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Ur- und Frühzeit

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Korsika: Von der Vergangenheit bis ins 20 Jahrhundert

Die Frühzeit: Griechen, Ligurer und andere

Aufgrund seiner exponierten Lage im Mittelmeer, jahrhundertelang kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Alten Welt, hat Korsika einige Wogen abbekommen. Im Vergleich zum südeuropäischen Festland weist es jedoch einige der Insularität geschuldete Besonderheiten auf: so lebten vor dem Jahr 700.000 (!) nur wenige Säugetiere auf der Insel. Bären und Füchse gibt es seit zehn- bis fünfzigtausend Jahren, den Menschen übrigens auch. Anfangs ernährte sich dieser von Hasenbraten und Muschelmenüs, was wir auch gerne täten. Auf die Dauer vielleicht ein wenig eintönig ...

Der erste Korse läßt sich an der Küste nieder; seine Frau lebt ungefähr vierzig Jahre. Ihr Grab ist im Süden der Insel zu finden: sie wird daher die »Dame von Bonifacio« genannt und darf sich als Großmutter aller Korsen fühlen ... Mit der Radiokarbonmethode läßt sich das Skelett auf 6570 v.Chr. datieren. Jahrhunderte später haben ihre Ururenkel keinen Appetit mehr auf Muscheln; sie beginnen mit dem Weizenanbau und legen terrassenförmige Felder an. Den nötigen Dünger liefert das Vieh; Werkzeuge werden aus sardischem Obsidian gefertigt. Man sucht sich seine Götter: gewiß die Sonne und die obligatorische, beleibte Muttergottheit. Um 3000 v. Chr. halten die Inselbewohner Schweine, Rinder und Schafe. Sie weben Wolle. Aus Kupfer schmieden die Korsen scharfe Pfeilspitzen, unentbehrlich bei Blutrachen ...

Die korsische Frühzeit bringt etliche Dolmen, Menhire und andere Megalithkonstruktionen hervor. Grabmale und Tempel im Freien sind jetzt der letzte Schrei. Das Alignement von Palaggiu mit über zweihundert Monolithen zählt zu den bestbestückten im westlichen Mittelmeerraum. Unterdessen lockt Korsika die prähistorischen Seefahrer an. Und halst sich damit eine Menge Ärger auf ... Um 7000 v. Chr. ist es eine Gruppe von Liguren.

Zweitausend Jahre später wird der Süden überrannt – Sardinien liegt einfach zu nah. Und wie reagieren die Korsen? Sie verlassen den Küstensaum und die Ebenen, um sich ins sichere Gebirge zurückzuziehen. Um 1600 v. Chr. taucht ein neues Volk auf der Insel auf, dessen Bronzeschwerter die Schleudern der Einheimischen zum Schweigen bringen. Vermutlich ein Ableger der Meeresvölker, jener indoeuropäischen Seefahrer, die im Mittelmeerraum Piraterie betreiben. Ihre Tempel sehen aus wie Türme, und so werden sie Torreaner genannt.

Obwohl alle Seefahrer die große Insel kennen, können sie sich nicht über ihren Namen einigen. Die Griechen nennen sie Kalliste, die »Schöne«, Terapné oder auch Tyros. Andere wiederum ziehen die Bezeichnung Cyrnus vor, nach einem der Söhne des Herkules, der sich der Legende nach auf Korsika niederließ. Was nun die Herkunft des Namens Corsica betrifft, so hat es tausenderlei Erklärungsversuche gegeben. Herangezogen wurden z.B. ein gewisser Corsus, Eroberer aus Rom, der sogar Ajaccio gegründet haben soll (lat. ad jaceo, »hier ruhe ich«), oder Corso, ein Gefährte des Äneas. Er soll die Prinzessin Sica, Schwester des Prinzen Sardo, entführt haben. Deren Kinder heißen natürlich Ajazzo, Alero usw. Bemüht wurde von den Ethymologen ferner eine ligurische Abenteuerin, Corsa-Bubula, welche die Insel berührt haben soll, nachdem sie einem schwimmendem Stier gefolgt war ...

Einige Historiker sind der Ansicht, dass die ersten Römer die Ureinwohner mit einem Dolch um den Hals vorfanden: Corsica käme dann von cors (Brust) und sica (Dolch). Zu guter Letzt wird dem Namen Corsica noch eine Verwandschaft zum keltischen Corsog, das soviel wie Sumpf bedeutet, nachgesagt.

Letzte Meldung: auf Phönizisch soll die Silbe Ker Vorgebirge bedeutet haben. Was sollte phönizischen Seefahrern auch mehr aufallen als die Vorgebige rund um die Insel, wo man nur rasch Honig, Holz und Sklaven rafft, wieder Segel setzte und bei Umschiffung des nächsten Ker böse Windüberraschungen gewärtigen mußte? Achtung vor Ker! Griechen beachteten den Hinweis, doch sagten sie´s, wie erwähnt, wohltönender: Cyrnos. Die Römer dann Corsica.
Eines ist jedoch sicher: die »Insel der Schönheit« war bei Iberern und Kantabrern gleichermaßen beliebt.