aber sie gingen so emsig zu Werke, dass der Bau statt geplanter vierzehn Jahre nur derer sieben dauerte. Dies sicher, weil es sich bei Tee und Chop Suey besser malochen läßt als bei Wiskey oder anderen Feuerwässern, die dicke Köppe zur Folge haben, und »baked beans«, die Rumoren in den Eingeweiden erzeugen, denn das grauslige Blähungen verhindernde »Beano« – s. allgemeiner Teil – war noch nicht erfunden. Da der Nachschub unverbrauchter Arbeiter billiger kam als die Verbesserung der jämmerlichen Lebensbedingungen, ließen viele dabei ihr Leben.
Die Eisenbahn eröffnete Kalifornien, besonders der Landwirtschaft, den Markt im Osten und brachte weitere Einwanderer, die aber feststellen mußten, dass die Bergwerke erschöpft und auch immer weniger Arbeit vorhanden war. Zusätzlich strömten von Westen weitere 30.000 Chinesen ein. Bei wachsender Arbeitslosigkeit kam es zu schweren Verfolgungen der Chinesen, die ab 1882 gar nicht mehr einwandern durften. Von einer »Für-Ausländer-Kampagne« ist uns nichts bekannt, dafür aber von erniedrigenden Aufenthalten und peinlichen Befragungen auf der Gefängnisinsel Angel Island, dem Gegenstück von Ellis Island in New York.

Zur Stärkung ihres Zusammenhaltes und zum Schutz vor Verfolgung schlossen sich die Chinesen in drei Verbänden zusammen: den »Huiguan«, einer Art Stadtviertelverband, befaßt mit Arbeit, Erziehung und medizinischer Versorgung, die »Gongso«, eine Art Sippenverband und Familienersatz von Männern gleichen Nachnamens, gegründet, weil es ihnen bis nach dem Zweiten Weltkrieg verwehrt war, ihre Familien nachzuholen. Ferner die »Tongs«, eine Art Brüderschaft, die auch Geheim- und Spielerbünde einschließt.

Zum Dank, dass sie für ihre weißen Erste-Klasse-Mitbürger in den Krieg gezogen waren, schenkte Onkel Sam ihnen die amerikanische Staatsbürgerschaft, ließ sie sich gnädigerweise in der Heimat ein Weib suchen – bis dahin entfiel eines auf einundvierzig Mann – und sich mit ihm in den USA niederlassen und mehren.

Zwischen 1982 und 1990 zogen bereits zehntausend Hongkongchinesen in die Stadt, meist Mitglieder der reichsten Familien aus der Kronkolonie, die den einheimischen Chinesen Konkurrenz machen und von ihnen wenig geliebt werden. Da Zaster aber grundsätzlich immer erwünscht ist, sind die Einwanderungsbeschränkungen von dieser Gruppe leicht zu meistern.

  • Jede Menge chinesischer Läden, Kinos und Restaurants (s. auch Kapitel »Restaurants«). Auf der Stockton Street wird knochentrockener Fisch gehandelt. Finden wir gut; ist doch bestimmt auch billiger, weil er weniger wiegt. Die Chinesen geben eigene Zeitungen heraus, dies ärgerlicherweise in einer Geheimschrift, damit wir´s nicht lesen können. Gemeinheit! Sogar stilgerechte Straßenlaternen und Telefonzellen wird man bemerken. Nicht versäumen, den ungewöhnlichen Portikus in der Grant Avenue (und Bush) in Augenschein zu nehmen. Haben wir doch auch schon mal im Londoner Soho gesehen, was wieder von unserem Kosmopolitismus, oder so, zeugt.
  • Chinese Historical Society of America Museum: 650 Commercial St., T. 391-11 88. Dienstags bis samstags von 13-17h geöffnet. Ausstellung über die Geschichte der Chinesen im amerikanischen Westen und in San Francisco und zahlreiche interessante Fotografien.
  • Ein ebenso originelles wie preiswertes Geschenk: in der Grant St. den eigenen Namen oder den eines Freundes in Kanji, chinesischen Schriftzeichen, zu Papier bringen zu lassen.
  • Für Frühaufsteher gibt´s angeblich im Park an der Clay Street mitten in Chinatown Karate- und andere Kampfsportvorführungen; allerdings um 5h morgens. Fotoapparat besser zu Hause lassen: der Bandenkrieg wütet noch immer in San Francisco. Es sei denn, man hat eine gute Reisegepäckversicherung abgeschlossen, aber da kriegt man ja in der Regel auch nur 10 bis 30% des Anschaffungswertes. Die wissen schon, warum.
  • Architekturbegeisterte sollten sich die Old Chinese Telephone Exchange-Bank of Canton, 743 Washington St., ansehen. Prachtvoller Bau aus dem Jahre 1909. Desgleichen die Ying on Labor and Merchant Association, 745 Grant Ave., mit einer dekorativen chinesischen Fassade.

    Eine große, pittoreske Freske mit Musikanten findet sich an der Kreuzung von Columbus Street und Broadway.
    Nobhill ist ein Viertel, das, grob gesagt, im Norden vom Broadway, im Süden von der Bush Street und von Osten nach Westen von der Powell und der Van Ness Avenue begrenzt wird. Es handelt sich hierbei um einen der berühmtesten Hügel der Stadt.